Ich habe ein neues Wort gelernt: Die Tatablaufshypothese.
Nach dem Inhalt der Ermittlungakte handelt es sich bei einer Tatablaufshypothese um die krude Geschichte eines angeblichen Geschädigten, wie das Verbrechen gegen ihn ungefähr ganz genau geschehen sein muß. Das wird dann vom ermittelnden Polizeobeamten zur Grundlage seiner Ermittlungsarbeit gemacht, d.h. dieser paßt die tatsächlichen Geschehensabläufe durch gewagte Schlußfolgerungen an die Tatablaufshypothese des "Opfers" an.
Nach der Akte läßt sich - ohne Tatablaufshypothese - folgendes festhalten:
Vollhonk 1 mit Migrationshintergrund, Mitte 20 kauft von Vollhonk 2, ebenfalls mit Migrationshintergrund und Mitte 20 einen VW Polo mit 199.000 km und ebenfalls Mitte 20.
Das Auto steht abgemeldet auf der Straße. Guckstu, sagt Vollhonk 2, hab isch Auto für meine Frau gekauft, aber die dumme Kuh ist durch Führerschein gefallen, brauch isch Auto jetzt nix mehr. Vollhonk 1 macht Motor an, Motor springt an. Probefahrt is nicht, weil abgemeldet.
Aber, sagt Vollhonk 2 zu Vollhonk 1, Auto hat kraß geil neu TÜV und is voll okay Alder, isch schwör!
Vollhonk 1 kauft Auto für 650 €, meldet es an und fährt los. Motor läuft unrund, beim Bremsen reibt hinten Metall auf Metall.
Nunmehr betritt die eigentliche Verbrecherin die Bühne:
Letzte eingetragene Halterin ist Evchen Doof, ohne Migrationshintergrund, aber deutlich jünger als ihr Auto. Ihre kriminelle Energie folgt bereits aus dem Umstand, daß sie Kfz-Mechanikerin ist.
Evchen Doof hat das Auto irgendwann 2014 an Vollhonk 2 verkauft, der es nie auf sich, seine Frau oder sonstwen zugelassen hat. Verkauft wurde das Auto mit TÜV und ASU.
Vollhonk 1 geht in befreundete Werkstatt, die sagt ihm: Weißtu, Auto hätte nie TÜV kriegen dürfen, isch schwör! Is alles kaputt: Bremse, Spurstange, ASU "gefälscht". Auto in Ordung bringen kosten "ungefähr 508 €". Mich würde an der Stelle mal interessieren, wo die 8 € herkommen. Ich muß mir die Frage für die Hauptverhandlung merken, wenn es so weit kommen sollte.
Vollhonk 1 geht los und macht Strafanzeige gegen Vollhonk 2 und Evchen Doof. Weil, die haben TÜV und ASU gefälscht. Er sagt den Beamten auch gleich, daß die ASU auf die "marokkanische Methode" zustandegekommen sei. Der Mann ist anscheinend Hellseher.
Polizist ermittelt wild und wichtig.
Tatsächlich hat das Auto in dem Betrieb, wo Evchen Doof arbeitet, ASU bekommen. Die ASU ist unterzeichnet vom Praktikanten. Der weiß wahrscheinlich noch nicht mal, wie man eine ASU macht.
Die "marokkanische Methode" kannte ich noch gar nicht unter dem Namen. Aber für einen, der blöd genug ist, einen Haufen Rost ohne Probefahrt zu kaufen, kennt sich Vollhonk1 gut aus in der Materie.
Für Laien: Man stellt zwei vom Motor her halbwegs identische Fahrzeuge nebeneinander. Das Schlechte wird mit dem Diagnosestecker an die ASUmaschine angeschlossen, beim Guten kommen die Abgasfühler von der ASUmaschine in den Auspuff. Wer ernsthaft glaubt, bei einem mehr als 10 Jahre alten Auto kämen die ASU-Berichte auch in einer renommierten Werkstatt anders zustande, ist nicht von dieser Welt.
Den TÜV hat der TÜV gemacht. Wie die Plakette aufs Auto gekommen ist, kann der TÜV auch nicht erklären.
Aber klar, daß muß alles ein von langer Hand geplantes, hinterhältiges Komplott gegen Vollhonk 1 gewesen sein, hinter dem Evchen Doof steckt. So eine Art Beate Zschäpe der Gebrauchtwagenmafia
Evchen ist genervt, weil gegen sie und Vollhonk 2 jetzt wegen Betrug ermittelt wird.
Das alles nur, weil ein Vollidiot so tut, als könne man erwarten, für 650 Ocken praktisch einen Neuwagen zu bekommen.
Anwalt sein ist was Tolles.