Autor Thema: Dayshift-Post  (Gelesen 1499469 mal)

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Offline Korinthenkackerin

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9900 am: 10. Juni 2024, 15:09:23 »
Letzten Freitag fuhr ich auf der Autobahn beim Kreuz Heilbronn ab Richtung Nürnberg. Nach einigen Kilometern kam ich auf eine Brücke und auf der Brücke stand eine ältere Frau mit Rucksack, die sich am Geländer festhielt und meines Erachtens nach gerade überlegte, wie sie diese am besten überwinden kann, so schien es mir jedenfalls. Ich war völlig perplex und überlegte kurz, wie ich reagieren sollte? Deswegen die Frage: was hättet ihr gemacht? Kann/Darf/Sollte man in so einer Situation mitten auf der Autobahn halten und sich ggf. selber in Gefahr bringen?

Ich habe vom Auto aus den Notruf gewählt, dem Herren am Telefon die Situation geschildert (ich wusste nicht mal, wie die Brücke heißt, weil ich die Frau erst nach der Beschilderung gesehen habe) und der sagte mir dann, er würde jetzt mein Handy orten, damit er sehen könne, welche Brücke ich meine und dann die Polizei hinschicken. Ich konnte ja immerhin den Namen des nächsten Parkplatzes, etwa 1,5 kmg nach der Brücke, benennen und auch die nächste, kommende Ausfahrt. Der Herr am Telefon meinte auch, das sei nicht gesagt, dass die Frau springen wolle, es käme oft genug vor, "dass jemand nur hinunterschauen wolle".

Im Nachgang habe ich mich informiert, welche Brücke das war und festgestellt, dass die zum Glück nicht soooo hoch war, knapp 20 m oder so (mein Mann meinte, das könne natürlich trotzdem reichen). Deswegen war diese Brücke auch nicht mit einem hohen Geländer gesichert. Bei den Polizeimeldungen war nichts zu finden, dass jemand gesprungen ist, aber mich hat die Situation das ganze Wochenende irgendwie beschäftigt. Wie reagiert man in so einer Situation angemessen?
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Offline ganter

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9901 am: 10. Juni 2024, 17:32:17 »
ich finde, du hast alles richtig gemacht. Anhalten auf der Autobahn ist streng verboten und dazu lebensgefährlich.
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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9902 am: 11. Juni 2024, 00:03:08 »
Das es keine Meldungen in der Zeitung oder im Radio gab, bedeutet nichts. Freitod gibt es in diesem wunderschönen Land nämlich nicht.

Offline Yossarian

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9903 am: 11. Juni 2024, 09:25:58 »
Ich hatte vor Jahren mal eine ähnliche Situation. Auch eine Person, die am Geländer einer Brücke stand, die über die A5 führt, und die aussah, als wolle sie jeden Moment drüberklettern und springen.

Ich haben damals nicht angehalten und mich sehr unwohl damit gefühlt. Immerhin stand in den nächsten Tagen nichts in unserem Lokalblättchen; also gehe ich davon aus, daß damals nichts passiert ist.

Ein blödes Gefühl bleibt immer. Man sollte den Arsch in der Hose haben und anhalten, um sich nach dem Befinden zu erkundigen.
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Offline DieFrau

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9904 am: 11. Juni 2024, 10:59:51 »
Im Nachgang habe ich mich informiert, welche Brücke das war und festgestellt, dass die zum Glück nicht soooo hoch war, knapp 20 m oder so (mein Mann meinte, das könne natürlich trotzdem reichen). Deswegen war diese Brücke auch nicht mit einem hohen Geländer gesichert. Bei den Polizeimeldungen war nichts zu finden, dass jemand gesprungen ist, aber mich hat die Situation das ganze Wochenende irgendwie beschäftigt. Wie reagiert man in so einer Situation angemessen?

Geländerhöhen sind inder ZTV -Ing festgelegt, Für Gehwege 1 m Geländerhöhe bei 12 m Absturzhöhe und 1,10 m bei  > 12 m. Bei Radwege auf Brücken ist die Geländerhöhe imner 1,30 m.
Ich hann mir nicht vorstellen, dass diese für den öffentlichen Auftragsgeber verbindlichen Vorgaben eingehalten wurden.
Die Höhen sind meiner Meinung nach lächerlich für jemanden, der/die entschlossen ist, auf die Weise sich das Leben nehmen zu wollen.

