Autor Thema: Weird Scenes Inside a Law Firm  (Gelesen 555794 mal)

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Offline simplemachine

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2400 am: 30. Mai 2020, 16:43:41 »
Strafandrohungen werden eben erst optimal wirken, wenn im Staat mittels fortgeschrittener technischer Möglichkeiten der Überwachung und Aufklärung ein Täter fast mit Sicherheit davon ausgehen muss, erwischt zu werden. Wer klaut beispielhaft heute noch ein Handy, wenn das Ding mit GPS ortbar ist. Ich bin kein großer Fan des zunehmenden Überwachungsstaats, aber im Bereich Kriminalität hat er Potential.

Offline schnorchel

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2401 am: 31. Mai 2020, 09:15:59 »
wenn (...) ein Täter fast mit Sicherheit davon ausgehen muss, erwischt zu werden.

Es mag etwas idealistisch anmuten, aber ich denke, letztlich hängt es weniger davon ab, wie wahrscheinlich man erwischt wird, sondern davon, wie einprägend, wie zeitnah, wie heftig und dabei in Relation zu anderen Strafen sanktioniert wird.
Und schon lange vorher, wie wertschätzend eine Gesellschaft mit sich und ihren Mitgliedern umgeht. Sich einerseits kümmert und Freiräume gewährleistet, anderseits Regeln und Grenzen definiert, und dafür sorgt, daß die respektiert werden und so in jedermanns Rechtskanon verankert sind.

Dauerhaft ausbleibende Wertschätzung zieht früher oder später Konsequenzen nach sich, indem das Geringgeschätzte sich die Wertschätzung anderweitig besorgt, gegebenfalls auch mit Gewalt. Insofern bedeuten konsequent und zeitnah angewendete Sanktionen gelebte Wertschätzung, zeigen sie doch, daß jedermann, auch vermeintlich Schwachen angemessene Wertschätzung zusteht und diese wiederherzustellen ist, indem man dem Täter die für seine Handlung passende Wertschätzung entgegenbringt. Ob das Geschehen gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm wahrgenommen wird, spielt hier keine Rolle. Entscheidend ist, daß überhaupt etwas geschieht. (vgl. auch 'Spiele der Erwachsenen' von Eric Berne, in etwa: Leute provozieren im Endeffekt fruchtloses Geschehen, weil sie währenddessen wenigstens die Illusion von Wertschätzung erleben, und sie mangels effektiverer Methoden sonst emotional zugrundegingen.)


Wenn man sich nicht ausreichend um seine Gesundheit kümmert, kommt das früher oder später als Krankheit zurück, und dann muß man sich kümmern, dazu noch mit wesentlich schlechteren Voraussetzungen.

Wenn man seinen Kindern zu wenig oder unpassende Beachtung schenkt, obwohl sie danach hungern, sie sich also nicht adäquat gewertschätzt fühlen, erzwingen sie sich die Beachtung (oder schädigen sich selber) irgendwann auf andere, drastischere Weise.

Wenn eine Gesellschaft das zugegebenrmaßen mitunter mühsame Achten aufeinander vernachlässigt und stattdessen wartungsarme Geräte aufstellt; sich ins Private zurückzieht und die anderen (= den Nächsten, den man lieben soll, wie es so schön heißt) sich selber überläßt; Geborgenheit spendende Verbindlichkeit durch kühle Kosten-Nutzen-Rechnungen ersetzt, und alles cool und anonymer wird, dann verursacht das ein Wertschätzungsvakuum, welches danach drängt, sich zu füllen. Je dringlicher wahrgenommen, umso heftiger in den Maßnahmen.


In dem beschaulichen Geburtsort meines Vaters war, seit ich denken kann und wie meine Altvorderen es schilderten,  der übliche Umgang miteinander herzlich, anteilnehmend, respektvoll. Man konnte einander vertrauen, zum Beispiel hat niemand jemals sein Fahrrad abgeschlossen, egal wo er es wie lange abstellte. Dies war bis weit in die 70er Jahre.

Dann aber beschloß der Gemeinderat, sich wirtschaftlich als Kurort aufzubauen und ging dafür ans Eingemachte. Man beraubte den Ortskern seiner Seele, indem man die über Jahrhunderte gewachsene malerische Altstadt zur Hälfte abriß und dort gesichtslose, vermeintlich großstädtisch-moderne Ladenzeilen hinkotzte, ergänzt um ebenso gesichtslos-anonyme Begegnungsplätze, die vor sich hinverwahrlosten. Um sie nach wenigen Jahren wieder abzureißen und durch andere hingerotzte Architektur zu ersetzen, und zusätzlich Kameras zu installieren.

