Das ist alles zu unterkomplex, um den Terminus zu gebrauchen (gefällt mir fast so gut wie untervögelt).
Das Alter eines Anwalts hat nichts mit seinen Fähigkeiten zu tun. Ich kenne Frühvergreiste, die faktisch frisch vom zweiten Staatsexamen kommen. Die mögen tolle und insbesondere frische Examina haben, leben aber gar offensichtlich auf einen völlig anderen Planeten als die Klientel, die sie betreuen. Dann wird von unserem Simple gerne vergessen, daß der Beruf des Anwalts oder Richters ein ständiges Lernen mit sich bringt, ganz einfach weil man nicht nur Gesetzesänderungen, sondern auch ständig die neueste Rechtsprechung kennen muß.
Man kann generell sagen, daß es gerade im Familienrecht einige Lebenserfahrung braucht, um einen Fall wirklich gut einer konstruktiven Lösung zuführen zu können. Das geht manchmal am Mandantenwillen vorbei, und dann muß man für sich entscheiden, ob man das mitträgt, oder dem Mandanten nahelegt, sich für sein Ansinnen einen anderen Anwalt zu suchen.
In dem Fall von vorgestern ist es einfach so, daß der in meiner Generation lokal durchaus bekannte große Familienrechtler sich zu einer tragischen Figur entwickelt hat, die, wenn man seine vor Larmoyanz triefenden Schriftsätze noch dazunimmt, einfach nur noch peinlich ist. Der Späthippie lebt in seiner eigenen Welt.
Im konkreten Fall ging es um eine willkürlich verhängte Grenzsperre (der Mandant ist Marokkaner), und der Kollege hat ellenlang referiert, wie man ein Kind am anderen Elternteil vorbei rasch und unbemerkt ins Ausland verbringt. Ich habe zugegebenermaßen viel gelernt bei diesem Monolog, aber letztendlich hat er nur erklärt, daß eine Grenzsperre sowieso blödsinnig ist und niemanden abhalten kann, der sein Kind wirklich entführen will. Daß wir gegen eine Sorgerechtsentscheidung Beschwrede eingelegt hatten, nahm er als Indiz dafür, daß mein Mandant mit den Kindern abhauen will. Ja wenn er das wirklich wollte, täte er mit den Kindern einfach flitzen und kein Rechtsmittel einlegen. Spätestens seit der detaillierten Erklärung des Kollegen weiß er jetzt, wie man das macht...
Die relativ junge Richterin war willig, aber teilweise begriffsstutzig. Die einzige, die mich wirklich verstanden hatte, war die Anwältin der Kinder.
Alles in allem war es eine Lehrstunde dafür, wie sehr die Wahrnehmung von Männern und Frauen Dank der Indoktrination von 30 Jahren (klein-) bürgerlichem Feminismus inzwischen auseinandergehen und auch die
Geschlechtersolidaritaet der Richterinnen und der verstaubten "Ritterlichkeit" der Richter
ihr übriges tut.
Auch da darf aber keinesfalls alles über einen Kamm geschoren werden! Ich kenne junge Familienrichterinnen, bei denen so manche altfeministische Anwältin mit ihren sexistischen Sprüchen gegen die Wand läuft, und mit denen ich gerne arbeite.
Anwaeltinnen mit erschlafenen Patenten
kenne ich keine. Das halte ich für einen blöden Spruch, sonst nichts.