es nützt nix. Tagelang habe ich mir die Schreibe verboten, mir auf die Flossen gehaun, wenn sie loslegen wollten, doch es muss raus.
Ich bin kein Feigling!
Wer mir selbiges unterstellt, weil ich mich weigere, auf einer Autobahnbrücke anzuhalten, nur weil dort jemand am Geländer steht, hat nicht alle Latten am Zaun.
Wer dort steht, wird einen triftigen Grund haben. Vllt. ist er,sie,es, div, ein Brückenkontrolleur, wer weiß es.
Wer mal hinter einem LKW auf der Autobahn hinterhergefahren ist und gezählt hat, wie oft selbiger auf den Standstreifen gefahren ist, wird den Standstreifen nicht als Sichheitszone, sondern als Ort äußerster Gefahr ansehen. Wenn ich dort halten muss, weil meine Karre oder ich nen Herzinfarkt erlitten habe, begebe ich mich hinfort, soweit es irgend geht, Was beim Herzinfarkt schwierig ist. Der fromme Wunsch, irgend jemand möge anhalten, weil ich auf dem Standstreifen stehe und der Warnblinker blinkt, wird nicht in ERfüllung gehen. Untersuchungen haben ergeben, dass 99,99 % aller Autofahrer lächelnd am warnblinkenden Auto vorbeifahren.
Sei es drum. Kommen wir zum Heldentum des Gutmenschen, der einen Brückenspringer durch wohlmeinendes Gesülze vom Sprung abgehalten hat. Löblich, dass er Schlimmeres verhindert hat.
Aber weiß er, dass er durch sein Eingreifen Verantwortung übernommen hat? Hat er das Schicksal des Todesspringers verfolgt? Hat er sich gefragt, warum selbiger springen wollte? Einsamkeit, Verlassen sein, Krebs im Endstadium? Da rafft sich ein mann auf, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, und dann kommt ein Laberheini vorbei und labert ihn zu. Und weil der mann nicht nur selbstgefährdend ist, sondern auch eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt (immerhin kann der Verkehr nicht fließen, wenn einer auf der Straße liegt), kommt selbiger erst mal in eine Geschlossene, wo ihm unter Einfluss etlicher Drogen, die er sich nicht selbst verabreicht, jeglicher Selbstmordgedanke ausgetrieben wird. Bis die Drogen abgesetzt werden. Und dann muss mann sich erst mal wieder aufraffen, aus der Anstalt fliehen und sich einen geeigneten Ort suchen, wo er sich final von der Welt verabschieden kann. Weil kein einziges Prob, das ihn zum Selbstmord getrieben hat, von irgendwelchen Gutmenschen gelöst wurde.
Zynisch? Mag sein.
Falls meiner einer durch Umstände, die ich mir jetzt nicht vorstellen kann, dazu getrieben wird, das finale Ende herbeizuführen, werde ich bestimmt nicht von einer Brücke springen. Ich mag schon nicht vom Dreier im Schwimmbad springen. Ich werd auch nicht auf einer Schiene stehen, weil ich den Lokführer nicht traumatisieren will. Ne Kugel wirds auch nicht geben, weil ich keine Knarre hab. Mit nem Luftgewehr wirds wohl nicht und Pistolen kann mann zur Zeit nicht kaufen, die landen alle in der Ukraine.
Wie mann stilvoll selbstbestimmt aus dem Leben scheidet, ist hinreichend genau in "Gesundheit, Herr Doktor" von Richard Gordon beschrieben. Ein humorvolles Buch, dessen Lektüre jedem Möchtegernselbstmörder den Gedanken an Selbstmord austreibt.
Und sollte es soweit sein, erhält die Familie Tage später (auf die Post ist Verlass) einen Brief, wo sie mich finden können und warum ich den Schritt gewählt habe. Nebst Hinweis auf eine Videodatei, in der ich mich von allen verabschiede.
Aber zum Glück erfreue ich mich bester Gesundheit (soweit ich das beurteilen kann), aber ich denke, jeder mann sollte gewisse Vorsorge treffen. Vorsorgevollmacht, Testament, und einen Plan B. In diesem Sinne...