Autor Thema: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen  (Gelesen 279726 mal)

0 Mitglieder und 10 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #90 am: 14. Februar 2016, 22:29:05 »
Ist das gesicherte Erkenntnis, oder Deine Interpretation ihres nicht besonders wortgewandten Geschreibs?


Ich finde da nicht viel fehlzuinterpretieren. Da genügt verstehendes Lesen und ein kritischer Blick auf die Schlagzeile. Egal, wo das gepostet wird.

Ich finde ihre Denke zwar ziemlich radikal, aber aus ihrer Sicht nachvollziehbar.

Sie ist vergewaltigt worden und neben dieser Wunde trägt sie jetzt zusätzlich die Bürde, dass die obligatorische 5-zeilige Zeitungsmeldung die darüber veröffentlicht wurde, zu weiteren Ressentiments gegen alle Flüchtlinge/Ausländer/Asylanten führen könnte. Dass sie das durch ihre Statements erst recht anheizt, versteht sie nicht.

Ich habe hier noch einen anderen Post von ihr als Screenshot gefunden:

http://imgur.com/a/LcnCh

Sie ist einfach ziemlich bescheuert. Fehlgeleitet. So etwas passiert, wenn du nur noch Programm im Kopf hast und nicht mehr Individuen. Dich und deinen Schmerz so weit ignorierst, dass der politische (Aber-)Glaube an allererster Stelle steht. Das ist Kommunismus in Reinkultur. Die "Partei" hat immer recht und alles muss dahin gebogen werden.


Aber sie entschuldigt sich NICHT bei ihren Vergewaltigern.

Vor lauter politischer Korrektheit soll die Gute, als sie die Vergewaltigung zur Anzeige gebracht hat, anscheinend noch zwei oder drei weitere Täter hinzuerfunden haben, und zwar Deutsche. Diese Aussage soll sie so aber später widerrufen haben.

Ja, sie hat Deutsche dazu erfunden, aber nicht mit der Anzeige Vergewaltigung, sondern "Beutel geklaut". Dass sie vergewaltigt wurde hat sie erst einen Tag später gemeldet und dabei die deutsche Beteiligung gestrichen.




Edit: Nicht ganz unwesentlich dabei ist, dass sie selber erkennbaren Migrationshintergrund hat (Name und Aussehen) und selber Angst vor steigendem Ausländerhass hat.
« Letzte Änderung: 14. Februar 2016, 22:32:18 von marple »

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.609
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #91 am: 15. Februar 2016, 01:07:13 »
Ich finde immer noch, daß sich die Stimmung gegenüber Ausländern außerhalb von Facebook nicht groß verschlechtert hat. Unter Kollegen und Verwandten gibt's natürlich Skepsis, ob Merkel das alles so richtig und planvoll angegangen ist, aber es gibt kein böses Gerede oder irgendeine Form von Pogromstimmung. Ich kann auch nicht finden, daß man Ausländern, die man hier natürlich oft trifft, irgendwie anderes gegenübertritt.

Man würde sich einen Gefallen tun, wenn man Facebook einfach mal in die Tonne tritt. Das ist nur ein Geräuschverstärker für die ganzen Irren, die man vorher zum Glück nicht wahrgenommen hat und die da nun eine Plattform haben. Da wird eine Schein-Öffentlichkeit erzeugt.
« Letzte Änderung: 15. Februar 2016, 01:12:07 von Araxes »

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.977
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #92 am: 15. Februar 2016, 06:48:24 »
Man würde sich einen Gefallen tun, wenn man Facebook einfach mal in die Tonne tritt. Das ist nur ein Geräuschverstärker für die ganzen Irren, die man vorher zum Glück nicht wahrgenommen hat und die da nun eine Plattform haben. Da wird eine Schein-Öffentlichkeit erzeugt.

Amen!
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #93 am: 15. Februar 2016, 12:18:45 »
Komisch. Haargenau so habe ich neulich abend bei einer Diskussion mit Poirot argumentiert. Scheinwelt durch social media.

Zunächst dachte ich auch - abschalten. Aber das wird nicht passieren. Was in der Realität passiert, ist Folgendes: fast alle Menschen, auf deren Meinung ich Wert lege, sind entweder nicht in den sozialen Netzwerken (wie ich auch), oder gehen da raus oder nutzen sie nur im kleinsten Kreis abgeschottet.