Ihr ahnt es, irgendwann wurde erstmals ein Fahrrad gestohlen. Das war Ortsgespräch. Aber wurde bald wieder überlagert vom laufenden wirtschaftlichen Umbau und schließlich hingenommen als Preis der Entwicklung. Mittlerweile ist der Ort gesichtslos gewuchert wie die vielen anderen gesichtslosen im Lande, mit denselben gesichtslosen Gewerbegebieten am Ortsrand und derselben gesichtslosen Kriminalitätsrate wie anderswo.


--
Edit: Tipfehler bereinigt
« Letzte Änderung: 31. Mai 2020, 14:55:44 von schnorchel »

Primus Flavius Fosssa

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2402 am: 31. Mai 2020, 19:47:51 »
Eine schmerzhafte Bestrafung des Täters drückt aber auch eine Wertschätzung des Opfers aus, halten zu Gnaden!

Offline schnorchel

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2403 am: 31. Mai 2020, 23:27:32 »
Durchaus. Ich wüßte nicht, wo ich das in meinem Post bestritten hätte.

Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2404 am: 01. Juni 2020, 07:12:30 »
Kriminalität ist in Wirklichkeit nur eine Verschwörung des Vatikans und der Freimaurer, um Anwälte reich zu machen.
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Offline simplemachine

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2405 am: 01. Juni 2020, 15:38:17 »
Insofern bedeuten konsequent und zeitnah angewendete Sanktionen gelebte Wertschätzung, zeigen sie doch, daß jedermann, auch vermeintlich Schwachen angemessene Wertschätzung zusteht und diese wiederherzustellen ist, indem man dem Täter die für seine Handlung passende Wertschätzung entgegenbringt.

Das Problem ist nur, dass Straftäter ihre "Wertschätzung" in Form von Sanktion zumeist gar nicht haben wollen. Sonst könnten sie sich ja stellen, gestehen und auf Rechtsmittel verzichten, um schnellstmöglich in deren Genuss zu kommen  :iro.


Wenn eine Gesellschaft das zugegebenrmaßen mitunter mühsame Achten aufeinander vernachlässigt und stattdessen wartungsarme Geräte aufstellt; sich ins Private zurückzieht und die anderen (= den Nächsten, den man lieben soll, wie es so schön heißt) sich selber überläßt; Geborgenheit spendende Verbindlichkeit durch kühle Kosten-Nutzen-Rechnungen ersetzt, und alles cool und anonymer wird, dann verursacht das ein Wertschätzungsvakuum, welches danach drängt, sich zu füllen.

Zumindest in der Großstadt sind die Mechanismen aber ja so. Längst nicht jeder kann oder will in einer ländlichen Idylle mit unangeschlossenen Fahrrädern wohnen, wo jeder jeden kennt und niemand außen vor ist. Im Gegenteil, der Trend geht ja überall mehr hin zur Landflucht und zum urbanen und anoymen Lifestyle. Man kann sich  aber schlecht um Leute in der Nachbarschaft kümmern, die man überhaupt nicht kennt und die einen auch gar nicht kennenlernen wollen, weil reale Kontakte zu anstrengend sind und man viele "Freunde" in social Media hat. Mit einer derartigen Gesellschaft muss man aktuell bis auf weiteres umgehen. Und auch mit denen, die aufgrund dieser Verhältnisse irgendwann "auffällig werden", wie es in der Sprache der Strafverfolgungsbehörden heißt.

Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2406 am: 03. Juni 2020, 14:24:12 »
Ich steh ja total drauf, wenn Mandanten vor mir sitzen und mir einen ungeöffneten Brief "ihres" Gerichtsvollziehers von Anfang Mai hinlegen, und ich dem Umschlag dann die Kopie eines zivilrechtlichen Haftbefehls entnehme mit dem freundlichen Hinweis, daß er die Verhaftung noch abwenden kann, wenn er bis spätestens Anfang letzter Woche seine Schulden begleicht oder zur Vermögensauskunft antanzt...  :P
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Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2407 am: 03. Juni 2020, 14:25:55 »
Eine schmerzhafte Bestrafung des Täters drückt aber auch eine Wertschätzung des Opfers aus

Echt jetzt?

Was kommt als nächstes, punitive damage wie bei den Amis?
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Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2408 am: 03. Juni 2020, 14:31:02 »
Wer klaut beispielhaft heute noch ein Handy, wenn das Ding mit GPS ortbar ist.

