Autor Thema: Weird Scenes Inside a Law Firm  (Gelesen 555306 mal)

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Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #165 am: 05. Dezember 2012, 10:45:18 »
Ich habe gerade eine interessanten Gerichtstermin hinter mich gebracht.

Mandantin prügelt sich mit ihrem Exfreund um die Rückzahlung eines Darlehns.
Sie ist Angestellte an der Uni, er ist Schwarzafrikaner aus Ghana oder Schlagmichtot, seit gefühlten 100 Jahren in Deutschland. Man kennt sich aus studentenbewegten Zeiten.

Im Prozeß lenkt der Gegner schon die ganze Zeit vom Thema ab und versucht, schmutzige Wäsche aus der gewesenen Beziehung zu waschen.

Inhaltlich hat er nur zwei Punkte: a) Meine Mandantin habe die Unterschrift auf dem Darlehensvertrag gefälscht und b), es sei überhaupt kein Geld an ihn geflossen.

Beide Parteien persönlich geladen. Er tritt auf im feinen Zwirn mit Hut, als sei er der Premierminister von Burkina Faso. Es fehlen nur noch die jungen Frauen, die wie in dieser einen Filmkomödie - der Prinz von Zamunda - vorneweg laufen und Blumen streuen. Sein Anwalt ebenfalls sichtlich bemüht, einen honorigen Eindruck zu machen.

Der junge Richter macht´s kurz und knackig: Als erstes gibt´s ein graphologisches Gutachten, ob die Unterschrift auf dem Darlehensvertrag nun echt sei oder nicht. Wenn sich herausstellt, daß sie das nicht ist, geht die Akte direkt zur Staatsanwaltschaft, kündigt er an. Es sei jetzt die letzte
Gelegenheit - so der Richter - noch einmal in sich zu gehen und sich zu erinnern, ob er nicht vielleicht doch seine Unterschrift unter den Darlehensvertrag gesetzt habe.

Der Prinz aus Afrika bleibt bei seiner Version.

Ich hab selten jemanden so ungerührt in sein Verderben rennen sehen.

marple

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #166 am: 05. Dezember 2012, 10:51:13 »
Wie unanfechtbar ist denn ein graphologisches Gutachten?

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #167 am: 05. Dezember 2012, 11:01:23 »
Jedes Gutachten ist angreifbar, mehr oder weniger.

Die Graphologie ist aber inzwischen eine durchaus wissenschaftliche Methode und hat nichts mit diesen "Schriftbild-Charakteranalysen" zu tun, wie sie auf Jahrmärkten und esoterischen Kartenlege-und Engelbefragungs-Privatsendern angeboten hat.

Da die Kohle nachweisbar an ihn geflossen ist, wird er ein großes Problem kriegen...


marple

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #168 am: 05. Dezember 2012, 11:06:21 »
Da die Kohle nachweisbar an ihn geflossen ist, wird er ein großes Problem kriegen...

Ist er dann wegen Meineids dran oder Falschaussage oder Betrug oder was?

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #169 am: 05. Dezember 2012, 11:20:27 »
Versuchter Prozeßbetrug.

Man kann zwar nirgendwo so schön und ungestraft lügen wie vor Gericht, aber irgendwann ist selbst da mal Schluß.

Conte Palmieri

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #170 am: 05. Dezember 2012, 13:20:59 »
Die Graphologie ist aber inzwischen eine durchaus wissenschaftliche Methode und hat nichts mit diesen "Schriftbild-Charakteranalysen" zu tun, wie sie auf Jahrmärkten und esoterischen Kartenlege-und Engelbefragungs-Privatsendern angeboten hat.

So was habe ich auch gemacht, als ich noch in meinem Beruf arbeiten durfte ... aber da ging es immer um ganze Seiten oder gar Bücher (Ekkehard von Aurach und solche Sachen), nicht um einzelne Unterschriften. Kann mann sich bei nur ein, zwei Wörtern wirklich sicher sein?

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #171 am: 19. Dezember 2012, 11:46:24 »
Manchmal weiß man nicht, ob man Kotzen oder Morden möchte. Dann ist es einem auch egal, ob einen eine durchgeknallte, offensichtlich ansonsten gelangweilte radikalfeministische "Kollegin" bei der Anwaltskammer wegen der einen oder anderen Formulierung anhängt

Sehr geehrte Frau Kollegin Sr,

Ihr auf den 14.12.2012 datiertes Fax haben Sie mir erst am 17.12.2012 übermittelt. Ich habe dieses an meinen Mandanten weitergeleitet.

Wegen der bevorstehenden Feiertage und des sicherlich auch bei Ihnen erhöhten Arbeitsaufkommens zum Jahresende werden Sie nicht ernsthaft eine inhaltliche Antwort innerhalb der von Ihnen gesetzten Frist erwarten, zumal Ihre Frau Mandantin ja jetzt bereits seit ca. einem Jahr aus der ehelichen Wohnung ausgezogen ist und genug Zeit hatte, sich auch schon früher zu bemühen.

Ein kurzes Telefonat mit meinem Auftraggeber hatte immerhin bereits zum Ergebnis, daß ein wesentlicher Teil der aufgeführten Gegenstände sich bereits seit langem im Besitz Ihrer Frau Mandantin befindet. Herr J besitzt z.B. entgegen der dortigen Behauptung keine Unterwäsche Ihrer Frau Mandantin mehr; diese ist längst von Frau J abgeholt worden.

