Aber wenn inzwischen schon z.B. Studenten in ihren Arbeiten Punktabzüge bekommen, wenn sie keine gendergerechte Sprache benützen, dann hört der Spaß auf.
Dazu gab es, ich glaube im Juni, einen Beitrag im Morgenmagazin des WDR Hörfunks. Soweit ich mich erinnere, hat ein Professor in Münster das untersuchen wollen und bat um Hinweise auf entsprechende Regelungen. Etwa 16.000 Hinweise habe es gegeben, die ihrerseits nur auf Meldungen in den klassischen und den neuen Medien verwiesen, aber keinerlei echten Hinweis. Und es gebe in Deutschland auch keine derartige Regelung an den Hochschulen.
Davon abgesehen sehe ich das als eine Frage der öffentlichen Haltung. Wofür man eintritt. Ich muß dazu keinen Umsturz ausrufen. Es genügt, klar Stellung zu beziehen und ggf. Zuspruch zu entziehen. Falls es denn tatsächlich jemand gibt, der deswegen Punkte abzieht, verfaßt man seine Arbeit eben bei einem anderen. Oder wechselt an eine andere Uni.
Ja klar, Stellung beziehen kostet. Aber alles kostet, jede Entscheidung kostet. Wenn ich entscheide, nichts zu tun, gewinne ich momentane Bequemlichkeit. Und es kostet mich längerfristig verfestigte Unbequemlichkeit, die dann umso schwerer aufzulösen ist.
Solange wir uns nur in unserer kleinen Wohlfühloase 'Männerboard' ebenso darüber echauffieren wie die angeblichen 66% der Bevölkerung, die das ablehnen, aber hinnehmen, wird das draußen gar nichts ändern. Wer keinen spürbaren Einspruch erhebt, stimmt praktisch zu. Was da politisch passiert, ist auch immer ein Ausprobieren, wie viel weiter man denn noch gehen kann.
Eigentlich bräuchte eine Oppositionspartei gar nichts zu tun außer weiter zuzuschauen, wie die Regierung ihre Arbeit nicht tut und so immer weiter an Zuspruch verliert. Aber dann werden zusätzlich Ziele formuliert, die so kraß abseits des gesunden Menschenverstandes sind, daß der Wähler letztendlich doch beim Gewohnten bleibt; das kennt er wenigstens und hat sich irgendwie eingerichtet. Die AfD ist doch nicht so gewachsen, weil die Leute sie gut finden, sondern weil seit Kohls Zeiten Aussitzen statt Verantworten Maßgabe der Regierungsarbeit ist. Und seit Merkel Bequemlichkeit. Nicht mehr Lenken, sondern von der stärksten Strömung treiben lassen, solange nur alle sie für den Steuermann halten.