Autor Thema: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...  (Gelesen 180458 mal)

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Hameel

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #90 am: 27. April 2017, 14:01:51 »
Ich bin nicht Wittgensteins Meinung.
Etwas existierendes als "Tatsache" zu klassifizieren ist bereits Benennen im Sinne Laotses und/oder Essenz im Sinne Sartres.

Offline Yossarian

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #91 am: 27. April 2017, 14:10:04 »
Oder wie es einer meiner Kommilitonen mal nachts in der Kneipe nach ungezählten Bieren formulierte: Ein Begriff ist, wenn es ein Wort dafür gibt.  8)
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

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Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #92 am: 27. April 2017, 21:41:09 »
Überhaupt scheint Religions-Bashing gerade ziemlich in zu sein. Dabei besteht weltweit milliardenfacher Bedarf an Religion.

Eher nicht. Was bedeutet eigentlich "Bedarf an Religion"? Religion löst keine Probleme.

Zitat
Was ist mit Zuversicht, Hoffnung, Trost, Antwort auf die Sinnfrage des Lebens,

Religionen bieten da auch nur Schall und Rauch. Man kann sich dem hingeben, aber es ändert am Ende auch nichts. Das ist dann wahrscheinlich auch der Wert der Religion. Sie ist das, was bleibt, wenn alles andere ausscheidet. Und weil die Religion einen praktischerweise sowieso aufs Jenseits vertröstet, muß sie im Diesseits nichts einlösen.

Zitat
caritatives Engagement, gemeinnützige ehrenamtliche Tätigkeiten und was sonst noch mit Religion einhergeht?

...sind in den Religionen erstaunlich wenig ausgeprägt. Wir denken da viellleicht an kirchliche Krankenhäuser und dergleichen (die auch nicht von der Kirche finanziert werden, also nicht mal im eigentlichen Sinn karitativ sind). Guck mal in die orthodoxe Welt. Da zählt nur Pracht und Prunk. Soziale Tätigkeiten finden kaum statt. Im Islam gibt es die Vorschrift zur Mildtätigkeit, aber was, wenn das nur ein Ersatz für ein steuerfinanziertes Sozialwesen ist, das denen dann doch zu weit ginge?

In vielen Gegenden ist zudem das reine Gegenteil der Fall und Priester gerieren sich wie Mafiosi und pressen den Ärmsten dann das letzte ab. In Afrika füllen selbsterernannte Prediger ganze Fußballstadien und verkaufen denen eine abartige Melange aus Christentum und Voodo. In Brasilien machen sich die Evangelikalen breit und erheben ihre eigenen Gemeindesteuern. Lieber einne katholische Mission als diese Gangster. Daß Religion da irgendwie abnehmen würde, ist aber leider nicht der Fall.

Zitat
Die die gegen alles religiöse sind, haben zumeist überhaupt keine ausdifferenziertes Wertesystem und suchen den Lebenssinn in bloßer individueller Bedürfnisbefriedigung und materiellen Dingen.

Eher im Gegenteil. Ohne Religion ist man viel freier in der geistigen Bedürfnisbefriedigung. Man darf tatsächlich selber denken!

Zitat
Wenn man tradierte Werte immer mehr relativiert und negiert, ohne neue zu formulieren, bleibt schließlich der "moderne" Mensch über, der keine Antworten hat und nicht mal mehr die Fragen stellt. Und der ist auch noch Stolz auf sich.

Die alten Antworten waren eben auch nur Lügen bzw. Beruhigungspillen. Die Realität ist aber, daß der "moderne Mensch" immer mehr Antworten findet und die Religion sich damit abmühen muß, ihre Weltsicht damit in Einklang zu bringen. Weil das nicht immer einfach ist, wird die Wahrheit zuerst verschwiegen, dann bekämpft, dann uminterpretiert.

Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #93 am: 27. April 2017, 21:53:53 »
Es ist ein wenig ungerecht zu behaupten, religiöse Menschen würden keine Fragen mehr stellen und ihren Kopf nicht gebrauchen. Das gilt vielleicht für eine große Zahl von Mitläufern, aber wir müssen doch zugeben, dass sich eine große Zahl von Mitläufern eines scientizistischen Weltbilds auch keine eigenen Gedanken machen, und genauso kritiklos das glauben, was der Lesch im ZDF sagt, wie andere dass, was der Pfarrer in der Kirche sagt.

Das ist unwissenschaftlich und unfair. Lesch wird in jedem Moment dazu auffordern, seine Aussagen zu widerlegen. Sie haben überhaupt nur dann Wert, wenn sie widerlegbar sind. Das ist die wissenschaftliche Methode. Es ist immer wieder erstaunlich, daß die so wenig verstanden wird. Finde mal einen Religionsführer, der sagt, daß seine Behauptungen nur dann einen Wert haben, wenn ein ein Verfahren für einen Gegenbeweis beschrieben werden kann. Die könnten alle sofort einpacken.

Das ist alles ok, aber Religion darf nicht auf eine Ebene mit Wissenschaft gestellt werden. Es sind am Ende alles nur Märchenerzähler. Religion ist ein literarisches Genre, aber keine Wissenschaft und auch nicht gleichwertig in ihren Aussagen.
« Letzte Änderung: 27. April 2017, 21:59:27 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #94 am: 27. April 2017, 21:54:52 »
Auf die Frage

Warum ist überhaupt etwas und nicht etwa nichts?

gibt es nämlich auch keine naturwissenschaftliche Anwort, und es ist kein Zeichen von Denkfaulheit, wenn sich jemand mit dieser Antwortlosigkeit nicht abfinden will.

Es gibt eine Antwort. Die muß nur noch gefunden werden.

Offline Kulle

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #95 am: 27. April 2017, 22:45:08 »
Es gibt eine Antwort. Die muß nur noch gefunden werden.
Der ist gut. Wieviele Wiski sind zu so einer Feststellung nötig?

Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #96 am: 27. April 2017, 23:09:11 »
Keine, es ist einfach klar. Wir haben jetzt vielleicht 400 Jahre moderne Naturwissenschaften und wissen schon enorm viel. Der Wissenszuwachs beschleunigt sich seitdem noch. Jede Antwort wirft neue Fragen auf. Das ist klar, aber ist gibt keinen Punkt, an dem es nicht weitergeht. Der Erkenntnisgewinn geht immer weiter.

Die Religionen werden sich damit arrangieren müssen. Die können sich gerne auf das Übersinnliche spezialisieren. Da wird ihnen die Wissenschaft auch nicht reinpfuschen. Umgekehrt sollte das aber genauso gelten.

Offline Yossarian

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #97 am: 28. April 2017, 06:27:44 »
aber ist gibt keinen Punkt, an dem es nicht weitergeht. Der Erkenntnisgewinn geht immer weiter.

Da wage ich zu widersprechen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo unser bescheidenes Hirn nicht mehr mitkommt, wo wir mit immer aberwitzigeren Hilfskonstruktionen immer mehr hintenrum durchs Auge arbeiten müssen, daß wir nicht mehr sicher sein können, die Gegebenheiten damit richtig abzubilden. Da gleitet die Wissenschaft notwendigerweise immer mehr ins Spekulative ab, und man kann nicht mehr wirklich von Erkenntnisgewinn sprechen.

Es mag keinen Punkt geben, an dem es nicht mehr weitergeht. Aber für uns Menschen kann es einen Punkt geben, an dem wir einfach nicht mehr mitkommen.

Das ist okay, solange man dann nicht den Fehler begeht, ins Religiöse abzugleiten. Es ist nicht alles metaphysisch, nur weil man es nicht versteht.
« Letzte Änderung: 28. April 2017, 06:29:15 von Yossarian »
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Hameel

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #98 am: 28. April 2017, 09:43:53 »
Das ist alles ok, aber Religion darf nicht auf eine Ebene mit Wissenschaft gestellt werden.
Ich habe an dieser Stelle nicht von den Verkäufern gesprochen, sondern von den Konsumenten.