Im Übrigen wird das Vorgehen Ihrer Partei, erneut alltägliche Banalitäten nicht selbst mit in die Hand nehmen und regeln zu können oder zu wollen, nicht ganz ohne Befremden zur Kenntnis genommen; es stünde ihr gut an, auch diese Dinge in der Elternberatung zu thematisieren, zu der sie sich bekanntlich im familiengerichtlichen Vergleich vom 01.03.2012 zur Verbesserung ihrer Kommunikationsfähigkeit (sic!) verpflichtet hat.

Damit könnte nicht nur das Verhältnis der Parteien konstruktiv beeinflußt werden, sondern auch Gerichte und Rechtsanwälte entlastet.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen





Yossarian

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Rechtsfrieden
« Antwort #172 am: 21. Dezember 2012, 10:35:14 »
Er ist da, der Frieden. Bis zwischen den Jahren jedenfalls, vielleicht sogar bis 2. Januar.

Es ist jedes Jahr das selbe, seit fast 30 Jahren, die ich den Job mache: Totale Hektik in den letzten Tagen vor Weihnachten, bis unmittelbar vor den Feiertagen ein Bruch kommt, als hätte jemand das Telefonkabel gekappt. Von einer Minute auf die andere praktisch völlige Stille. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, wenn die Kolleginnen mal kurz aufhörten, lautstark rumzugackern.

Meine letzte böse Tat ist getan, gegen einen widerwärtigen Exmandanten meines Kollegen noch rasch einen Mahnbescheid wegen unbezahlter Gebühren beantragt.

Gleich werd ich das Büro für die letzten Weihnachtseinkäufe verlassen und erst zwischen den Jahren wieder reinkucken.


Offline ElTorro

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #173 am: 21. Dezember 2012, 12:32:23 »
Na dann ruhe sanft .. oder so.
Ich auch ... womöglich sogar bis nähxtes Jahr.

Offline Druide

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #174 am: 21. Dezember 2012, 22:24:33 »
Ein wenig off-topic:
Mit den Weihnachtseinkäufen habe ich heute begonnen, morgen u. am Mo. geht's weiter - geht
sich alles locker aus  :o :o

LG v. Druiden  :musik

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #175 am: 15. Januar 2013, 11:53:12 »
Was für ein erbärmliches Gewichse!

Da schreibt juris einen Leitsatz zu einem eher belanglosen Urteil des OLG Düsseldorf, an dem sich die juristische Welt im allgemeinen und mein Prozeßgegner im besonderen aufgeilt. Dann besorgt man sich unter Mühen dieses Urteil und liest es fünfmal im Volltext, bis man endlich die Stelle findet, auf der der Leitsatz beruht. Diese wiederum besteht aus einem "Eigenzitat" aus einer zum streitigen Problem noch belangloseren Urteil des selben Gerichts - selber Senat -.

Hauptsache, da wird ein Fürzchen zum Rechtsprinzip aufgebläht. Und mindestens fünf andere (Amts-) Gerichte sind auf den selben Zug gesprungen, wahrscheinlich ohne daß einer der Amtsrichter von dem OLG-Urteil mehr als den (aus der Luft gegriffenen) Leitsatz gelesen hätte.

 :sauer1 :sauer1 :lala
« Letzte Änderung: 15. Januar 2013, 11:55:40 von Yossarian »

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #176 am: 17. Januar 2013, 11:12:56 »
Die als "wahr unterstellten" Tatsachen sind in diesen Fällen in Wahrheit nichts anderes als nicht mehr beweiserhebliche Tatsachen, also Tatsachen, deren Wahrheit nunmehr dahingestellt bleiben kann

So das OLG Zweibrücken. Ja ne, is klar: Bei der Rechtsfindung ist die Wahrheit manchmal einfach hinderlich.

So wie die Demokratie gelegentlich in Blut gebadet werden muß.

Ich muß aus diesem Job raus, sonst werde ich wahnsinnig.

Conte Palmieri

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #177 am: 17. Januar 2013, 11:15:58 »
Bedeutet das denn nicht bloß, dass es scheißegal ist, welche Haarfarbe der Kapitän hatte?

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #178 am: 17. Januar 2013, 11:19:59 »
Bedeutet das denn nicht bloß, dass es scheißegal ist, welche Haarfarbe der Kapitän hatte?

Das würde noch Sinn machen. Es bedeutet aber darüber hinaus, daß das Gericht die Wahrheit eines Umstandes *beschlossen* hat, wissend, daß man es eben nicht weiß, wie es tatsächlich ist.

Die vom Gericht festgelegte Haarfarbe des Kapitäns ist damit quasi "in Rechtskraft erwachsen".
« Letzte Änderung: 17. Januar 2013, 11:49:16 von Yossarian »

Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #179 am: 18. Januar 2013, 08:24:51 »
Das Vorschieben eines Strohmanns erfolgt im rechtsgeschäftlichen Verkehr nicht zum Schein. Vielmehr ist das Strohmann-Geschäft ernstlich gewollt, weil sonst der damit erstrebte wirtschaftliche Zweck nicht oder nicht in rechtsbeständiger Weise erreicht würde. Daher ist ein solches Geschäft nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs für den Strohmann rechtlich bindend
(Bundesgerichtshof, Urteil vom 12. Dezember 2012 – VIII ZR 89/12)

...und für den verarschten Käufer natürlich auch.  8)