Autor Thema: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber  (Gelesen 528495 mal)

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Offline schnorchel

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #690 am: 26. Oktober 2015, 17:37:05 »
Das ist natürlich eine sehr ausgefeilte Herleitung. Alles, was "total" ist, ist faschistisch. Jesus war auch Faschist, schließlich erfaßt die Religion auch den ganzen Menschen. Und Veganer sind auch Faschisten, schließlich lehnen die den Fleischverzehr total ab.

Nein, er schreibt, wenn "Enttäuschung, Lüge, Hass und Gewalt zu Politik werden", ist es Faschismus. Das sehe ich weder bei Jesus noch bei Veganern.


Wenn einer polarisieren und jeden Diskurs abwürgen will, dann kann er gerne von Faschismus reden.

Das rührt an etwas, das mir bei Gabriel zunehmend Bauchschmerzen bereitet bzw. ich bei der SPD insgesamt seit langem(!) vermisse. Anstatt zu überlegen, wie man Merkel am besten kopiert, nur um den Kanzler zu stellen um der Regierungsmacht willen, würde ich gerne endlich mal wieder eine sozialdemokratische Alternative vorgestellt bekommen, über die man diskutieren kann. Aus der eigenen Weltsicht heraus eine Position und ein gesellschaftliches Konzept entwickeln, das für die aktuelle Gegenwart taugt und für das man um möglichst viel Zustimmung wirbt. Das würde uns voranbringen. Pegida & Co haben doch auch deshalb soviel Zulauf, weil keine erkennbaren Alternativen in die Diskussion eingebracht werden. Stattdessen erleben wir einen Wettstreit, wer am klischeehaftesten an den Symptomen herumdoktort.

Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #691 am: 26. Oktober 2015, 19:19:12 »
Mir wurde ja schon viel an den Kopf geworfen in meinem langen Leben - aber als ich neulich auch als Nazi bezeichnet wurde, fiel mir nichts mehr dazu ein. Meine "Nazi"-Meinung ist, dass Leute, die sich noch im Asylverfahren befinden und strafbar werden, damit ihren Antrag selbst abgelehnt haben sollten.

Ich glaube, dass die inflationäre Verwendung dieser Begriffe letztendlich nur dazu konditioniert, Nazisein nicht mehr schlimm zu finden. Das ist der größte Fehler der selbsternannten "Nichtnazis".

Offline nigel48

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #692 am: 26. Oktober 2015, 19:30:17 »
ich glaube, ich weiß, was du meinst: dass bedenkenträger von den "besorgten-bürger-abernazis" vereinnahmt werden?

mit dem strafbar ist das so eine sache...kriminelle straftaten und solche aus bürokratischen gründen wegen meldepflicht oder seltsamen dokumenten werden gern in einen tof geworfen...
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Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #693 am: 26. Oktober 2015, 19:47:25 »
mit dem strafbar ist das so eine sache...kriminelle straftaten und solche aus bürokratischen gründen wegen meldepflicht oder seltsamen dokumenten werden gern in einen tof geworfen...

Also, zu "seltsamen Dokumenten" fällt mir eigentlich nur der Begriff Urkundenfälschung ein. Ist Urkundenfälschung jetzt Deiner Meinung nach eine "kriminelle Straftat" oder eine "Straftat aus bürokratischen Gründen" (den Begriff muß ich mir merken  :evil ), also sozusagen eine "nicht kriminelle Straftat"?

Verstoß gegen die Meldepflicht ist übrigens eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat.

Note to self: Bei der nächsten Strafverteidigung den Richter in Plädoyer mit dem Begriff "Straftat aus bürokratischen Gründen" verwirren...
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Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #694 am: 26. Oktober 2015, 19:49:10 »
Ich war die letzten 30 Jahre als Anwalt wirklich so blöd zu glauben, es gebe nur entweder kriminell oder nicht kriminell... <kopfschüttel>
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Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #695 am: 26. Oktober 2015, 19:56:25 »
als ich neulich auch als Nazi bezeichnet wurde, fiel mir nichts mehr dazu ein.

Darauf zu reagieren, kann man lernen. Sich daran zu gewöhnen, lernt man nie.

Ich hab mir das schon von ausländischen Mandanten anhören müssen, die Unmögliches wollten. Natürlich ist man ausländerfeindlich, weil man denen ja nicht helfen *will* (daß man bei unmöglichen Ansinnen nicht helfen *kann*, begreift die Sorte, die auf dem ausländerfeindlich-Opferticket reitet, nicht). Und ein oder zwei mal war tatsächlich einer dabei, der meinte, mich als Nazi titulieren zu müssen.
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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #696 am: 26. Oktober 2015, 19:59:29 »
würde ich gerne endlich mal wieder eine sozialdemokratische Alternative vorgestellt bekommen, über die man diskutieren kann. Aus der eigenen Weltsicht heraus eine Position und ein gesellschaftliches Konzept entwickeln, das für die aktuelle Gegenwart taugt und für das man um möglichst viel Zustimmung wirbt.

Darauf wirst Du lange warten müssen. Wenn die SPD irgendwann so weit ist, daß sie sich um die 5%_Hürde Gedanken machen muß, wird sie vielleicht wach.
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Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #697 am: 26. Oktober 2015, 20:05:58 »
Nein, er schreibt, wenn "Enttäuschung, Lüge, Hass und Gewalt zu Politik werden", ist es Faschismus.

