Autor Thema: G8 und Auszeit  (Gelesen 20962 mal)

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Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #90 am: 20. Oktober 2014, 08:08:43 »
Ist ein Diplom mit 23 denn so erstrebenswert? Meinst Du, die Absolventen sind seelisch gesünder und tauglicher fürs Leben?
Tiere sind die besseren Menschen.

Offline Gianluca

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #91 am: 20. Oktober 2014, 08:42:56 »
Kann ich mir nicht vorstellen.
Jung & dynamisch, aber ausser im vermeintlichen Besitz eines (angelerntes) Fachwissen nicht wirklich faehig sich der Berufswelt zu stellen. Ausnahmen gibt es, wie fast ueberall, immer.
Ich habe bisher einige Jung-Ingenieure durchs Raster fallen sehen und (leider) auch durchs Raster fallen lassen. Die dachten, dass ihr Diplom der absolute Tueroeffner waere und sie sich wie Graf Koks gegenueber den "kleineren" Kollegen (Techniker, Bauleiter, Technische Zeichner, Bueroassistenten) auffuehren koennten.
Okay, da kommt jetzt noch die Komponente soziale Inkompetenz hinzu.
Auch mehrmaliges Einnorden half bedauerlicherweise nicht - auch ein eher vaeterlicher Gespraechston meinerseits fuehrte nicht zu Erfolg. Jungs (ja eher dieses Geschlecht), dann eben nicht. Versucht euer Glueck woanders, aber ihr macht mir hier meine gut funktionierende Truppe nicht kaputt.

Wir hatten damals Mitte der 60er in Niedersachsen auch schon so einen Ansatz von G8. Es gab aufgrund der geburtenstarke Jahrgaenge 59/60 ein sogenanntes Kurzschuljahr, in dem die 2. und 3. Klasse zusammen gefasst wurde. Das wurde dann aber ganz schnell wieder verworfen.

Abgesehen davon wird im halben 13. Jahr eh nur noch rumgegammelt und studienreif sind die im gros weder nach 12, noch nach 13 Jahren, jedenfalls nicht für MINT-Fächer.
Das liegt aber im wesentlichen am dargereichten Stoff und des Vortrages.
Die ersten Semester in meinem Studium konnte ich Mathematik auf einer Ar***backe absitzen. Der Mathe Leistungskurs und speziell mein damaliger Lehrer (Zavo - Du warst Spitze) hat alle Grundlagen gelegt, um auch mal muede einer Vorlesung beizuwohnen.

.... Eine Verkürzung auf zwölf Jahre könnte daran was ändern. Der Bachelor hilft dabei auch.
Da habe ich aber meine Zweifel.
Die Zeiten der Grossfamilie, in der die Einkommen generationsuebergreifend den Mitgliedern zukamen, sind doch schon laenger vorbei, oder habe ich etwas verpasst?
Schade ist nur, das gerade wegen des geringen Einkommens wahrscheinlich sehr viele Talente und damit potenzieller (akademischer) Nachwuchs verschuett gehen. Da muss der Hebel in Sachen Bildungswesen endlich mal angesetzt werden. Von einer Chancengleichheit ist D immer noch meilenweit entfernt oder hat sich noch weiter entfernt. Die sogenannte "Elite" will immer mehr unter sich bleiben. Egal ob 12 oder 13 Jahre Schulzeit.

Und was den Bachelor betrifft, diese ganze Bologna-Nummer haette sich D besser ersparen sollen. 90% der hier frei herum laufenden Ingenieure glaenzen neben einem Bachelor of Science mit gepflegtem Halbwissen und einer nicht mehr zu ertragenen Inkompetenz in Sachen "ueber den Tellerrand schauen". Fuer mich ist der BSc mal gerade ein erweitertes Vordiplom, mehr aber auch nicht.
Ich hatte mal einen Sixpack - steht mir nicht!

Yossarian

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #92 am: 20. Oktober 2014, 09:06:00 »
Wir hatten damals Mitte der 60er in Niedersachsen auch schon so einen Ansatz von G8. Es gab aufgrund der geburtenstarke Jahrgaenge 59/60 ein sogenanntes Kurzschuljahr, in dem die 2. und 3. Klasse zusammen gefasst wurde.

Das hatte aber andere Gründe. Die beiden Kurzschuljahre gab es bundesweit, und der Grund war, den damals in Deutschland (BRD) üblichen Schuljahresanfang von den Osterferien auf die Sommerferien zu verschieben.

Offline Gianluca

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #93 am: 20. Oktober 2014, 09:22:25 »
Danke fuer die Korrektur.
Ich sollte auch so ein Kurzschuljahrkind werden (1966), was meine Mutter aber erfolgreich zu verhindern wusste. Tja, dann haette ich, so denn alles glatt gegangen waere, schon mit 18 mein Abi gemacht. Ob das besser gewesen waere?
Ich hatte mal einen Sixpack - steht mir nicht!

