Eine Ausfahrt, mindestens 35 Tote. Und ich bin schuld daran. Sie waren jung, freuten sich auf den Frühling, waren unbekümmert. Nach dem langen Winter, sonnenverliebt, wie ich. Ja, sie hatten ein Leben - sie hingen dran. Bis sie mir begegneten. Vom Ego getrieben, wieder mal, nur zum Spaß unterwegs.
Habe ich versucht, die Kollisionen zu verhindern? Nicht ansatzweise. Es gab auch keine Trauer. Kein Gedanke an ausgelöschte Leben. Nicht mal Gräber. Stattdessen ein achtloser Sprühstrahl von Chemie, der ihre Körper löste. Weggewischt, ohne ein Wort des Bedauerns.
Ich möchte um Vergebung bitten. Und wieder vegan fahren, so wie damals mit meinem Mofa. Jedenfalls die ersten fünf Tage, bis ich Auspuff, Ritzel und Hauptdüse wechselte... und seither Schuld auf mich lade.
So viele sind von mir abgeprallt. Aber wie immer hat meine V-Strom keine Schramme. Verdammt, ich werde trotzdem weiterfahren ... kann nicht anders. Bin ein Getriebener. Und hoffe auf Gnade beim jüngsten Gericht für das Ableben von Martina, der Mücke. Für Stefan, dem Schmetterling. Für Herta, der Hornisse. Und wie sie noch alle genannt wurden.
Soweit mein Wort zum Sonntag.