Das bedeutet, dass diese machtvolle Maschinerie sehenden Auges mehr und mehr dem Mob überlassen wird. Ohne nennenswerten Gegenwind.

Klar, man kann argumentieren, dass eh nur der Mob sich dafür interessiert, aber unsere Folgegeneration sieht das anders. Man kann das nicht zurück in die Büchse stopfen.

So ähnlich hat Hitlers Aufstieg begonnen. Die meisten Intelektuellen haben in den Zwanzigern die Ansicht vertreten, das Volk sei nicht so dumm, sich von so einem Mob blenden zu lassen. Sie haben die Gefahr unterschätzt.

Und Propaganda hat damals genau so funktioniert, wie heute - aufhetzen, aufbauschen, erfinden, verbreiten.


Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.977
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #94 am: 15. Februar 2016, 12:32:59 »
Komisch. Haargenau so habe ich neulich abend bei einer Diskussion mit Poirot argumentiert. Scheinwelt durch social media.

Manchmal glaube ich, daß immer weniger Menschen überhaupt noch ein "echtes" Leben haben.

Zitat
Zunächst dachte ich auch - abschalten. Aber das wird nicht passieren.

Ich animiere Menschen nach Kräften, Facebook zu verlassen. Es kommt öfters vor, daß (überwiegend junge) Leute aus dem weiteren Bekanntenkreis irgendwelche Probleme mit Beleidigungen, "Mobbing" etc. auf Facebook haben. Die fragen mich dann, ob ich nicht etwas dagegen tun könne. Ich entgegne regelmäßig, daß sie einfach ihren Facebook-Account löschen sollen. Manchmal begreifen die sogar, was ich meine, machen es dann aber doch nicht.

Zitat
Das bedeutet, dass diese machtvolle Maschinerie sehenden Auges mehr und mehr dem Mob überlassen wird.

Da bin ich mir nicht so sicher.

Der Ruf nach Regulierung und Löschung von "Haßkommentaren" wird ja immer lauter. Und so wird es auch kommen: Totale Kontrolle und Zensur. Nur noch Entenquak.
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #95 am: 15. Februar 2016, 12:38:49 »
Ich stimme dir nicht zu. Ich bin nicht bei Facebook und werde dennoch tagtäglich damit konfontiert. Weil die öffentlichen Medien sich daraus bedienen, weil Links dazu überall kursieren - ja auch hier. Andauernd. Wie ein Störfeuer. Und wenn ich das anklicke und runter zu den Komentaren gehe, lese ich teilweise Mord-und Vergewaltigungsaufrufe, wie jetzt im Fall der Abgeordneten. Da wird nichts reguliert.


Und wer sollte das auch schaffen? Und nach welchen Kriterien? Wer entscheidet dann die globale Richtung der Propaganda? Ein Propagandaministerium?

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #96 am: 15. Februar 2016, 12:39:05 »
Manchmal glaube ich, daß immer weniger Menschen überhaupt noch ein "echtes" Leben haben.
Was ist denn "echt"?

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #97 am: 15. Februar 2016, 12:42:08 »
Und wenn was gelöscht wird, wird es als Screenshot auf anderen Seiten weiter verbreitet. Siehe Schindluder.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #98 am: 15. Februar 2016, 12:47:01 »
Was ist denn "echt"?

Haargenau. Ich erinnere mich an die Anfänge. Da war ich festangestellt und täglich schickten sich die Kollegen "witzige" oder interessante oder schlicht falsche Meldungen per Mail hin und her. Da verbreiteten sich zu der Zeit Hoaxe (Katzen in Flaschen gezüchtet) genau so schnell wie der Loveletter-Virus, der unsere Firma innerhalb einer halben Stunde lahmlegte. Das war vor social media und passierte, wie alles heute, in meinem realen Leben.

ICH bin real und muss permanent gegen die überlaufende "Fiktion" antreten.
« Letzte Änderung: 15. Februar 2016, 12:49:20 von marple »

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.977
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #99 am: 15. Februar 2016, 12:48:01 »
Da wird nichts reguliert.


