Autor Thema: G8 und Auszeit  (Gelesen 18064 mal)

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Yossarian

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #15 am: 16. Oktober 2014, 17:00:25 »
Wer nicht denken kann, kann auch nicht verstehen.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #16 am: 16. Oktober 2014, 17:15:44 »
"Zur Zeit meiner Mutter" gab es Zustände, die man heute als Kinderarbeit bezeichnen würde: Mit 13 Hauptschulabschluß und sofort in die Lehre, täglich 10 Stunden und mehr im väterlichen Frisörladen gestanden.

Das will doch heute kein Mensch mehr.

"Wollen" nicht. Das wird diese Generation aber irgendwann müssen und es wird ihnen schwer fallen. Die Demographiekeule trifft die ganz gewaltig. Und dann teilt es sich in die Erben, die sich zurücklehnen können, und die anderen, die dumm dran sind und ackern müssen bis sie umfallen oder das Land verlassen. Wir wiegen uns in falscher Sicherheit.

Zitat
Ich bin auch absoluter Gegner von G8. Junge Menschen müssen die Zeit haben, ihre Persönlichkeit zu entwickeln; das kann nicht oder nur schwer gelingen, wenn sie den ganzen Tag nur Lehrstoff reinziehen müssen. Ein bißchen Muße gehört dazu, Stress im Job haben die Kids noch lange genug in ihrem Leben.

Also erstens gibt es auch bei G8 Zeit für Muße, denn bei G9 wurde eh das halbe 13.Schuljahr nur rumgegammelt und 2. fehlt mir die Begründung dafür, warum man zur Persönlichkeitsentwicklung Muße braucht. Meistens entwickelt man seine Persönlichkeit unter schwierigene Bedingungen weiter, nicht beim rumgammeln.

Zitat
Und wenn ich mir anschaue, in welchem Tempo die Studniks heute ihre Studiengänge abreißen, kann ich nur den Kopf schütteln.

tun sie das? Was ist denn die mittlere Studiendauer beim Bachelor und beim Master?

Mal schnell gegoogelt:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/lange-studienzeiten-bachelor-studenten-bummeln-13066140.html

In Nordrhein-Westfalen, wo rund ein Viertel der deutschen Studierenden eingeschrieben ist, machten die Bachelor im Jahr 2013 ihren Abschluss nach 8,64 Hochschulsemestern. In Berlin lag die mittlere Studiendauer an Universitäten im Jahr 2013 bei 7,8 Semestern.


Und das langsamste Viertel der Studenten nimmt man in die Statistik gar nicht rein. Die Aussagekraft kann man dann auch knicken.

Hier gibt's noch was vom Statistischen Bundesamt: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/189155/umfrage/durchschnittliche-studiendauer-in-deutschland/

9,5 Semester im Durchschnitt. Klingt jetzt nicht so wild, wenn da Bachelor und Master gemischt sind.
« Letzte Änderung: 16. Oktober 2014, 17:25:03 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #17 am: 16. Oktober 2014, 17:17:15 »
Volle Zustimmung, Yossarian!

G8 ist idiotisch. Man hat vorher schon über schlecht ausgebildete Schüler geklagt, zu große Klassen, Lehrerausfall und -mangel, fehlende Unterrichtsfächer (Chemie/Physik im jährlichen Wechsel) und das fängt man dann mit einer G8-Lösung auf? Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln, was sich die Bagage da oben einfallen lässt.

Wie paßt das damit zusammen, daß im Osten schon immer "G8" galt, die Schüler das dort durchaus geschafft haben und auch noch die bessere Schulbildug bekamen als im Westen mit 13 Schuljahren?

Im Westen wird gerne gejammert, vor allem bei den Eltern.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #18 am: 16. Oktober 2014, 17:19:56 »
zu G8 :
man mag von precht halten, was man will, aber damit hat er recht : das "bulimie -lernen" ist völlig sinnlos. wissen reinstopfen, beim test auskotzen und nie wieder dran denken...

Ich kann in dem Satz kein Argument dafür erkennen, daß das Bulimie-Lernen etwas mit der Dauer zu tun hat.

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #19 am: 16. Oktober 2014, 17:32:06 »
Wie paßt das damit zusammen, daß im Osten schon immer "G8" galt, die Schüler das dort durchaus geschafft haben und auch noch die bessere Schulbildug bekamen als im Westen mit 13 Schuljahren?
Ich kenne mich nicht aus mit dem System der DDR, ich habe nur hier vier Kinder durchgebracht.
Es war doch ein anderes System, aufgebaut auf Druck und Zwang, weil sonst Repressalien drohten.
Da möchte ich nicht Kind gewesen sein.


Im Westen wird gerne gejammert, vor allem bei den Eltern.
und der Ossi an sich ist neidisch.


Geht das auch mal ohne solche Behauptungen? Oder kannst Du die belegen?
Tiere sind die besseren Menschen.

