mann denkt noch ein bisseken über das Gesehene nach und erkennt:
Der Mohr scheitert, weil er das am Hofe übliche Ränkespiel nicht beherrscht. Er mag ein begnadeter Feldherr sein, dem zudem das Glück des Gewinners zur Seite steht, doch er versteht die inneren Kreisläufe der Macht nicht. Es hätte ihm eine Warnung sein müssen, dass Desdemonas Vater den Segen verweigert, doch er erkennt die Zeichen nicht. So befördert er Cassio zum Leutnant, aber er vertraut Jago, dem Übergangenen. Anstatt an seiner jahrelangen Freundschaft und an seiner Liebe festzuhalten und zu vertrauen, opfert er Desdemona und Cassio seinem von Jago geschickt eingeredetem Wahn. So bleibt der Mohr trotz seiner Verdienste ein Außenseiter, dem letztendlich die Aufnahme in die Gesellschaft verwehrt bleibt; nicht, weil er nicht wollte, sondern weil die Gesellschaft ihn ablehnt und er ihre Regeln nicht versteht.
In einem wohl vorher entstandenen Stück lässt Shakespeare Shylock, den Kaufmann von Venedig, der jüdischen Glaubens ist, (unvergesslich Al Pacino hier
https://www.youtube.com/watch?v=ruPAgVBUlQY)
den Juden das gleiche Recht einfordern, das Christen gewährt wird, doch wie Shylock erkennen muss, ist das RECHT wohl eher eine biegsame Richtlinie. Recht gewährt keine Gerechtigkeit und ein Richter gibt keine Gerechtigkeit, sondern ein Urteil.
Shylocks Tragik liegt in seiner Vergangenheit
Der Film beginnt mit einer Montage von Szenen, die den zeitgenössischen Antisemitismus zeigen: Hetzreden fanatischer Wanderprediger, das Verbrennen von Talmuddrucken sowie das Bespucken und Schlagen von Juden. Hier wird offensichtlich, warum Shylock im entscheidenden Augenblick falsch handelt. Die Gnade, die von ihm hier erwartet wird, kann er nicht gewähren, weil ihm die Liebe als Voraussetzung dafür fehlt. Sie wurde von den venezianischen Nichtjuden zerstört.
Auch hier ist Ausgrenzung und Ablehnung als tieferer Grund für die Konflikte anzusehen und damit ist Shakespeare ganz nah an unserer Wirklichkeit. Vllt. sollten PEGIDA und AfD Anhänger sich mal mit Shakespeare beschäftigen.