Haruki Murakami: Von Männern, die keine Frauen haben
Über das Buch bin ich buchstäblich auf der Straße gestolpert. Ich fand es in Göppingen in einer Fußgängerzone in so einer Kiste vor einer Haustüre, zusammen mit anderen Büchern. Wie manche Menschen das so machen, wenn sie such einiger Bücher entledigen wollen; manchmal steht noch ein Schild "zum Mitnehmen" oder "zu verschenken" dabei. Ich kann an solchen Kisten nie vorbeigehen.
Murakami sagte mir nichts, aber den Titel fand ich interessant, auch wenn er schamlos von Hemingway geklaut ist.
Meine Freundin war begeistert, denn sie kennt und mag Murakami.
Zum geklauten Titel: In englisch identisch "Men Without Women", nur kleine Variation im Deutschen.
Die Schreibe ist ähnlich lakonisch wie in dem Buch von Hemingway und doch ganz anders. Die Geschichten sind schrullig und gleichzeitig traurig und lustig, aber beides sehr subtil.
Und ja, es geht um Männer und Frauen.
Dr. Tokai war nämlich der Meinung, daß alle Frauen von Geburt an mit einem eigenständigen Lügenorgan ausgestattet seien. Welche Lügen sie wo und wie erdächten, unterscheide sich von Fall zu Fall. Aber alle Frauen lögen unter allen Umständen irgendwann und auch bei wichtigen Dingen. Natürlich lögen Sie auch bei unwichtigen Dingen, aber selbst bei den wichtigen Dingen scheuten sie nicht davor zurück. Die meisten zuckten nicht einmal mit der Wimper dabei, nicht einmal ihr Tonfall änderte sich, was daran liege, daß nicht sie selbst, sondern das eigenständige Organ, über das sie verfügten, eigenmächtig agiere. Deshalb störe die Lüge - von Ausnahmen abgesehen - weder ihr gutes Gewissen, noch ihren guten Schlaf.
In dieser Geschichte tötet sich der Protagonist wegen einer Frau. Murakami geht aber nicht immer so gehässig mit Frauen um.
Happy Ends gibt es keine.