Wenn ich auf meinem Grund und Boden Altertümer fände, müsste ich es nach geltendem Recht abgeben. Weil es dem Staat gehört.
Wenn das geltende Recht aber nun mal lizenzierte Ausgrabungen und Fundteilungen vorgesehen hatte? Ich rede hier nicht über heimliche Raubgrabungen. Selbst beim Howard Carter war die Antikenverwaltung immer dabei und hatte auch mal zeitweise die Grabungen gestoppt.
Viele Einwände hier kommen mir vor, wie ein aus besserer Bildung abgeleitetes Bewahrerrecht. In den damaligen Kolonien war akademische Bildung für "Eingeborene" aber schwerer zu bekommen, als für die Europäer, die die Staatsgewalt inne hatten.
Und das heißt jetzt was? Daß die Mitnahme der Stücke schlimmer war als sie den örtlichen Bauern zu ihrer Verwendung zu überlassen? Die Europäer gehen seit hundert Jahren nicht so rabiat mit den Stätten um wie die Ägypter es selber machen. Mal abgesehen davon, daß die meisten Stätten schon in antiker Zeit geplündert wurden, hat das auch in der Neuzeit Tradition.
Als ich im Tal der Könige war hat unser ägyptischer Führer uns auch zum nahegelegenen al-Qurna gebracht. Das ist ein Dorf, das direkt über einem Gräberfeld gebaut wurde. Die Bewohner haben sich durch ihre Keller zu den Gräbern durchgebuddelt und von dort heimlich geplündert. Unser Guide meinte, immer wenn Geld gebraucht wurde, hat man sich da bedient. Hätten die die Nofretete gefunden, wäre sie jetzt sicher verschollen.
Damit wurde unter Zahi Hawass einigermaßen aufgeräumt, aber jetzt geht es wieder los:
Die Stunde der RaubgräberIm März 2012 erlässt die Ägyptische Antikenverwaltung "aus Sicherheitsgründen" einen Grabungstopp für Memphis. Als Eigner im März 2013 nach Memphis zurückkehrt, "gleicht das Gelände einer Landschaft von Bombenkratern" - Löcher, die die Raubgräber hinterließen. Die Polizei warnt die Wissenschaftler vor bewaffneten Banden. "Die Russen sind derzeit die einzigen, die in Memphis arbeiten, alle anderen haben aufgegeben", so Eigner. Inzwischen sei das antike Gelände eine Mülldeponie und besetzt von illegalen Siedlern. Es gebe einen "Klub" mit Gebäuden, Parkplatz, Tennisplatz, auf etwa 100 mal 60 Metern. "Die Betreiber behaupten, sie hätten das Antikengelände legal von der Antikenverwaltung gekauft."
Der Assuan-Staudamm war aus archäologischer Sicht auch nicht eben das beste. Den Tempel von Abu Simbel hat man mit internationaler Hilfe umgesetzt. Der Philare-Tempel ebenso. Aber vieles anderes ist im Wasser verschwunden.
Die Türkei hat die hellenistisch-römische Stadt Allianoi mit einem Stausee überflutet. Es gab Rettungsgrabungen, die aber nicht besonders weit gekommen waren. Die Mosaiken sind damals prominent durch die Presse gegangen:
Dem Untergang geweiht - Die antike Kurstadt Allianoi wird geflutetNoch eine Frage: Trennst du zwischen Staat und Staatsgewalt?