Autor Thema: Weird Scenes Inside a Law Firm  (Gelesen 480967 mal)

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Offline Kulle

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1560 am: 21. September 2016, 21:57:53 »
Das Problem ist nicht das 1. Semester sondern Yossie. Er macht ein auf "Gestern".

Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1561 am: 21. September 2016, 22:18:13 »
Ich werde eine neue Bewegung namens Slow Law gründen. Meine Schriftsätze werde ich mit der Hand schreiben, und ich werde mir zwei Kopisten einstellen. Abends nach Büroschluß werden wir gemütlich bei einem Tässchen Tee dann gegenseitig unsere handgeschriebenen Schriftsätze Korrektur lesen, bevor sie am nächsten Morgen mit einem berittenen Boten zu Gericht gebracht werden. ;)
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Offline Araxes

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1562 am: 21. September 2016, 22:18:55 »
Das Problem wird sein, daß man immer alles trotzdem noch auf Papier braucht. Ginge es rein digital, würde ich so machen.

Offline Araxes

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1563 am: 21. September 2016, 22:19:36 »
Ich werde eine neue Bewegung namens Slow Law gründen.

Paßt zu unserer slow justice.

Habe ich schon gesagt, daß mein Finanzamt ein halbes Jahr für die Bearbeitung des Einspruchs gebraucht hat? Einspruch abgelehnt. Die RV-Beiträge meiner Frau für ihre ausländische Rentenversicherung wurden für 2013 nicht anerkannt, obwohl sie für 2014 akzeptiert wurden. Aber Einsprüche werden eben anders bearbeitet als die Steuererklärung. Der Steuerberater meinte, ich könnte klagen. Die Chancen stünden gut. Im Gesetz steht, daß Beiträge an ausländische Rentenversicherer weltweit anerkannt werden, wenn es staatliche Träger sind (private Träger nur in der EU). Er hat mir aber trotzdem abgeraten, denn: 200 € Stundensatz und das Gericht kann mir eine Nase drehen, indem sie alle Dokumente amtlich übersetzt und mit Apostille verlangen. Da hat man in Brasilien keine Chance. Mehr als die Gehaltsabrechnung als PDF ist da nicht zu bekommen. Und dann kann es sein, daß 2014 auch noch mal aufgemacht wird und ich da die Anrechnung nachträglich verliere. Am Ende habe ich zwar Recht, aber bekomme kein Recht. Tolle Wurst. Vom Finanzamt beschissen. Und da soll ich ehrlich sein?
« Letzte Änderung: 21. September 2016, 22:30:07 von Araxes »

Hameel

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1564 am: 21. September 2016, 23:12:38 »
Ich werde eine neue Bewegung namens Slow Law gründen.
Aaalso eine alte Freundin von mir hat in einem europäischen Ausland (wo war das bloß?  :evil :evil) mal eine Zulassung als gerichtliche Übersetzerin beantag und gewann den Eindruck, die hätten das da schon.

Offline Kjeld

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1565 am: 21. September 2016, 23:46:56 »
Beherrscht Du den Leseknoten und den Ruheknoten?

Offline phoenix

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1566 am: 22. September 2016, 01:20:01 »
Ja, aber wer soll das alles einscannen?

Nein, ich verweigere mich jetzt ganz bewußt diesem modernen Kram.

Irgendein verrtrauenswürdiger  Student?

Und im Falle eines Falles kann man eigene AKten kurz vom Office aufs Tablet ins Gericht laden.
Vor allem, wenn das eine weitere Anfahrt ist, wäre das nicht nice?

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Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1567 am: 22. September 2016, 08:44:20 »
Beherrscht Du den Leseknoten und den Ruheknoten?

Nein. Aber ich erwäge ernsthaft die Anschaffung eines Aktenstichels und eines badischen Aktenlochers. Der Shop der JVA Bruchsal bietet sowas als Set an. Vielleicht ist ja eine Bedienungsanleitung dabei.

Bis ich so was habe, treiben mich badische Akten aus dem Sprengel des OLG Karlsruhe in den Wahnsinn, wenn ich sie nach dem Fotokopieren wieder zusammenpfrimeln muß.

im Falle eines Falles kann man eigene AKten kurz vom Office aufs Tablet ins Gericht laden.

Natürlich, die Vorteile sind unbestreitbar. In dieser Wirtschaftsstrafsache Anfang des Jahres hatte mir das Gericht sechs oder sieben Leitzordner Ermittlungsakten freundlicherweise als Scan auf einer DVD angefertigt. Das taten die aber nur, um den Terminplan des Gerichts nicht platzen zu lassen, und der arme Justizwachtmeister, der da mindestens einen Tag lang am Scanner stand, wird mich heute noch dafür hassen.

Es gibt da aber auch einige Probleme. Wenige Gerichte haben Steckdosen in bzw. an den Tischen. Da ist in einer längeren Strafsache schon mal der Akku des Laptops leer, bevor die Sitzung rum ist, und dann sitzt Du nackt ohne Akte da. Manche Richter bzw. Gerichte erlauben bis heute nicht die Benutzung eines Laptops in der Sitzung. Die Gründe gehen zum Teil leicht in ein esoterisches Technikverständnis: Man könnte ja mit dem Teufelsding die Sitzung aufnehmen und simultan ins Internet stellen können oder sonst ein Unfug. In Zivilsachen gibt es genug Richter, die in analoger Anwendung von "nur Bares ist Wahres" meinen, nur Papier ist eine echte Akte. Auch mußt Du gelegentlich in der Sitzung Originaldokumente vorlegen; da hilft Dir die schönste elektronische Akte nichts, da bist Du dann verratzt, wenn Du das betreffende Papier nicht im Original dabei hast - Grüße an Deine Haftpflichtversicherung!