Yossarian

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #94 am: 20. Oktober 2014, 09:44:18 »
Wenn ich mich richtig erinnere, haben mich die Kurzschuljahre direkt nach der Grundschule in der Sexta und Quinta erwischt.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #95 am: 24. Oktober 2014, 14:20:19 »
Ist ein Diplom mit 23 denn so erstrebenswert? Meinst Du, die Absolventen sind seelisch gesünder und tauglicher fürs Leben?

Also da auf seelische Gesundheit abzustellen scheint mir doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Welchen Einfluß soll die Studiendauer darauf haben?

Was die Lebenstauglichkeit angeht, sind Lehrlinge, die mit 18 oder 19 die Lehre fertig haben, das bestimmt nicht nicht weniger als der Langzeitstudent im 20. Semester. Und seelisch krank sind die auch nicht.

Conte Palmieri

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #96 am: 24. Oktober 2014, 14:30:53 »
Kinder, die zu schnell durch's Abi geprügelt werden, können durchaus Schaden nehmen. Sond nicht alles so eisenharte Kerle wie Du.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #97 am: 24. Oktober 2014, 14:33:45 »
Auch mehrmaliges Einnorden half bedauerlicherweise nicht - auch ein eher vaeterlicher Gespraechston meinerseits fuehrte nicht zu Erfolg. Jungs (ja eher dieses Geschlecht), dann eben nicht. Versucht euer Glueck woanders, aber ihr macht mir hier meine gut funktionierende Truppe nicht kaputt.

Generation Y. Die kriegen von allen nur gesagt, wie toll sie sind und erwarten, daß sie immer nach ihrer Meinung gefragt werden.

Zitat
Von einer Chancengleichheit ist D immer noch meilenweit entfernt oder hat sich noch weiter entfernt. Die sogenannte "Elite" will immer mehr unter sich bleiben. Egal ob 12 oder 13 Jahre Schulzeit.

Deutschland ist eines der Länder mit der geringsten Durchlässigkeit der sozialen Schichten und der größten Prädetermination des Bildungsabschlusses durch das Elternhaus. Darüber sollten alle, die meinen, das bundesdeutsche Bildungssystem wäre gut, mal nachdenken und dann auch mal in Länder schauen, die diese Eigenheiten nicht haben.

Polen ist das Land mit der höchsten sozialen Durchlässigkeit in der EU, heißt, dort gibt es die meisten Aufsteiger. Polen hat ein Schulsystem, in dem wie in der DDR erst nach der 9. Klasse über das Gymnasium entschieden wurde. Das dauert dann bis zur 12. Klasse.

Mein Verdacht ist immer, daß das Festhalten am kruden bundesdeutschen System eigennützige Motive hat. Die Leuten wissen einfach, daß die Konkurrenz durch die Proletarier-Kinder dadurch weitgehend ausgeschaltet wird und sie ihren minderbegabten Nachwuchs zum Abi bringen können, wenn sie nur der Schule genug die Hölle heiß machen.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #98 am: 24. Oktober 2014, 14:35:19 »
Kinder, die zu schnell durch's Abi geprügelt werden, können durchaus Schaden nehmen. Sond nicht alles so eisenharte Kerle wie Du.

Kinder, die man durchs Abi prügeln muß, sollten vielleicht gar kein Abi machen. Von "schnell" kann keine Rede sein. Deutschland ist hier die langsame Ausnahme.

Merkwürdig, wenn man als "eisenhart" bezeichnet wird, wenn man einfach nur kein Generation-Y-Weichei ist.
« Letzte Änderung: 24. Oktober 2014, 14:37:53 von Araxes »

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #99 am: 24. Oktober 2014, 14:42:52 »
Ich sah und sehe keinen Sinn darin, Kinder durch die Jugend zu prügeln mit dem Ziel, dass sie schnellstmöglich den Erwerbstätigen angehören. Kindheit, Jugend ist wichtig, möglichst unbekümmert,  sorglos mit viel Zeit für sich und voller Zuwendung. Das werden sie später in der Form nie wieder haben.

Aber Du hast Deine Meinung und ich meine. Ist ja auch okay.
Tiere sind die besseren Menschen.

Conte Palmieri

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #100 am: 24. Oktober 2014, 14:43:16 »
@Raxie: Das Du so langsam eine soziale Ader entwickelst, finde ich durch begrüßenswert  8), aber Dein Generation-Y-Geheule ist eine durchaus ahistorische Sichtweise.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #101 am: 24. Oktober 2014, 14:58:41 »
Ich sah und sehe keinen Sinn darin, Kinder durch die Jugend zu prügeln mit dem Ziel, dass sie schnellstmöglich den Erwerbstätigen angehören. Kindheit, Jugend ist wichtig, möglichst unbekümmert,  sorglos mit viel Zeit für sich und voller Zuwendung. Das werden sie später in der Form nie wieder haben.

In den paar Sätzen steckt so viel falsches.

1. der Begriff "prügeln" ist doch Unsinn, nur weil man die Schule nach dem 12. Jahr abschließt. Man landet danach ja nicht im Arbeitslager, sondern an der Uni und da geht es genauso locker weiter wie an der Schule davor mit ewig langen Semesterferien, 20 Wochenstunden und ab und zu mal einer Klausur. Warum wird dieser deutsche Sonderweg so vehement verteidigt? Kann man wirklich nicht über den Tellerrand gucken und feststellen, daß Kinder und Jugendliche in anderen Ländern der ersten Welt nicht unglücklicher sind?

2. Zuwendung gibt es nicht nur von Mama, sondern auch später im Leben. Mama will vielleicht einfach nicht loslassen?

3. Was sagst du denen, die gar nicht studieren, sondern eine Lehre machen? Was ist mit deren "Kindheit und Jugend"? Ach so, die sind ja seelisch nicht gesund.

Das sieht für mich alles schrecklich überbehütet aus und wenn deine Kinder seelisch gesund sein sollen, dann versuche sie nicht in einer künstlich verlängerten Kindheit zu halten. Und ehrlich gesagt, empfinde ich Kinder aus solchen Verhältnissen nicht immer als besonders angenehm. Das sind dann oft so kleine Egomanen, die es gewohnt sind, daß sich alles um sie dreht. Aber die sind damit durchaus glücklich. Das stimmt.
« Letzte Änderung: 24. Oktober 2014, 15:01:48 von Araxes »

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #102 am: 24. Oktober 2014, 15:04:43 »
Es ging nicht um den Schulabschluss nach dem 12. Jahr, sondern um das russische Diplom mit 23.

Ansonsten denk, was Du magst.
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Conte Palmieri

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #103 am: 24. Oktober 2014, 15:08:02 »
1. der Begriff "prügeln" ist doch Unsinn, nur weil man die Schule nach dem 12. Jahr abschließt. Man landet danach ja nicht im Arbeitslager, sondern an der Uni und da geht es genauso locker weiter wie an der Schule davor mit ewig langen Semesterferien, 20 Wochenstunden und ab und zu mal einer Klausur. Warum wird dieser deutsche Sonderweg so vehement verteidigt? Kann man wirklich nicht über den Tellerrand gucken und feststellen, daß Kinder und Jugendliche in anderen Ländern der ersten Welt nicht unglücklicher sind?
Wann hattest Du zuletzt Kontakt mit realexistierenden deutschen Studis? Meine Tochter macht gerade Master und danach (hoffentlich!) zum ersten Mal sei 5 Jahren Ferien. "Ab und zu eine Klausur" bedeutet, dass die vorlesungsfreie Zeit vollständig mit lernen ausgefüllt war. Über das Wort Semester"ferien" können die nicht mehr lachen.

Zitat
2. Zuwendung gibt es nicht nur von Mama, sondern auch später im Leben. Mama will vielleicht einfach nicht loslassen?
Das ist ein ganz anderes Thema. Manchmal muss mann um die halbe Welt fahren, um Zuneigung zu erfahren.

Zitat
3. Was sagst du denen, die gar nicht studieren, sondern eine Lehre machen? Was ist mit deren "Kindheit und Jugend"? Ach so, die sind ja seelisch nicht gesund.
Dass die "seelisch nicht gesund" seien, war nur Deine eigene Fehlinterpretation.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #104 am: 24. Oktober 2014, 17:06:14 »
Wann hattest Du zuletzt Kontakt mit realexistierenden deutschen Studis? Meine Tochter macht gerade Master und danach (hoffentlich!) zum ersten Mal sei 5 Jahren Ferien. "Ab und zu eine Klausur" bedeutet, dass die vorlesungsfreie Zeit vollständig mit lernen ausgefüllt war. Über das Wort Semester"ferien" können die nicht mehr lachen.

Das wäre zumindest überraschend. Bei mir war's damals nicht so. Während der Vorlesungszeit hatte man durchaus viel zu tun, aber in den Ferien kaum noch. Da gab's nur Klausurvorbereitung und die war eher eine Sache des Verstehens als des Lernens.

Zitat
Dass die "seelisch nicht gesund" seien, war nur Deine eigene Fehlinterpretation.

Es war eine Ableitung aus der rhetorischen Frage, ob junge Absolveventen "seelisch gesünder und tauglicher fürs Leben" seien. Die Frage unterstellt ja, daß sie es nicht sind. Ich würde das glatt umdrehen. Wer bis Ende 20 nicht das echte Leben kennengelernt hat, entwickelt gewisse Hemmungen, sich dem auzusetzen.

Um der ganzen Sache noch einen Aspekt hinzuzufügen, finde ich es viel problematischer, daß heute oft schon 5 eingeschult wird. Es wäre doch sinnvoller, mit 6 oder 7 einzuschulen und dafür ein Schuljahr einzusparen.