Ich hätte hier einen halben Meter Akten, bei denen Du meine Kundschaft fragen kannst, was sie sich bei dem Scheiß gedacht haben.

Antworten:

A: Nix

B: Nix

C: Ich brauchte Kohle für Stoff und bin das Ding nicht schnell genug losgeworden

D: nix

E: Ich fand das Handy geil und hatte kein Geld, mir das zu kaufen

F: Ich fand das Handy geil, aber im Laden stand nur ein Dummy / war zu gut gesichert, um es zu klauen

G - Z: Nix

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Primus Flavius Fosssa

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2409 am: 03. Juni 2020, 14:34:20 »
Es ist kein gutes Gefühl, zum Beispiel zusammengeschlagen zu werden, und die Täter werden laufen gelassen.
Die Botschaft, die ankommt, ist dann:
"Du bist uns scheißegal."
Und wenn Du es aus gesellschaftlicher Sicht brauchst: Dieses "scheißegal" kommt natürlich zurück. Wer das (zu oft) erfahren hat, gehört nicht mehr dazu.

Offline DieFrau

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2410 am: 03. Juni 2020, 14:44:25 »
Echt jetzt?

Was kommt als nächstes, punitive damage wie bei den Amis?

Nein, die Todesstrafe.
Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat!...Einstein

Primus Flavius Fosssa

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2411 am: 03. Juni 2020, 14:50:18 »
Nein, die Todesstrafe.
:.) :.) :.) :.) :.) :.) :.) :.)

Hast du Angst? Weil du selber auf dem Schulhof schwächere gequält hast? Spaß gehabt dabei?
« Letzte Änderung: 03. Juni 2020, 15:00:16 von Conte Palmieri »

Offline DieFrau

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2412 am: 03. Juni 2020, 15:08:13 »
:.) :.) :.) :.) :.) :.) :.) :.)

Hast du Angst? Weil du selber auf dem Schulhof schwächere gequält hast? Spaß gehabt dabei?

Was Du alles über meine Schulzeit zu wissen meinst  :.)
« Letzte Änderung: 03. Juni 2020, 15:19:51 von DieFrau »
Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat!...Einstein

Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2413 am: 03. Juni 2020, 15:08:43 »
Es ist kein gutes Gefühl, zum Beispiel zusammengeschlagen zu werden, und die Täter werden laufen gelassen.

Davon redet doch keiner. Die Genugtuungsfunktion für das Opfer einer Straftat ist aber nur noch ein kleiner Teil der Kriterien, nach denen Strafe bemessen wird, und ursprünglich ging es in dem von Nigel verlinkten Artikel ja wohl darum, daß Haftstrafen in den meisten Fällen gar nichts bringen. Im Jugendstrafrecht hat zum Beispiel die Generalprävention überhaupt nichts (mehr) zu suchen, dafür gibt es Stimmen, die nach einem verstärkten Täter-Opfer-Ausgleich verlangen und es für notwendig erachten, eine(n) Täter(in) mit der Tat zu konfrontieren, so wie man früher einen jungen Hund mit der Schnauze in seine eigene Scheiße steckte, bis er endlich stubenrein war.

Das sind tolle Ansätze, aber keine Sau schert bzw. bemüht sich drum. Ich habe in Düsseldorf eine Sache, da warten der Mandant (der Geschädigte) und ich seit zwei Jahren drauf, daß der angeordnete Täter-Opfer-Ausgleich auch irgendwann mal durchgeführt wird. Nix passiert, mangels Personal. Es wird irgendwann so enden, daß das Verfahren gegen den Täter wegen Verjährung eingestellt wird.

Klar brauchst Du einem jugendlichen Serienstraftäter mit Migrationshintergrund nicht mit Fernseh- und Nachtischverbot und Liebesentzug zu kommen; da lacht so ein Jüngling, der daheim und in der Moschee die Scharia gepredigt bekommt, nur drüber. Aber die sind nicht der Normalfall.
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Primus Flavius Fosssa

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #2414 am: 03. Juni 2020, 15:24:57 »
Es muss ja keine Haftstrafe sein. Dass die Knäste nicht viel taugen, ist mir bekannt.
Aber es gäbe andere Möglichkeiten, ich möchte mich da jetzt nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, da ich kein klinischer Psychologe bin, aber es gibt historisch eine Reihe von Strafen, die keine dauerhafte Schädigung hervorrufen und dennoch so demütigend wirken, dass sie wahrscheinlich spezialpräventiv sind.