Religöse Menschen behaupten ja oft, Wissenschaft sei "auch ein Glaube". Das ist dann ein Missverständnis, weil es sich auf die Inhalte bezieht, aber nicht auf die Methodik. Und es gibt in der Tat jeden Menge Leschfäns, die einfach die Inhalte glauben ("Die Wissenschaft hat festgestellt.."), ohne sich über die Methodik Gedanken zu machen. Wie wir wissen, macht gerase diese den Unterschoied aus.

Hameel

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #99 am: 28. April 2017, 09:45:41 »
Es gibt eine Antwort. Die muß nur noch gefunden werden.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine naturwissenschaftliche Antwort sein wird in dem Sinne, dass sie auf Beobachtung und Experiment fußt.

Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #100 am: 28. April 2017, 15:05:41 »
Es mag keinen Punkt geben, an dem es nicht mehr weitergeht. Aber für uns Menschen kann es einen Punkt geben, an dem wir einfach nicht mehr mitkommen.

Die Beschränktheit des Menschen spricht aber immer noch nicht für die Existenz eines übersinnlichen Wesens als Erklärung für die Welt. Außerdem haben wir noch ca. 2 Mrd. Jahre Evolution vor uns, bevor bis der Temperaturanstieg der Sonne die Erdoberfläche verbrennt. Da geht noch eine Menge. Bis dahin wird man wahrscheinlich auch die Evolution steuern können.

Offline Yossarian

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #101 am: 28. April 2017, 15:12:36 »
Die Beschränktheit des Menschen spricht aber immer noch nicht für die Existenz eines übersinnlichen Wesens als Erklärung für die Welt.

Das habe ich auch nicht behauptet, im Gegenteil.
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Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #102 am: 28. April 2017, 15:22:10 »
Religöse Menschen behaupten ja oft, Wissenschaft sei "auch ein Glaube".

Das ist schade, aber nicht überraschend. Man kann nicht erwarten, daß da jeder durchsteigt.

Zitat
Das ist dann ein Missverständnis, weil es sich auf die Inhalte bezieht, aber nicht auf die Methodik. Und es gibt in der Tat jeden Menge Leschfäns, die einfach die Inhalte glauben ("Die Wissenschaft hat festgestellt.."), ohne sich über die Methodik Gedanken zu machen. Wie wir wissen, macht gerase diese den Unterschoied aus.

Die Leschfans können sich zumindest darauf verlasen, daß ihm andere Wissenschaftler reingrätschen würden, wenn er Unsinn erzählen würde. Man muß sich auch mal auf die Peers verlassen. Meist redet er auch nur über Dinge, die Stand der Wissenschaft sind und wenn es spekulativ wird, dann sagt er das auch. In der aktuellen Forschung gibt es ohnehin meist mehrere Meinungen, die miteinander streiten. Der Wissenschaftsskeptiker sieht sich dann in seiner Meinung bestätigt, daß die Wissenschaft selber nichts weiß. Dabei gehört es einfach nur zur Methode, Theorien solange zuzulassen bis sie widerlegt sind. Ein Grenzbereich ist die Klimaforschung. Die ist mittlerweile so politisiert, daß Gegenmeinungen nur noch verhalten geäußert werden.

Offline Araxes

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #103 am: 28. April 2017, 15:25:21 »
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine naturwissenschaftliche Antwort sein wird in dem Sinne, dass sie auf Beobachtung und Experiment fußt.

Kommt Zeit kommt Rat. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis Einsteins Thesen - bzw. manche davon - im Experiment bestätigt wurden. Ich würde mich nicht dazu festlegen, was man in zwei- oder dreihundert Jahren experimentell machen kann. Vielleicht wird dann schon Antimaterie in Scherzartikeln verwendet.

Hameel

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Re: Thema Religion allgemein und Religion in der Familie...
« Antwort #104 am: 28. April 2017, 15:30:13 »
Ich frage mich, ob Du die Frage verstanden hast.