Ich kann mich an einen Schwesternabend vor etwa 10 Jahren erinnern.
Da regte sich meine älteste Schwester mal wieder über ihre Klassen auf. Sie ist Lehrerin im Gymnasium. Als sie so ziemlich jeden Schüler entweder wegen Dumm- oder Faulheit verdammt hatte (ich behaupte, dass sie Kinder einfach nicht mag), kam sie auf Migranten. Nicht negativ. Einfach nur vergleichend.
Ich werde nie die indignierten bis empörten Blicke meiner drei Sisters vergessen, als ich einwarf, wir hätten doch auch alle "Migrationshintergrund". Keine hat diese Bezeichnungen mit sich selbst in Verbindung gebracht.
Nach paar verbissen schweigsamen Minuten war es angekommen. Seit dem wird vieles in Schwesternrunden noch ein bißchen differenzierter betrachtet, als vorher. