Was mir an Volksabstimmungen weniger gut gefällt, ist die Reduktion der zu entscheidenden Frage auf ein "Entweder-oder". Kompromisse habe es dabei schwer. Interessen von Minderheiten gehen leicht völlig unter.
Zum hier jetzt häufig genannten Schweizer Beispiel sei erwähnt, dass diese Leute ein anderes Verhältnis zur Demokratie haben: In Bern regierten bis heute meistens Allparteienkoalitionen, die auf Ausgleich bedacht sind, und die Volksabstimmen stammen aus der Idee einer partizipativen Demokratie, wie sie in der Appenzeller Landgemeinde heute noch stattfindet.
Dass 50,1% 49,9% "überstimmen" und legal marginalisieren ist nicht eidgenössisch, würde bei uns aber sofort passieren. Und die Verlierer gehen dann auf die Straße und heulen herum wegen der "Diktatur". Mit "The Winner takes it all" lässt sich kein Staat machen.
Ein Parlament, das Kompromisse macht, Fachleute hört und auf den Erhalt des öffentlichen Friedens bedacht ist, erscheint mir das zielführender.