Offline nigel48

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #20 am: 16. Oktober 2014, 17:32:39 »
Zitat
Ich kann in dem Satz kein Argument dafür erkennen, daß das Bulimie-Lernen etwas mit der Dauer zu tun hat.


weildas unfug ist, egal wie langees dauert.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #21 am: 16. Oktober 2014, 17:38:32 »
@Araxes
Jepp. Ich hatte 12 Jahre. Also nach dem normalen 10. Klasse-Abschluss noch die 2 Jahre Erweiterte Oberschule Abitur.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich totgeschunden hätte. Ich war in der 12. Klasse frisch liiert mit meinem zukünftigen Gatten und - hüstel - nur 26 Tage anwesend. Für Abi mit 2,3 hats gereicht.

Anschliessend kein Studium (Westverwandtschaft), dafür gleich unterbezahlte Arbeit als ungelernte Sachbearbeiterin. Aus unerfindlichen Gründen wollte mich wohl keiner ein Jahr lang ernähren…

Einfach so ein Jahr zum Rumgammeln finde ich auch absolut unverständlich. Wenn es ein Jahr Auslandsaufenthalt (mit Minijob - z.B. Au Pair) ist, okay, Sprachen bringen dich immer weiter, aber just for fun? Mit freier Kost und Unterkunft? Und keinerlei Verpflichtungen?

Wo ist da der Sinn? Ein Jahr Nichtstun reisst dich aus jeder normalen Routine. Umso schwerer wird die Zeit der Verpflichtungen danach.

Ich hab das beste Gammelfleisch-Beispiel hier im Haus. Der Neffe. Hat nach dem Abi Jura angefangen zu studieren und wurde dann wegen Nichtleistung gefeuert. Irgendwann im Frühling. Also nach nicht einmal einem Jahr. Das war absehbar, weil er einfach laufend "krank" gemacht hat und in den "gesunden" Zeiten behauptete, seine Seminare online per PC sehen zu dürfen, man müsse da nicht anwesend sein. Tja - durch alle Erstprüfungen gerasselt und raus.

Seit dem hing er hier zu Hause rum, machte Party, gammelte bis Nachmittags im Schlüpfer vorm PC und wurde immer fetter. Alles fein bezahlt von den Eltern.

Eigentlich sollte er sich einen Ferienjob suchen, aber dazu hat der Elan nicht gereicht. Musste ja auch nicht, es gab keine Konsequenzen.

Jetzt hat er ein Chemiestudium begonnen und - tada - momentan ist er "krank". Geht ja jetzt auch schon wieder fast einen Monat lang, das Semester.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #22 am: 16. Oktober 2014, 17:45:37 »
Ich kenne mich nicht aus mit dem System der DDR, ich habe nur hier vier Kinder durchgebracht.
Es war doch ein anderes System, aufgebaut auf Druck und Zwang, weil sonst Repressalien drohten.

Wenn du nicht lernst, kommst du ins Gefängnis? Nein, so war es nicht. Die einzigen Repressalien waren schlechte Noten und die Aussicht, aus dem Abi zu fliegen, wenn man sitzenbleibt. Wobei ich nicht verstehe, wie es sein kann, daß derart schlechte Schüler heutzutage Abi machen dürfen.

Zitat
und der Ossi an sich ist neidisch.

ist ja mal ein Argument...

Also auf die schlechte Schulbildung und das chaotische Schulsystem bin ich nicht neidisch. Und da ist G8/G9 das geringste Problem sondern der allgemeine Wildwuchs an Schulformen im föderalen Zuständigkeitsgewucher. Kein Wunder, daß man da schon froh sein kann, wenn die nach 10 Jahren richtig lesen und schreiben können.

Und was mich am meisten ankotzt ist dieses "im Osten war ja alles Zwang" Argument. Damit wurde schlichtweg alles abgebügelt, was man vom Osten hätte lernen können. Selbst beim grünen Abbiegepfeil hat es bis 1994 gedauert.... und dann haben sie den im Westen nicht kapiert und haufenweise Unfälle gebaut.

Zitat
Geht das auch mal ohne solche Behauptungen? Oder kannst Du die belegen?

Was? Das Jammern? Abgesehen von deinem Post die zahllosen Elterninitiven gegen G8?

Für die höhere Qualität der DDR-Schulausbildung kann ich nur meine persönliche Erfahrung anbringen. Abi 1.0 nach westdeutschem Standard bei deutlich geringerem Aufwand als meine Geschwister, die Ost-Abi gemacht haben und keine keine 1.0 geschafft.
« Letzte Änderung: 16. Oktober 2014, 17:50:39 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #23 am: 16. Oktober 2014, 17:46:42 »
weildas unfug ist, egal wie langees dauert.

Eben. Bulimie-Lernen geht mit G8 genauso wie G9. Man hat dann nur ein Jahr länger Bulimie.

marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #24 am: 16. Oktober 2014, 17:49:29 »
und der Ossi an sich ist neidisch.

Und wie. Ich weiss nur noch nicht genau, auf was. Aber ich werde es schon noch herausfinden.

