Ich denke jeder kennt Abstufungen in der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Darum gibt es verschiedenen Begriffe dafür, wie: Schulfreund, Sportfreund, Kumpel, Kollege, Nachbar, Saufkumpane, Internetfreund, guter Freund, alter Freund. Und natürlich gibt es reale Kriterien, die den Wert dieser freundschaftlichen Beziehung bestimmen, wie zum Beispiel der Zeitfaktor. Jemand den man erst kennengelernt hat, ist kein alter Freund. Auch kein guter, da dieser Status erst verdient werden will. Sympathie und Vertrauen müssen schließlich auch erst wachsen. Und eine gemeinsame reale Basis wird auch benötigt, der Nachbar, der wegzieht, ist kein Nachbar mehr und der Kontakt meist sofort weg. Ähnliches gilt für den Kollegen, der jetzt woanders arbeitet, den Sportfreund, in dessen Verein man nicht mehr ist etc. Und natürlich ist Freundschaft keine Konstante, die ohne Grund immer erhalten bleibt, der weggezogene alte Freund, der den Kontakt abgebrochen hat, ist eben keiner mehr. So wie der gute Freund zu einem werden kann, mit dem man mal gut befreundet war.
An einen fast von allem losgelösten Freundesbegriff, der nur vom Gefühl lebt, befreundet zu sein, ohne dass es dafür reale Nahrung gibt, glaube ich jedenfalls nicht. Aber die Leute bilden sich ja gerne ein, sozial sonstwie gut verankert zu sein und viele Freunde zu haben. Das macht dann nur immer Probleme an den Geburtstagen, da wird dann alles zusammengekratzt, was bei 3 nicht auf dem Baum ist, um die Geburtstagsfeier irgendwie wenigstens auf ein paar Leute aufzufüllen.
In der Mann-Frau-Beziehung ist es letztlich auch nicht anders, kaum wer will dauerhaft eine Fernbeziehung. Und selbst wenn, braucht die die wenigstens die Wochenenden. Bei manchen gehts noch mit jedem 2ten Wochenende gerade so. Dreht man aber dauerhaft die Substanz noch weiter runter, ist Ende. Irgendein Treibstoff muss schon rein in den Motor der zwischenmenschlichen Beziehungen.