Du und der Conte müßt hart arbeiten, um Euren bescheidenen Wohlstand bezahlen zu können. Das ist immer noch deutlich sonniger als das Los eines Müllsammlers in Accra, aber aus meiner Sicht besteht für Euch beide keine moralische Verpflichtung, Euch arm zu machen und Eure bescheidenen finanziellen Mittel der Verbesserung des Loses anderer aufzuwenden.
Die moralische Verpflichtung entsteht, wenn man ständig anderen Vorhaltungen macht. Da muß dann schon mehr als nur Gerede kommen.
Das sieht aber anders aus für Menschen, die in Luxus leben, der in keinem Verhältnis zu den von ihnen erbrachten Leistungen steht.
Das ist nur eine bequeme Variante von mit dem Finger auf andere zeigen. Die anderen, ja die sind reich und sollen was machen. Man selber ist ja keiner von denen.
Im übrigen sollte jeder nach seinen Möglichkeiten für mehr (Verteilungs-)Gerechtigkeit eintreten, der Conte tut das, und Du hast nicht das Recht, ihn dafür zu kritisieren oder noch mehr von ihm einzufordern
Ach, was tut er denn? Spendet er ab und zu mal ein paar alte Schuhe? Seine Möglichkeiten sind sicher deutlich größer, wenn er sich mal mit einem Müllsammler aus Accra vergleicht. Aber die von dem Millionär nebenan sind ja noch viel größer, also soll der erst mal. Wie gesagt: muß man nicht, aber dann soll man nicht den Moralapostel raushängen lassen.
- schon gar nicht, solange Du die bestehenden Verhältnisses beschönigst und rechtfertigst.
Und da sind sie wieder die Vorhaltungen. Nach so einem Spruch, darfst du mir erst mal beweisen, daß du bis auf Lippenbekenntnisse irgendwie einen Deut besser bist. Bis dahin sortiere ich dich auch bei den Heuchlern ein. Glaubst du wirklich, daß man irgendwie besser ist, wenn mal wohlfeil die Verhältnisse anklagt? Erfordert das irgendeine Mühe oder Entbehrung? Bequemer kann man sich doch gar nicht über andere stellen. Und bei attac schlau daherreden gehört für mich auch dazu. Das ist doch auch eine Versammung von Wohlstandskids, die früher oder später gucken, wie sie ihre Schäfchen ins Trockene kriegen. Ein Gutmenschen-Debattierclub, der ziemlich dünne Bretter bohrt.
Im übrigen rechtfertige ich nichts, wenn ich Platitüden als solche bezeichne. Dünne Bretter bleiben dünne Bretter.