Sie ist aber nicht "im Wesentlichen" gesund, wenn sie schon jahrelang immer wieder Depressionen hat. Das wird sie kaum als Pluspunkt ihres Lebens wahrnehmen.
Wir haben letzten Monat meinen gleichaltrigen besten Freund zu Grabe getragen, der an einem Hirntumor gestorben ist. Sowas rückt alles andere ein bißchen zurecht. Da werden alle anderen Probleme relativ klein. Das Problem mit Depressionen ist aber leider auch, daß in der Situation nichts anderes mehr gilt. Depressionen sind eine egoistische Krankheit. Bei ihr ist es aber nicht organisch, sondern aus der Kindheit und dem komplizierten Verhältnis zu ihren Eltern. Ich weiß nicht, ob man da auch als Erwachsener nie darüber hinwegkommen kann. Sie will immer irgendwo dazugehören, weil es mit der Familie nicht recht geklappt hat, aber baut dann auch immer Sollbruchstellen ein, um abgewiesen zu werden. Sie kommt auch nie mit Kollegen klar. Jeder skeptische Blick, jede Geste, alles wird als Ablehnung interpretiert. Sie gibt sich immer viel Mühe, aber wenn dann die Anerkennung nicht so kommt wie erhofft, geht's sofort mental in den Keller.
Irgendwann muß man sich mal emotional unabhängig machen. Es würde ihr vielleicht wirklich helfen, sich so zu beschäftigen, daß der Kopf keinen Raum und keine Zeit mehr für schlechte Gedanken hat, aber ob da nun ein Kind das geeignete ist?