Nach zwei hektischen Tagen hat mich heute die Arbeitsunlust überrannt. Nicht, daß hier nicht noch genug auf dem Schreibtisch rumläge; aber das liegt morgen Nachmittag noch genausogut da.
Morgen in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus, den Mandanten und seine Großmutter auflesen und nach Nordhessen düsen. Dort
Händchen halten als Zeugenbeistand auftreten und hoffen, daß ich nicht einschlafe. Danach heim ins Büro.
Montag einen Arbeitsgerichtstermin mit einem völlig schwachsinnigen Mandanten hinter mich gebracht, trotzdem noch zwei Große Abfindung rausgeholt. Mandant zufrieden, ich genervt. Ich hätte den Mandanten in der Verhandlungspause schlagen mögen.
Ich denke gerade darüber nach, ob in der Gebührenordnung nicht vielleicht noch Platz wäre für eine Frustrations- oder Vom-mandanten-verarscht-worden-sein-gebühr. Manchmal isses einfach nicht Honorar, sondern Schmerzensgeld.
Gestern anderes Arbeitsgericht. Die Richterin, die ich sehr mag (ein absolutes Schlappmaul, mit der man keinen Streit haben möchte), ist völlig durch den Wind, beginnt die Verhandlung mit einem kurzen Bericht, daß sie in der Nacht einen Trauerfall in der Familie hatte und nicht so ganz bei der Sache sei. Wir - beide Anwälte und Parteien - regen an, zu vertagen. Sie lehnt dankend ab, aber die Stimmung förderte die Vergleichsbereitschaft. So bin ich wenigstens mit einem guten Ergebnis rausgekommen.
Unser Azubi wird täglich durchgeknallter; den müssen wir versuchen, loszuwerden. Das Jahr bis zu seiner Prüfung halte ich den nicht mehr aus. Die eine oder andere Abmahnung in den nächsten Wochen sollte drin sein, so daß man ihn fristlos kicken kann.