Manchmal möchte man Kotzen, wenn Mandanten unverschämtes und insbesondere unverdientes Glück haben.
Seit einem dreiviertel Jahr vertrete ich eine Messiefamilie in einer Räumungsklage. Das Ansinnen der Vermieter ist nach einem kurzen Blick auf die vorgelegten Fotos der vermüllten Wohnung mehr als verständlich; da genügen ein paar Müllcontainer und ein Dutzend Kammerjäger nicht, da wird man den Putz abklopfen und den Boden bis zum Estrich abtragen müssen, bevor man da neue Mieter reinsetzten kann.
Die Strategie war von vorneherein klar und unmißverständlich zum Ausdruck gebracht: Ich verschaffe Euch Zeit, in der Ihr das Gröbste aufräumen könnt, und mit ein bißchen Glück kommt Ihr da mit einem kleinen blauen Auge davon.
Die Chancen stehen gut. Der Vermieter, einer der größten Immobilienverbrecher Deutschlands, macht mehr formale Fehler, als ein Hund Flöhe hat. Sogar eine kleine Erbschaft stand ins Haus, mit der man ein paar Leute hätte anheuern und ein paar Container hätte bestellen können.
Was passiert seit neun Monaten? Nichts. Nuku, nada, rien, niente. Nicht mal die Prozeßkostenhilfeunterlagen hat man mir reingegeben.
Morgen wäre Showdown beim Amtsgericht gewesen. Ich hätte die Sache bequem unter feierlichem Rezitieren der einschlägigen formalen Fehler der Gegenseite gewonnen, insbesondere, wenn man dazu flankierend noch ein paar aktuelle Fotos hätte vorlegen können, daß es gar nicht mehr so schlimm ist.
Die Gegenseite hätte sich daraufhin berappelt und unter Vermeidung der offensichtlichen Fehler noch mal geklagt, und man hätte ich irgendwie einigen können.
Heute bekomme ich plötzlich eine Terminverlegungsnachricht: Termin morgen aufgehoben, neuer Termin im April 2019.
Normalerweise eine tolle Sache. Ein Vierteljahr mehr Zeit um - ja, was?
Wenn weiter nichts passiert, und davon gehe ich aus, hat bis im April das Ordnungs- oder Gesundheitsamt die Bude geräumt, weil das Ungeziefer inzwischen unter der Wohnungstür durchkrabbelt.
Der Riesendusel, den die heute gehabt haben, werden die wieder nicht nutzen.
Und dann hat man Mandanten, die guten Willens sind und sich den Arsch aufreißen, um aus einer mißlichen Lage wieder herauszukommen, und bei denen klappt nichts...