Na ja. Es geht hier eigentlich darum, daß
- in Deutschland ein U-Boot gebaut wurde, das auch als Abschußbasis von Atomraketen taugt,
- solche U-Boote gerade zur Durchführung eines "Erstschlages" besonders gut geeignet sind,
- dieses U-Boot an Israel geliefert wurde,
- Israel über Atomwaffen verfügt, jedoch niemand genau weiß, über welche und wieviele,
- Israel ausdrücklich nicht auf das Recht zum atomaren Erstschlag verzichtet hat,
- die Kosten des U-Bootes zu etwa 1/3 von der BRD übernommen wurden.
Egientlich geht's um was anderes:
o das Nuklearpotential Irans wird als rein hypothetisch und nicht bedrohlich angenommen. Das Israels als real, obwohl es dafür genausowenig irgendeinen echten Beweis gibt. Es gibt dafür viele Anhaltspunkte, aber das gilt auch für das iranische Programm. Warum also mit zweierlei Maß messen?
o Israel dem Iran nie mit Auslöschung gedroht hat
o Der iranische Präsident das umgekehrt durchaus getan hat
o Er stilisiert sich rhetorisch als möglichen Überlebenden eines israelischen Planspiels. Er als Deutscher? So eine Behauptung kann er nur bringen, wenn er dafür einen Grund liefert. Und das tut er dann, indem er davon spricht daß Israel das "iranische Volk auslöschen könnte". Das war also kein Lapsus, sondern wohlüberlegt. Er vollzieht den Rollentausch.
o Opfer werden zu Tätern und Täter zu Opfern. Damit kann sich der ehemalige SS-Mann wieder auf die "richtige" Seite hieven. Das hat ihn anscheinend seit längerem gewurmt. Man könnte sagen: nur wegen den Juden ist Grass zum SS-Mann geworden, auf welchen Umwegen auch immer. Und jetzt revanchiert er sich dafür.
o Grass tut so, als gäbe es bislang keine Diskussion um die israelische Position
Lesenswert ist der Artikel von Schirrmacher:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/das-israel-gedicht-von-grass/eine-erlaeuterung-was-grass-uns-sagen-will-11708120.htmlÜber diese Dinge soll offenbar nicht diskutiert werden. Grass will aber darüber diskutieren. Das wird verhindert, indem man verbal auf ihn einknüppelt.
Über diese Dinge wird ausgiebig diskutiert. Dazu braucht man Grass nicht. Grass hat eher gezeigt, wie man es nicht macht, nämlich nicht mit einseitigen Schuldzuweisungen.
Bemerkenswert finde an dem Vorgang gar nicht mal das Gedicht, und das nicht wegen seiner vermeintlich vorhandenen oder nicht vorhandenen literarischen Qualität, sondern die Reaktion der Weltpresse auf die Veröffentlichung. Vielleicht, weil es ein Nobelpreisträger schrieb, der sich überraschend eines Themas annahm, das so neu auch wieder nicht ist (weshalb mich der Aufruhr verwundert).
Nein, weil's so so einseitig, vorturteilsbeladen, vorverurteilend und pauschal ist. Damit wurde klar, daß Grass wohl kein besonders analytischer Kopf ist, jedenfalls wenn es um Politik geht. Und weil er mit diesem Bohei kam, daß er jetzt einfach nicht mehr schweigen kann, weil es so sehr in ihm rumort, und auch wenn er sich damit Angriffen aussetzt pipapo... Sein Schweigen über seine SS-Vergangenheit hat er deutlich länger durchgehalten. Er hätte ruhig noch ein bißchen darüber reden können. Vielleicht nicht unbedingt als Gedicht.
Drittens halte ich das Einreiseverbot Israels für lächerlich - die Jungs wirken da etwas unentspannt. Grass bedroht sie nicht. Und selbst wenn, würde ein Einreiseverbot irgendeine Gefahr verringern? Das Gegenteil ist wohl eher der Fall.
Das war natürlich völlig unnötig und eher kontraproduktiv. Aber Israelis sind nun mal unentspannt. Das wären wir auch, wenn bei uns täglich irgendwelche Sprengkörper über die Grenze fliegen würden. Letztes Jahr waren es rund 650. Dieses Jahr schon etwa 280. Bei uns kommt das gar nicht mehr in den Medien an, wenn es nicht gerade Tote und Verletzte gibt.