Faschismus ist nun aber eine bestimmte Form von politischer Bewegung, die sich vor allem selber so bezeichnet hat. Enttäuschung, Lüge, Hass und Gewalt können zu allem möglichen in der Politik führen. Ist das dann alles Faschismus? Laut Augstein ja.

Zitat
Das sehe ich weder bei Jesus noch bei Veganern.

Er bezog sich auf die totalitäre Ideologie, die "den ganzen Menschen erfasst und beansprucht". Mit der Einstufung als "totalitäre Ideologie" kriegt er die Kurve zum Faschismus. Das macht er sozusagen transitiv. Wenn aus a b folgt und aus b c, dann folgt auch aus a c. Mit dem Trick kann er alles mögliche zum Faschismus erklären, eben auch Jesus und Veganer.

Zitat
Pegida & Co haben doch auch deshalb soviel Zulauf, weil keine erkennbaren Alternativen in die Diskussion eingebracht werden. Stattdessen erleben wir einen Wettstreit, wer am klischeehaftesten an den Symptomen herumdoktort.

Du erkennst keine Alternative zu Pegida in der Diskussion? Dabei hat Merkel die doch relativ klar formuliert. Man nimmt die Leute ohne Obergrenze auf läßt sie durch's Asylverfahren gehen. Das ist doch eine Alternative zu Pegida.

Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #698 am: 26. Oktober 2015, 20:08:19 »
Ich meinte was anderes: der Begriff Nazi in der momentanen Verwendung differenziert nicht.

Und wenn jeder, der ein unpopuläres Wort zur Flüchtlingssituation äussert, verbal mit Hakenkreuzverfechtern und Holocaustverleugnern gleich gesetzt wird, wird der Begriff Nazi salonfähig gemacht.

Logische Trotzreaktion: Pff, dann bin ich eben Nazi.

Verharmlosung durch Überstrapazierung.

Was wäre der nächste logische Schritt? Man fühlte sich schon als unkritische Masse, wenn man nicht wenigstens einmal als Nazi bezeichnet würde. Nazi als Adelung?!

DAS ist die große Gefahr. Eine verbale Nazifizierung eines eben nicht nazifizierten Volkes.

Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #699 am: 26. Oktober 2015, 20:13:33 »
Darauf wirst Du lange warten müssen. Wenn die SPD irgendwann so weit ist, daß sie sich um die 5%_Hürde Gedanken machen muß, wird sie vielleicht wach.

Die sozialdemokratische Alternative wird von Merkel vorgeführt. Das ist das eigentliche Problem der SPD. Die wäre viel besser dran, wenn Merkel dichtmachen würde und die SPD dann die Unmenschlichkeit anprangern könnte, ohne daß das natürlich Einfluß auf die Einwandererzahlen hätte. Nun ist es aber so, daß Merkel da eine Position eingenommen hat, die ziemlich unerwartet und freizügig ist. Jetzt muß die SPD erst mal überlegen, was sie wirklich will. Wenn man ganz gemein ist, könnte man sagen, daß Asylrecht auch eher ins CDU-Programm als ins SPD-Programm gehört. Asyl ist einfach kein ureigenes Thema der Arbeiterbewegung.

Damit befaßt sich eher die Bibel:
"Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott." (3.Mose 19,33-34)

Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #700 am: 26. Oktober 2015, 20:15:58 »
Ich meinte was anderes: der Begriff Nazi in der momentanen Verwendung differenziert nicht.

ja, natürlich, solange der Begriff noch schockt, kann man damit schön diffamieren, aber irgendwann hat sich das abgeschliffen. Dann schockt er nicht mehr und im Ergebnis wird auch das verharmlost, was damit eigentlich gemeint war.

Offline DieFrau

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Conte Palmieri

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #702 am: 27. Oktober 2015, 08:17:53 »
Merkel wird verheizt für TTIP.

Indem die Lieblingskanzlerin der Nation eine auf der Rechten unbeliebte Haltung in der Flüchtlingsfrage einnimmt, lässt sich im Hintergrund wunderbar die Demokratie abschaffen. Bis jemand was merkt, ist es zu spät, die Billigstlöhner sind im Land und ob Merkel das übersteht, ist den "Investoren" scheißegal. Sie selber wird großzügig apanagiert, wenn es so weit ist.

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #703 am: 27. Oktober 2015, 09:08:15 »
Indem die Lieblingskanzlerin der Nation eine auf der Rechten unbeliebte Haltung in der Flüchtlingsfrage einnimmt, lässt sich im Hintergrund wunderbar die Demokratie abschaffen. Bis jemand was merkt, ist es zu spät, die Billigstlöhner sind im Land

Na klar, genau so ist es.

Und damit auch ja keiner mehr eigenständig denkt oder seine Gedanken laut äußert, wird jeder, der nicht Beifall klatscht als Nazi beschimpft oder in "Qualitätsmedien" wie der WELT als miesepetriger Defätist und falscher Patriot verunglimpft.
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Offline Mattieu

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #704 am: 27. Oktober 2015, 10:22:18 »
Klar. Und das Ganze ist von den Marsmännchen angezettelt, die damit ihre Invasion vorbereiten.
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.