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Thermomix-Weiberl – die Haute Cuisine des Vorstadt-Wahnsinns
heute live aus Vaterstetten-Baldham!
Sie stehen morgens auf wie andere Leute zum Zahnarzt gehen: entschlossen, aber mit verkniffenem Gesicht. Und dann beginnt das Ritual. Erst Pilates mit Yvonne. Dann „Manifestieren“ – irgendwas mit Frequenzen, Mondzyklen und einem drittklassigen Selfhelp-Podcast, den sie „total inspirierend“ finden. Und dann – das Summen. Dieses infernalische Surren aus Edelstahl und Digitaldisplay. Thermomix an. Denkst, du bist im Forschungslabor von Nestlé.
Die Thermomix-Weiberl sind keine Mütter, sie sind Projektmanagerinnen im Krieg gegen das natürliche Kochen. Die Zutaten abgewogen wie bei einem Drogenlabor, alles in Einzelteilen aus dem Alnatura-Sortiment: „regional“, „biologisch“, „verantwortungsvoll“. Hauptsache, der Bio-Gouda hat mehr Flugmeilen als der Ehemann Bonusmeilen.
Und wehe, du sagst was gegen den Thermomix. Dann geht der Deckel hoch. „DER hat unser Leben verändert!“ – Ja, Schatz. Deiner war vorher halt auch nur Tiefkühlpizza und trüber Chardonnay aus’m Rewe.
Sie teilen ihre Matschkreationen auf Instagram – #gesundundlecker – und du denkst dir: Das sieht aus wie eine feuchte Putzmittelprobe aus Tschernobyl. Aber da ist sie, stolz wie ein Hochleistungsmixer auf zwei Beinen, mit 16 Hashtags und fünf Bio-Ersatzstoffen, von denen drei in der Schweiz verboten sind.
Und während sie mit dem Thermomix vegane Proteinbrotaufstriche mixt, redet sie sich ein, dass sie eine Unternehmerin ist. „Ich hab da ein kleines Business nebenbei.“ – Klar. Affiliate-Link plus Thermomix-Vertreterin plus Coach für „female Empowerment“ ab 69 Euro im Zoom. Du verkaufst dir selbst die Illusion vom Erfolg – powered by dampfgegartem Kürbis.
In Wahrheit wollen sie Kontrolle. Über den Mann („Er isst jetzt auch kein Fleisch mehr, haha“), über die Kinder („Heute gibt’s vegane Hirse-Bällchen, ist das nicht cool?“), über ihr Leben, das zwischen REWE-Lieferservice und betreutem Basteln mäandert.
Der Thermomix ist nicht Küchengerät. Er ist Lifestyle-Prothese, Ermächtigungsmaschine, digitales Mutterkreuz für die Wohlstandsverwirrten.
Und in ihrem Kopf läuft permanent die leise Hintergrundmusik von Kitchen Impossible, während sie eine „Chili sin Carne“ zusammenpüriert, die aussieht wie frisch aus dem Bio-Kompost.
Der Thermomix ist der SUV unter den Haushaltsgeräten. Zu groß, zu teuer, zu laut. Aber wehe du kritisierst das Ding – dann bist du ein toxisch-patriarchaler Küchenfaschist, der Frauen nicht ihr autonomes Leben gönnt.
Dabei will ich nur eins: eine Butterbreze! Ohne Chia. Ohne fermentierte Hirse. Und ohne politischen Subtext.