Durchaus möglich. Wir hatten beide eine vier in Mathe.
Das ist, was Einstein betrifft, längst als Mythos widerlegt. Sein Schulabschlusszeugnis kann man unter anderem bei Wikipedia betrachten, er hatte in den mathematischen Fächern überall "sehr gut". Ein zumindest
ganz geringes intellektuelles Gefälle zwischen den beiden Vergleichspersonen wird man daher wohl vorsichtig annehmen können
.
Insofern: ohne Institution keine Religion.
Religiös kann an sich jeder auf seine Weise sein, ohne zwingende Notwendigkeit von Gleichgesinnten oder einer Institution. Dass aber Erkenntnisse der Menschen in speziellen Institutionen weitergegeben werden, ist doch völlig normal, darum gehen wir alle zur Schule, darum gibt es Wikipedia. Es soll ja gerade nicht jede Generation wieder von null anfangen. Das ist in der Wissenschaft allerdings viel stärker ausgeprägt, als in der Religion, weil Wissenschaft, um gegenwartstauglich zu sein, immer den Anschluss an den aktuellsten Stand benötigt.
Die christliche Verquickung von Religion und Moral. Das ist so ziemlich die einzige originäre christliche Erfindung, und eine der fatalsten Erfindungen der Menschheit noch dazu.
Religion muss keine Moral beinhalten, siehe mein Beispiel von Einsteins kosmischer Religion. Sie darf es aber, kann zudem sogar ein grundlegendes Rechtssystem (wie den Dekalog oder sonstige Verhaltensaufforderungen) mit sich bringen. Wenn das so vermittelte Wertesystem etwas taugt, braucht man sich jedenfalls darüber nicht pauschal zu beschweren.
Wissenschaften anbeten? Wo wird denn angebetet und Messen gehalten?
Umgebung und Rituale sind natürlich anders: Labor - Versuchsaufbau - Methode - Reproduzierbarkeit des Ergebnisses. Man könnte es auch Wissenschaftshörigkeit nennen. Der wesentliche Punkt ist der geglaubte Alleingeltungsanspruch. Alles, was nicht dieser Methode unterworfen werden kann, soll keinen Aussagewert besitzen, ist Esoterik oder sonstwas. Diese Sicht ist viel zu eng, selbst für die anerkannten Wissenschaften, denn alles was nicht ausschließich nur reine Naturwissenschaft ist, kann in diesem begrenzten Format überhaupt nicht wissenschaftlich behandelt werden.
Es gibt einfach diesen Drang, sich mit der Wissenschaft auf eine Ebene stellen zu wollen.
Mir ist keine Religion bekannt, die sich ins Forschungslabor oder einen Versuchsaufbau drängt.
Ich bin überzeugt, daß man auch ethische Fragen wissenschaftlich lösen könnte, wenn man es versuchte. Vielleicht ist das schon versucht worden. Ich weiß es nicht.
Auch hierzu gibt es keinen tauglichen Versuchsaufbau.
Der autonome Mensch, den andererseits auch kein höheres Wesen auffängt, verursacht bei vielen einen horror vacui.
Ich habe eher den Eindruck, dass der "autonome Mensch" ein natürliches Gefühl dafür hat, dass er in seiner (spirituellen) Autonomie etwas wichtiges entbehrt, was vielen anderen - auf die eine oder andere Art - zugänglich ist. Trotzig bezieht er dann als Selbstberuhigungsmechanismus Stellung gegen alles, was nicht gesicherte Labor-Forschung ist, denn niemand kann ihn darin nach heutigem Stand wissenschaftlich widerlegen. Die so erlangte "Sicherheit" der bereitwillig selbst beschränkten Weltsicht füllt allerdings die Lücke auch nicht.