Bis zur echten elektronischen Aktenführung ist noch ein langer Weg, und bis dahin produziert die Digitalisierung eher noch viel mehr Papier als früher, weil man z.B. sämtliche Mails ausdrucken und in die Akte heften muß.

Paßt zu unserer slow justice.

Habe ich schon gesagt, daß mein Finanzamt ein halbes Jahr für die Bearbeitung des Einspruchs gebraucht hat?

Wundert mich nicht. Die hessischen Sozialgerichte schreiben keine Briefe mehr, die Faxen nur noch. Mal abgesehen davon, daß man unangekündigt ein 60seitiges Rentengutachten auf dem Fax liegen hat (Übertragungsdauer ca. eine Stunde dank des lahmen Servers der Gerichte), ist das völliger Unfug, weil kein Personal da ist, das die ganzen Verfügungen etc. schreibt und faxt (was nicht weniger Aufwand ist, als das Schreiben kurzerhand einzutüten und mit der Post zu schicken. Insbesondere die Zeitverzögerung zwischen Verfügung des Richters und Ausführung durch die Subalternen führt das ganze System ad absurdum. Man erkennt es daran, daß jeder gerichtliche Schrieb mit dem Datum der Verfügung durch den Richter datiert wird und nicht mit dem aktuellen Tagesdatum der Ausführung durch die Schreibkraft und die Geschäftsstelle. Wenn ich also ein Fax bekomme, das - nicht im Sendeprotokoll, sondern auf dem Dokument selbst - ein drei Wochen zurückliegendes Datum trägt, ist das absurd. Auf den einen Tag Postlaufzeit wäre es nämlich auch nicht mehr angekommen.


« Letzte Änderung: 22. September 2016, 09:54:40 von Yossarian »
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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1568 am: 22. September 2016, 10:16:08 »
jedenfalls kommst du jetzt viel entspannter rüber.

Danke. Ich bin hier auch viel entspannter als in der Innenstadt, auch wenn mein Kaffeekonsum wieder gestiegen ist.
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Offline Kjeld

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1569 am: 22. September 2016, 10:22:48 »
Ich hatte mal eine Strafsache mit einer Akte in 53 Leitzordnern. Ich beantrage Akteneinsicht und Übersendung der Akte. Geschäftsstelle ruft an und sagt:

- Versenden ist nicht.
- Holen Sie die Akte ab.
- Wie groß ist Ihr Auto? - Aha, ja, das geht.

Offline Yossarian

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1570 am: 22. September 2016, 10:34:00 »
Ich hatte mal eine Strafsache mit einer Akte in 53 Leitzordnern.

Da kannst Du ja fast schon von den Kosten für die Fotokopien leben.  ;)
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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1571 am: 28. September 2016, 14:32:41 »
Der hiesige teilsouveräne Gliedstaat ärgert mein bei ihm angestelltes Mitglied. Ich verklage den teilsouveränen Gliedstaat. Der erwidert Unsinn, darauf erwidere ich. Morgen wäre Termin, auf Antrag des teilsouveränen Gliedstaats verlegt das Gericht die Verhandlung auf den 16.02.'17.

Hier die Begründung des Antrags auf Terminsverlegung:

Das Arbeitsrecht stellt in einem bezirklichen Rechtsamt eine Spezialmaterie dar, die für bislang damit nicht befaßte Mitarbeiter eine längere Einarbeitungszeit erfordert.

Soviel zur öffentlichen Verwaltung.

EDIT: Da arbeiten größtenteils Dünnbrettbohrer, die nach Stromlinienform ausgesucht worden sind. Fachliche Qualifikation ist da eher ein Einstellungs- und Karrierehindernis.
« Letzte Änderung: 28. September 2016, 15:06:37 von Kjeld »

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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1572 am: 28. September 2016, 15:09:09 »
Da kannst Du ja fast schon von den Kosten für die Fotokopien leben.  ;)

18 Verhandlungstage, 8.00 Uhr Beginn, selten vor 7 oder halb 8 Schluß. Konfliktbeladene Verhandlung - gleich zu Beginn erstmal eine Besetzungsrüge, gefolgt von hektischen Ermittlungen des Gerichts. Später Revisionsbegründung mit Seitenzahl im oberen zweistelligen Bereich. Dat war kein Spaß und mit Kopierkosten allein nicht zu bezahlen.

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« Antwort #1573 am: 06. Oktober 2016, 08:08:10 »
Das OLG München* hat ja in seiner biblischen Weisheit unlängst festgestellt, dass dem Strafrichter Rechtskenntnisse nicht unterstellt werden dürfen.

* OLG München Beschluss v. 04.06.2014 – 3 Ws 656 657/13 KI
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Re: Weird Scenes Inside a Law Firm
« Antwort #1574 am: 06. Oktober 2016, 18:05:14 »


Langsam wird´s heimelig im neuen Büro. 8)
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