Seid ihr gläubig?
Nein.
Warum? - Bzw. wurdet ihr so erzogen oder glaubt ihr wirklich?
Als kleines Kind war ich sehr gläubig, das legte sich aber sehr früh. Dazu haben nicht zuletzt die Kirchen und das familiäre Umfeld beigetragen (jaja, Glauben und Kirche sind zwei verschiedene Sachen, ich weiß).
Ich bin 1955 in einer damals noch dörflichen Umgebung in einer evangelischen Gegend als nichteheliches Kind eines Katholiken (und dazu noch Ausländers) und einer einheimischen Protestantin geboren.
Da man sich auf dem Dorf gerne das Maul zerriß - es hatte damals auch noch nicht jeder einen Fernseher und konnte sein Tratschbedürfnis auf irgendwelche Goldenes-Blatt-Themen fokussieren -, sahen meine Eltern davon ab, mich taufen zu lassen. Im Nachhinein empfinde ich das als tolle Entscheidung, da ich selbst nicht mehr aus der Kirche austreten mußte.
Ich bin bis zu meinem 14. Lebensjahr trotzdem in den evangelischen Religionsunterricht gegangen, bis ich da rausflog. Der neue Religionslehrer fragte uns wie alle 14jährigen, ob wir weiter Religion haben wollten oder. Mit 14 wird man bekanntlich religionsmündig, und jedenfalls bei uns in Hessen konnte man sich dann entscheiden, ob man am Religionsunterricht weiter teilnehmen wollte, oder nicht.
Das gängige Ritual war, die Schüler des entsprechenden Jahrgangs zu fragen, ob sie bleiben oder gehen wollen. Unbedarft, wie ich war, beantwortete ich die Frage des Pfarrers wahrheitsgemäß, daß ich noch nicht wisse, ob ich bleibe oder gehe. Wenn mir sein Unterricht gefiele, würde ich bleiben.
Dem älterem Herrn fiel der Kaffee aus dem Gesicht, er wurde total wütend, schrie irgendwas rum in der Art von "so weit käme es noch, daß er den Blagen in den Hintern krieche" und warf mich hochkant raus. Ich war ziemlich baff, denn ich hatte mir meiner Meinung nach nichts zu Schulden kommen lassen. Meine Eltern sahen das zum Glück genauso.
Mein Vater hätte gerne gehabt, daß ich katholisch werde. Die wenigen Katholiken in unserer Gegend - fast alles nach dem Krieg zugezogene Flüchtlinge - entsprachendem klassischen Vorurteil des "verpappten" Katholiken, das man bei uns in der Ecke hatte.
Irgendwann hätte ich auch konfirmiert werden sollen. Dagegen habe ich mich erfolgreich gewehrt, weil ich mich zuvor ja erst hätte taufen lassen müssen - ein Unding für einen 13jährigen. Da halfen weder Drohungen mit der Hölle noch die in Aussicht gestellten Geschenke.
Meine Frau ist evangelisch und unser Sohn ist es nun auch. Ihr war die Taufe unseres Sohnes wichtig, wegen mir hätte es die Taufe nicht gebraucht.
War bei uns ähnlich. Auf ausdrücklichen Wunsch meiner Exfrau wurde unser Sohn katholisch getauft und hat auch Kommunion gemacht.
Seine beiden Geschwister, die Kinder meiner Ex aus erster Ehe, sind auch katholisch. Meine Ex war mal evangelisch, ist dann aber zum Katholizismus konvertiert. Keine Ahnung, warum.
Mein Sohn ist nicht religiös. Seitdem wir seine Mutter rausgeworfen hatten und ich alleinerziehender Vater geworden war, ist Religion kein Thema zwischen und beiden. Ich vermute, er ist Atheist oder eher sogar Agnostiker, so wie ich.
Weihnachten ect. feiere ich eigentlich wegen der Familie gerne, aber nicht wegen einem Glauben. Ein Ritual in der Familie, wo an paar Tagen alles so ist wie immer finde ich super.
Bei uns genauso.
Ich finde, es spielt heute noch eine zu große Rolle, welche Religion man besitzt.
Kann ich so nicht sagen. Unsere hiesige indigene Bevölkerung macht sich eigentlich nichts mehr aus Religion. Dafür werden gerade die Jungen Muslims immer religiöser. Ich halte das für eine bedenkliche Entwicklung.