Es war doch ein anderes System, aufgebaut auf Druck und Zwang, weil sonst Repressalien drohten.

Najaaa. Wahrscheinlich. Wobei ich jetzt nicht erkennen konnte, wo Druck und Zwang bei meinem Schwänzverhalten eingesetzt hätten. Das gab es eher, wenn man nicht in die FDJ eintreten wollte. Da musste man schon sehr gute Gründe haben. Aber beim reinen Lernen? Eher nicht.

Irgendwann wurde meine Mutter wegen aufgeflogener gefälschter Entschuldigungszettel zur Schule bestellt und ich bekam Ärger mit ihr, aber das war dann auf rein privater Ebene.

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #25 am: 16. Oktober 2014, 17:54:10 »
Und wie. Ich weiss nur noch nicht genau, auf was. Aber ich werde es schon noch herausfinden.
Maaaan, jetzt fand Du auch noch an. Das war eine Retourkutsche aufs Jammern der Westdeutschen. Genau so ein bescheuerter Einwurf.

Ansonsten sagte ich ja, dass ich mich da nicht auskenne, hab weder Verwandte noch Bekannte aus der DDR.

Tiere sind die besseren Menschen.

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #26 am: 16. Oktober 2014, 17:57:02 »
@Araxes
Jepp. Ich hatte 12 Jahre. Also nach dem normalen 10. Klasse-Abschluss noch die 2 Jahre Erweiterte Oberschule Abitur.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich totgeschunden hätte. Ich war in der 12. Klasse frisch liiert mit meinem zukünftigen Gatten und - hüstel - nur 26 Tage anwesend. Für Abi mit 2,3 hats gereicht.

Und das ging? Meine Schwester war an der Ossietzky. Da ging es relativ streng zu. Mein Bruder war an der Hertz-Spezial-Schule füre naturwissenschaftlich begabte, obwohl er eigentlich nicht wirklich wollte, aber das war sein Ausweg, Abitur machen zu können. Da haben sie in der 12.Klasse Mathe auf Uni-Niveau gehabt. Was da eine 3 war, wäre woanders eine 1 gewesen. Ironischerweise war man 1990 im Westen der Meinung, daß die Ost-Abiturienten alle zu gute Noten bekommen haben und hat bei der Studienplatzvergabe einen Verschlechterungsfaktor angesetzt. Daß die alleine schon wegen der strengeren Selektion im Schnitt wirklich besser waren, ist denen nicht aufgegangen.

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #27 am: 16. Oktober 2014, 17:59:15 »
Aber irgendwo müssen ja die Gründe für die bessere Schulbildungsqualität der DDR liegen. Das bessere Abschneiden können ja nicht nur bessere Bücher ausgemacht haben. In großen Teilen empfand ich hier unsere Lehrer einfach nur als lustlos, wenn nicht als Fehlbesetzung. Wobei ich bei so manchem Blag auch nicht gerne da gestanden hätte. Es hapert da schon vielfach auf beiden Seiten, auch an der Erziehung im Elternhaus.
Wie habt ihr das im Vergleich zu uns empfunden?
« Letzte Änderung: 17. Oktober 2014, 12:42:23 von Nikibo »
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marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #28 am: 16. Oktober 2014, 17:59:44 »
Maaaan, jetzt fand Du auch noch an. Das war eine Retourkutsche aufs Jammern der Westdeutschen. Genau so ein bescheuerter Einwurf.

Jepp, beides bescheuert. Und darum zum Abschiessen frei gegeben. Mir fiel nur nichts Spannendes zum Jammern ein. Hätte mich ja selbst belastet, wo ich der Jammerlappen der Nation bin. 8)

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #29 am: 16. Oktober 2014, 18:02:35 »
Maaaan, jetzt fand Du auch noch an. Das war eine Retourkutsche aufs Jammern der Westdeutschen. Genau so ein bescheuerter Einwurf.

Die Jammern ja auch. Gerade erst ist in HH wieder ein Bürgerbegehren gescheitert. Da gibt's jetzt schon Stadtteilschulen mit G9 und normale Schulen mit G8 und Bayern will jetzt auch die Wahlfreiheit einführen. Und vieles von diesen Anti-Bestrebungen geht von den Eltern aus mit dem Argument "die armen überlasteten Schüler".

Von anderen heißt es: G8 ist ja im Prinzip gut, aber die Lehrpläne müssen dazu passen. Ja, richtig, aber warum passen sie denn nicht? Kann doch nicht so schwer sein.

Wie gesagt, wir hatten noch Sonnabends bis zu 5h Unterricht. Das war auch nicht schlimm. Das haben bis auf ganz wenige Ausnahmen alle geschafft. ADHS war ein Fremdwort und Psychodrogen zum Ruhigstellen gab es auch nicht.

Meine Eltern wären nie auf die Idee gekommen, daß ich überlastet bin. Da kam eher die Frage: "Warum habt ihr so wenig Hausaufgaben?"