Ich glaube, Du hast richtig gehandelt. Ob die Frau wirklich was schlimmes vorhatte, wirst du nie erfahren oder verhindern können, wenn es diesmal nicht geklappt hat.
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Offline DieFrau

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9905 am: 11. Juni 2024, 11:11:05 »
Ein blödes Gefühl bleibt immer. Man sollte den Arsch in der Hose haben und anhalten, um sich nach dem Befinden zu erkundigen.

Nur wenn du dich nicht ins Lebensgefahr bringst.

Ich habe einmal eine schwangere Frau in der Stadt gesehen, die hin und her lief und schmerzvoll geheult. Klar hielte ich an und bin zu ihr gegangen, gefragt ob sie Hilfe braucht, ob ich irgendjemand für sie anrufen oder sie irgendwo fahren kann. Sie hat sich bedankt und meinte, ihr mann holt sie ab, es sei ein schwieriger Tag gewesen, der Akku ist leer und sie wartet auf ihren Mann.
Es hat für mich schrecklich ausgeschaut und bis sie angesprochen habe war der Kopfkino schon am Laufen  :.)
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Offline Ahab

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9906 am: 11. Juni 2024, 17:39:56 »
Auf dem Weg zum Bremsbeläge am Mopped wechseln (Termin war Freitag 15:00, geplante Abfahrt in den Urlaub, der folgende Samstagmorgen) fuhr ich auf einer als "Selbstmörderbrücke" (40 Meter hoch) bekannten Brücke , an einem alten Mann vorbei. Der mit einem Schild um den Hals, schon auf der falschen Seite des Geländers. Habe gehalten, Warnblinker angeschaltet und ging zu dem Mann hin und habe mit ihm geredet. So nach 2, 3 Minuten sagte er plötzlich:" So jetzt reicht es mir, ich kann nicht mehr". Mir ist ganz schön das Herz in die Hose gerutscht, aber ich hatte ihn nur demotiviert. Ich half ihm zurück auf meine Seite und drückte ihn einer jungen Frau in die Hand, die Nägelkauend 100 Meter entfernt stand.

Weil Ich dachte, das glaubt mir eh keiner, habe ich davon nur meiner Frau erzählt. Am folgenden Dienstag, rief mich meine Frau im Urlaub an. Da war ein schöner Artikel in der Zeitung. In dem wurde die Zivilcourage einer jungen Frau (vermutlich mit ganz kurzen Fingernägeln) in höchsten Tönen gelobt, die dem alten Mann durch einfühlsames Zureden von seinem Vorhaben angebracht hat. Und eine Auszeichnung für Zivilcourage, gab's für die Heldin obendrein.

Ich gönne es der "Todesmutigen" Heldin heute noch. Nur das sie die Zivilcourage Auszeichnung breit grinsend annahm, fand ich kackendreist.

Das vor mir und während ich mit dem alten Mann sprach, hunderte Autos vorbeizischten, ohne das einer/eine ans halten dachte, ist heutzutage normal. Wozu was tun ? Gibt doch nur Scherereien !

@ganter: Hoffen wir das du auf einer BAB nie in Lebensgefahr gerätst, weil sich keiner traut zu halten. Weil es  ja streng verboten ist !

Vorschriften und "das könnte ja gefährlich sein !" war schon immer der Notausgang für erbärmliche Feiglinge.
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Offline ganter

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9907 am: 14. Juni 2024, 01:58:40 »
es nützt nix. Tagelang habe ich mir die Schreibe verboten, mir auf die Flossen gehaun, wenn sie loslegen wollten, doch es muss raus.
Ich bin kein Feigling!
Wer mir selbiges unterstellt, weil ich mich weigere, auf einer Autobahnbrücke anzuhalten, nur weil dort jemand am Geländer steht, hat nicht alle Latten am Zaun.
Wer dort steht, wird einen triftigen Grund haben. Vllt. ist er,sie,es, div, ein Brückenkontrolleur, wer weiß es.
Wer mal hinter einem LKW auf der Autobahn hinterhergefahren ist und gezählt hat, wie oft selbiger auf den Standstreifen gefahren ist, wird den Standstreifen nicht als Sichheitszone, sondern als Ort äußerster Gefahr ansehen. Wenn ich dort halten muss, weil meine Karre oder ich nen Herzinfarkt erlitten habe, begebe ich mich hinfort, soweit es irgend geht, Was beim Herzinfarkt schwierig ist. Der fromme Wunsch, irgend jemand möge anhalten, weil ich auf dem Standstreifen stehe und der Warnblinker blinkt, wird nicht in ERfüllung gehen. Untersuchungen haben ergeben, dass 99,99 % aller Autofahrer lächelnd am warnblinkenden Auto vorbeifahren.

