Zur Ausgangsfrage:
Wenn du dem Drohenden nahe stehst, gast du auch nur die Möglichkeiten, die jeder andere unausgebildete Mensch in ihrer Umgebung hat:
Entweder, du nimmst es ernst, das würde bedeuten, du müsstest Tag und Nacht an seiner Seite bleiben, um den Versuch zu verhindern oder Hilfe von außen suchen. Ersteres funktioniert nicht auf Dauer, also könnte es trotz aller deiner Mühen dennoch passieren - du fühlst dich schuldig. Zweites könnte auch misslingen, wenn sich der Drohende verweigert - du fühlst dich schuldig.
Oder du nimmst es nicht ernst und es passiert - du fühlst dich schuldig.
Mehr Raum ist nicht, also kannst du vor diesen ganzen Versuchen einfach beginnen, dich nicht schuldig zu fühlen, egal, wie das Ergebnis aussieht.
Ich würde an deiner Stelle vor allem erst mal mit Eltern/Geschwistern/engen Freunden der Drohenden reden - bist du der Einzige, dem sie das androht, ahnt ihre Familie, was los ist? Gab es vorher schon solche Ansagen?
Wenn sie es nicht ernst meint, könnte ein Gespräch mit ihrer Familie schon peinlich genug sein, um diesen Trend versanden zu lassen.
Töchting hatte einen Exfreund, der ihr Fotos von seinen aufgeschnittenen, frisch blutenden Armen geschickt und permanent mit Selbstmord gedroht hat etc. Ich hab dann mit seinen Eltern gesprochen. Auch, als er anfing, ihr aufzulauern und sie einmal schlug.
Jetzt terrorisiert er eine neue Exfreundin. Die Eltern haben ihn von meiner Tochter ferngehalten. Sonst hätte ich die Polizei eingeschaltet. Diese Drohung hat IHM nichts bedeutet, seiner Familie schon.
Meine Tochter fühlte sich die ganze Zeit schuldig an seinem Tief. Aus purem Mitleid und aus Angst vor seiner Selbsmorddrohung hat sie die Freundschaft nach den Armfotos noch einmal aufgenommen, bis sie es nicht mehr aushielt und mich informierte. Aber sie war 22 und noch doof in solchen Dingen.