Alles Scheiße mal wieder.
1. Irgendein, äh, Kollege, aus Berlin schließt einen Tarifvertrag mit dem Ziel, Menschen mittelfristig von einem Tarifsystem in ein völlig anderes zu überführen, gleichzeitig vereinbart er eine in drei Stufen erfolgende Entgelterhöhung mit diversen Einzelfallregelungen zu Besitzständen und deren Ver- und Anrechnung sowie zu Stufenaufstiegen. Ach ja, eine Frist zur Geltendmachung gibt es auch.
2. Betroffen sind hier in HH ca. 350 Menschen, davon sind ca. 230 bei uns Mitglied.
3. Der Fachbereichsmensch hier will alle Mitglieder anschreiben und auf ihre Ansprüche hinweisen. Er hat aber keinen Plan, wie diese zu berechnen sind.
4. Die Leiterin des Fachbereichs stimmt ihm zu, will aber keinerlei Personal für die Berechnung abstellen. Sie verweist auf den Bereich "Recht und Beratung".
5. Die Leiterin des Bereichs Recht und Beratung sitzt die Sache zunächst aus. Jetzt, 6 Wochen vor Fristablauf, schiebt sie den Vorgang an mich ab. Auch sie stellt kein weiteres Personal zur Verfügung.
6. Ich schlage vor, im Haus nach solidarischer Unterstützung zu fragen. Geschätzter Bedarf: 18 Gewerkschaftssekretärstage bzw. 6 Mann an drei Tagen. Dies wird mir von meiner Bereichsleiterin verboten - man will nicht nach außen hin ein Bild der Überforderung abgeben, weil sonst evtl. das Budget gekürzt werden könnte.
7. Ich bin mal wieder der Arsch. Ich überlege mir eine technische Lösung und programmiere nun seit gestern früh eine Exceltabelle. Diese besteht derzeit aus 21 Tabellenblättern, das größte davon geht bis Spalte "Y".
8. Ich werde es wohl hinkriegen. Nächste Woche schreibe ich einen Serienbrief an die Mitglieder und fordere 3 (!) Infos ab, mehr braucht meine Tabelle nicht. Die Antworten werde ich wohl sammeln müssen, weil mir auch keine Verwaltungskraft hilft - die im Fachbereich wollen und dürfen nicht, die hier sind eh so überlastet, dass sie nicht mehr aus den Augen gucken können. Zusammen mit dem unter 3. erwähnten Fachbereichsmenschen gebe ich dann die gelieferten Daten in die Tabelle ein, erstelle aus den Ergebnissen einen weiteren Serienbrief und mache mit dem dann die Ansprüche der Mitglieder geltend. Das wird nochmal so etwa einen Tag dauern.
9. Wenn das passiert ist, werden sich die Mitglieder über meine Ergebnisse beschweren. Sie haben mehr erwartet, bekommen aber nicht mehr, weil der Tarifvertrag Scheiße ist. Ich werde Stellungnahmen an Vorgesetzte schreiben müssen und auf jeden Fall Ärger bekommen.
10. Mit Sicherheit wird meine Tabelle irgendeinen Sonderfall nicht berücksichtigen und für irgendwen zuwenig ausrechnen. Der wird das merken und sich beschweren. Dann werde ich richtig Ärger bekommen, weil der Bundesrechtsschutzleiter mir fahrlässiges und unprofessionelles Handeln vorwerfen wird - wie kann ich denn komplexe Rechtsprobleme mit einer blöden Tabelle lösen, statt selbst im Einzelfall draufzuschauen?
Mich kotzt das alles hier nur noch an.
EDIT: Nein, man kann sich nicht an höherer Stelle beschweren. Die höheren Stellen befassen sich nicht mit solchen Beschwerden, weil sie eh nichts ändern können, und sich scheuen, sich an noch höherer Stelle zu beschweren. Und nein, man kann auch niemand anderes zur Verantwortung ziehen, die Verantwortung tragen bei uns die Menschen am Ende der Hierarchiekette.