Sei es drum. Kommen wir zum Heldentum des Gutmenschen, der einen Brückenspringer durch wohlmeinendes Gesülze vom Sprung abgehalten hat. Löblich, dass er Schlimmeres verhindert hat.
Aber weiß er, dass er durch sein Eingreifen Verantwortung übernommen hat? Hat er das Schicksal des Todesspringers verfolgt? Hat er sich gefragt, warum selbiger springen wollte? Einsamkeit, Verlassen sein, Krebs im Endstadium? Da rafft sich ein mann auf, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, und dann kommt ein Laberheini vorbei und labert ihn zu. Und weil der mann nicht nur selbstgefährdend ist, sondern auch eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt (immerhin kann der Verkehr nicht fließen, wenn einer auf der Straße liegt), kommt selbiger erst mal in eine Geschlossene, wo ihm unter Einfluss etlicher Drogen, die er sich nicht selbst verabreicht, jeglicher Selbstmordgedanke ausgetrieben wird. Bis die Drogen abgesetzt werden. Und dann muss mann sich erst mal wieder aufraffen, aus der Anstalt fliehen und sich einen geeigneten Ort suchen, wo er sich final von der Welt verabschieden kann. Weil kein einziges Prob, das ihn zum Selbstmord getrieben hat, von irgendwelchen Gutmenschen gelöst wurde.
Zynisch? Mag sein.

Falls meiner einer durch Umstände, die ich mir jetzt nicht vorstellen kann, dazu getrieben wird, das finale Ende herbeizuführen, werde ich bestimmt nicht von einer Brücke springen. Ich mag schon nicht vom Dreier im Schwimmbad springen. Ich werd auch nicht auf einer Schiene stehen, weil ich den Lokführer nicht traumatisieren will. Ne Kugel wirds auch nicht geben, weil ich keine Knarre hab. Mit nem Luftgewehr wirds wohl nicht und Pistolen kann mann zur Zeit nicht kaufen, die landen alle in der Ukraine.

Wie mann stilvoll selbstbestimmt aus dem Leben scheidet, ist hinreichend genau in "Gesundheit, Herr Doktor" von Richard Gordon beschrieben. Ein humorvolles Buch, dessen Lektüre jedem Möchtegernselbstmörder den Gedanken an Selbstmord austreibt.

Und sollte es soweit sein, erhält die Familie Tage später (auf die Post ist Verlass) einen Brief, wo sie mich finden können und warum ich den Schritt gewählt habe. Nebst Hinweis auf eine Videodatei, in der ich mich von allen verabschiede.

Aber zum Glück erfreue ich mich bester Gesundheit (soweit ich das beurteilen kann), aber ich denke, jeder mann sollte gewisse Vorsorge treffen. Vorsorgevollmacht, Testament, und einen Plan B. In diesem Sinne...
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Offline Mattieu

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9908 am: 14. Juni 2024, 10:48:26 »
Danke Ganter. Genau mein Humor meine Gedanken. Hatte mich nur mit besserem Sitzfleisch als Du auf meine Griffel gesetzt. 
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.

Offline Ahab

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9909 am: 14. Juni 2024, 19:17:01 »
@ganter: Manchmal reicht es, wenn man jemandem zuhört. Zulabern ist jetzt nicht so mein Ding. Das man für jemandem, dem man hilft eine vielleicht nicht wirklich kluge Entscheidung zu überdenken, Verantwortung übernimmt ist Unsinn. Da müssten alle Rettungssanitäter sofort aufhören. Die sind tagtäglich mit den folgen schlechter Entscheidungen konfrontiert.
Letztendlich lieferst du nur Argumente NICHT zu helfen bzw. lieber wegzusehen..
 Ich lebe nicht in einer egozentrierten - die anderen sind mir doch scheissegal ! - Blase. In solchen Situationen tendiere ich nicht zu tiefgreifenden Gedanken. Um womöglich schon mal ein präventives Gedankenkonstrukt aufzubauen, mit dem ich Feigheit vor mir rechtfertigen kann. Die Fähigkeit zu Empathie und entsprechend zu handeln unterscheidet uns von Tieren. Zumindest manche von uns.