Man läßt es noch ein bißchen eskalieren, bis es zu arg wird, dann schreitet man heldenhaft ein. Das Muster ist doch uralt. Es wird so kommen, Du wirst schon sehen.

Zitat
Und wer sollte das auch schaffen?

Man wird die Strafbarkeit von "Hasspostings" exzessiv ausweiten und damit auch das eigentliche Ziel erreichen, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Zitat
Und nach welchen Kriterien?

Die werden variabel und veränderbar sein und bleiben, damit sich niemand sicher fühlen kann. Jeder soll immer, wenn er etwas sagen will, das nicht absolut Mainstream ist, Angst haben, daß er etwas "Falsches" sagt.

Zitat
Wer entscheidet dann die globale Richtung der Propaganda? Ein Propagandaministerium?

Ein bißchen subtiler wird das schon ablaufen. Alles auf hochmoralischer Ebene, versteht sich. Entrüstung schlägt Rechtsstaatlichkeit.

Was ist denn "echt"?

Den PC herunterfahren, das Haus verlassen und sich mit Menschen aus Fleisch und Blut von Angesicht zu Angesicht austauschen, wäre da schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.977
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #100 am: 15. Februar 2016, 12:48:43 »
Und wenn was gelöscht wird, wird es als Screenshot auf anderen Seiten weiter verbreitet. Siehe Schindluder.

Das kann man auch wieder löschen.
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #101 am: 15. Februar 2016, 12:52:26 »
Meinungsunterdrückung ist nicht Meinungsänderung. Die kann höchstens in Diskursen stattfinden. Und dazu müssten sich "vernünftige" Menschen auch in die social media begeben. Das wäre das einzig Sinnvolle.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #102 am: 15. Februar 2016, 12:54:32 »
Mord- und Gewaltkommentare sind auch nach heute geltendem Recht strafanträglich verfolgbar. Das hat nichts mit Zensur zu tun.

Offline marple

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1.993
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #103 am: 15. Februar 2016, 13:00:50 »


Ein bißchen subtiler wird das schon ablaufen. Alles auf hochmoralischer Ebene, versteht sich. Entrüstung schlägt Rechtsstaatlichkeit.


Verleumdung, Falschaussagen, Vilksverhetzung - dagegen vorzugehen IST rechtsstaatlich.

Du polemisierst schon wieder.

Offline Korinthenkackerin

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3.441
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #104 am: 15. Februar 2016, 13:03:07 »
Und Propaganda hat damals genau so funktioniert, wie heute - aufhetzen, aufbauschen, erfinden, verbreiten.

Genau das ängstigt mich... weil es offenbar wieder funktioniert  :(. Gerade heute mit der Kollegin gearbeitet, die selten da ist. In ihrem Dorf seien vor 8 Monaten zwei Flüchtlingsfamilien untergekommen und just seit 8 Monaten seien Gegenstände abhanden gekommen im Dorf. Ein Kinderwagen. Eine Schneeschippe. Generalverdacht der tratschenden Dorfbevölkerung: die Flüchtlinge waren es. Die müssen es gewesen sein, denn zuvor sei noch NIE was im Dorf weggekommen.

Ja, nee. Ist klar. Manchmal kotzt es mich sooo an  :kotz :lala . Meine Lust, solche Themen auszudiskutieren, bewegt sich mittlerweile Richtung null.

Ich bin bei Facebook und führe ein reges Leben auch ohne PC. Facebook nutze ich am meisten, um mit Menschen zu kommunizieren, mit denen ich auch im realen Leben gut bekannt oder befreundet bin, die aber nun nicht gerade um die Ecke wohnen. In einer Gruppe meines bevorzugten Hotels in Tunesien bekomme ich dort z. B. immer die Neuigkeiten mit. Ich kommentiere selten fremde Postings und teile auch relativ wenig. Meiner Meinung nach ist es wie mit allem im Leben: in Maßen verwendet ist es (für mich) durchaus in Ordnung. Die Einstellungen kann man ja selber regulieren, inwieweit man was preisgeben will. 
Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt!
(Elbert Hubbard)

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
(Alexander Freiherr von Humboldt)