Ein Misttag neigt sich seinem wohlverdienten Ende entgegen, möge er in der Hölle der Unendlichkeit auf immer schmoren.
Frohgemut bin ich heute morgen aufgestanden, ein langer freier Tag ohne Termine und Pflichten lag vor mir. Nur Heizöl musste bestellt werden. Dabei blieb es dann auch, denn beim Kontrollieren des Heizölstandes fand sich schon wieder eine, wenn auch winzigkleine Öllache. Darauf folgten zwangsweise diverse Telefonate mit dem Heizungsbauer, vergebliche Anrufe bei der dauertelefonierenden oder auch dauerabwesenden Vermieterin, erneute Anrufe beim Heizöldealer, Fotos mussten gemacht und per E-Mail an Heizungsfritze und Vermieter verschickt werden und erneute Telefonate für Terminabsprachen mit zwei verschiedenen Firmen. Das mit dem "frohgemut" hatte sich also in Nullkommanix erledigt.
Gerade hatte ich mich hingesetzt, um den Nikotinspiegel erst mal wieder auf Vordermann zu bringen, da steht der Schornsteinfeger in der Tür. In der Terrassentür genaugenommen und in zweifacher Ausfertigung, ein Pärchen. Mit Arbeitsschuhen in Größe 54 und 38 auf meinem sahneweißem Berber. Die jährliche Überprüfung wollten sie machen. Letzte Woche hatte ich vergeblich auf das angekündigte Eintreffen gewartet. In der Hoffnung, dass der Kamin wenigstens heute nicht auch noch das Zeitliche segnen würde, delegierte ich den einen wunschgemäß in den Keller, die Gesellin verzog sich aufs Dach.
Der nächste Versuch eines ruhigen Morgenkippchens wurde vom Telefon unterbrochen. Die Autowerkstatt, der ich gestern mein bis dahin völlig intakt geglaubtes, aber auch absolut störungsfrei laufendes Autochen für eine kleine (juchhu, ist immer billig - dachte ich naiv) Inspektion anvertraute, hatte mich ja schon gestern völlig runtergezogen, in dem sie die ein und andere absolut notwendige Instandsetzungsmaßnahme empfahlen. Sag mal als Technikdau "nein", wenn da so ein Fachmann mit arg bedenklichem Kopfschütteln vor Deinem Karren steht und sagt: "Muss gemacht werden!"
Mit den genannten Vorkosten für eine kleine Inspektion plus die Sonderarbeiten kam ich auf eine Summe, mit der ich sonst für zwei Wochen ein Ferienhaus buche. Und klar, mit dem Anruf kam eine hübsche Erweiterung. Marderbiß in der Kühlleitung, keine Schäden dadurch, aber Austausch mal eben einen Hunderter mehr. Und leider ließe sich die Verschraubung des undichten Kühlschlauchs der Klimaanlage nicht mehr lösen, da müsste das Teil komplett getauscht werden. Leider, leider zwischen 600-700 Euro. Da klappte mir dann vollends der Unterkiefer runter. Wegen einer sich nicht lösenden Schraubverbindung soll ich schlappe 700 raustun? Aber im Leben nicht, ich frier sowieso auch bei 25 Grad, das Ding bleibt drin, basta.
Aber ob ich mir nicht eine Marderabschreckanlage einbauen lassen wollte? Sehr effektive Abschreckung durch Ultraschall. Ich verschluckte mich fast, sowas haben wir seit Jahren auf dem Dach und die verdammten Marder genießen eher die musikalische Untermalung bei ihrer aktiven Familienplanung. Als der Fachmann dann aber noch erwähnte, dass die Zugänge und der Motorraum auch mit Stromplatinen versehen werden, stimmte ich dem Einbau zu. Gegrillter Marder war heute so ganz nach meinem Herzen und die zusätzlichen 300 Flocken wert. Vor allem, weil der seit Jahren oben unter dem Dach hausenden Marderfamilie samt Waschbärengefolge in der letzten Woche der Zugang zur Bleibe verbaut wurde. Zumindest der kleine Marderscheißer hat ja wohl schnell eine neue Bleibe gefunden. In meinem Motorraum. Dem musste ein Riegel vorgeschoben werden. 300 Euro = weg.
Da der Tag eh im Eimer war, mähte ich Rasen. Nach 15 m knallte es, es sprühte Funken und der Rasenmäher stand still. Ich bin leise und still ins Wohnzimmer gegangen, hab mich hingesetzt und ganz schwer, aber wirklich ganz schwer mit dem Gedanken gespielt, mich morgens um 10 Uhr total vollaufen zu lassen und wiegte schon mal sacht eine Pulle mit 54%igem Rum im Arm. In diesem Moment kamen die Schornsteinfeger und verabschiedeten sich mit dem Hinweis, alles wäre in Ordnung (glaube ich nicht), latschten erneut über meinen Berber, komische Blicke in meine Richtung inklusive.
Ich hab dann ungefähr nur 10 Zigaretten in Dauerschleife weggekifft und mich dann entschlossen, heute einfach nix mehr zu tun.
Deprimiert schleppte ich mich an den Basteltisch und versaute glücklos 3 schöne Hintergründe, bis ich festgestellt habe, dass der funkelnigelnagelneue Stempel einen Produktionsfehler hat. Muss umgetauscht werden. Unglücklicherweise in England. Meine Englischrestkenntnisse zusammengekratzt, E-Mail geschrieben, Foto geschossen und abgeschickt.
Die Arbeiten des Schornsteinfegers hab ich übrigens noch nicht nachgeguckt, denn in aller Regel muss ich nach dem Auskehren des Kaminschachtes ungefähr 2 qm Kellerwand neu weiß streichen. Und eine Stunde vorsichtig Rußflecken entfernen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.
Das war letzte Woche.
Heute morgen war dann der Heizungsfritze da und stellte fest, dass die Tanks erneut gewandert sind. Ganz toll. Und dabei durfte ich dann feststellen, dass die dämliche Schornsteinfegerin netterweise den von mir zurückgeklappten Teppich hübsch ordentlich wieder hingelegt hat. Direkt auf das nette Häufchen Rußsand, den sie beim Auskehren dort angehäuft hat.