Zum Glück bin ich kein Gutmenschen. Sonst würde mich das rechtfertigende Gewinsel von erbärmlichen Feiglingen womöglich traumatisieren.
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Offline Yossarian

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9910 am: 14. Juni 2024, 20:43:26 »
@ Ganter: Ich gebe zu bedenken, daß ein Groß-, wenn nicht sogar der überwiegende Teil der "Selbstmörder" gar keine echten Suizidanten sind. Deren Tode sind Unfälle, denn die wollen gar nicht wirklich sterben.

Da ist es schon sinnvoll, sich an Ort und Stelle sofort um die zu kümmern, damit sie keine Dummheiten machen. Das sind wir unseren Mitmenschen schuldig.

Selbstgefährdung muß dabei allerdings ausgeschlossen bleiben; die würde niemandem helfen und am Ende noch zu tragischen Kettenreaktionen führen.
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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9911 am: 14. Juni 2024, 23:52:59 »
das alles ist unbestritten.
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Bodo

Offline Korinthenkackerin

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9912 am: 15. Juni 2024, 11:05:20 »
@ganter
Auch von mir danke! Ich persönlich finde, mit feige oder mutig hat eine solche Entscheidung nicht viel zu tun, sondern eher mit Abwägung und Vernunft (so habe ich das in dem Moment und auch rückblickend empfunden).


@Ahab
Da ich seit 24 Jahren im Bereich Psychiatrie arbeite, sind Suizidalität und Zuhören für mich keine Fremdworte. Schließlich habe ich bewusst einen helfenden Beruf gewählt. Ich habe in diesen Jahren aber auch gelernt, dass ICH nicht die Welt retten kann und suizidale Impulse nicht steuerbar sind. Wer es also tun will und daran gehindert wird, tut es eben später und anders.
Die Situation auf der Autobahn hat mich einfach kalt erwischt, ich war schlicht völlig perplex. Sowas passiert einem schließlich nicht jeden Tag, ich fahre viel Auto, bin fast 60 und habe so etwas noch nie erlebt. Man muss sich innerhalb von Sekunden entscheiden und hat nicht minutenlang Zeit, denn dann ist man streckenmäßig schon viel zu weit weg (kann ja auf der Autobahn nicht einfach wenden). Schön, dass du da damals so geistesgegenwärtig reagieren konntest und den Mann vom Springen abgehalten hast. Ich war letzte Woche selber wie erstarrt und konnte das so schnell nicht entscheiden. Auf der (kurzen) Brücke selber war natürlich kein Randstreifen, also hätte ich direkt danach halten müssen und wie gesagt, es waren ja nur nur Sekunden, die für eine Entscheidung zur Verfügung standen. Also war für mich die Option, die Polizei anzurufen, die in diesem Moment am Sinnvollsten. 
Möglicherweise würde ich ein zweites Mal anders reagieren, keine Ahnung. Ich habe zuvor noch nie darüber nachgedacht, wie ich da "in freier Wildbahn" reagieren sollte und wurde eben nun mit so einer Situation konfrontiert. In der Arbeit hatte ich durchaus schon lebensmüde Menschen am Telefon, aber tatsächlich ist es ja dann so, dass die gerettet werden wollen, wenn sie anrufen, also weiß man dann schon, was zu tun ist.
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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9913 am: 15. Juni 2024, 23:32:10 »
@ganter Auch von mir ein großes Dankeschön! Vor allem für das Wörtchen selbstbestimmt.

Offline Ahab

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Re: Dayshift-Post
« Antwort #9914 am: 18. Juni 2024, 01:12:27 »
@Korinthenkackerin : Ich weiß das ich die Welt nicht retten kann. Aber es gibt Momente, da kann und will ich nicht wegsehen oder nichts hören. Ich denke wer sich - warum auch immer das Leben nehmen will tut es, ohne sich dabei um Publikum zu bemühen.

Deine Situation.auf der AB war schwierig. Aber solange die Person noch auf der richtigen Seite des Geländer steht und sich nur dran festhält, würde ich mir wohl keine zu großen Gedanken machen. Ich würde - wenn gerade machbar - höchstens die Fahrspur wechseln. Aus Sorge, das der/die auf der Brücke was auf fahrende Autos werfen will. Was ja immer wieder vorkommt.

Ich hoffe die Polizei hat auf deinen Anruf reagiert, bzw. konnte reagieren, weil nicht gerade alle Streifenwagen anderweitig gebunden waren.
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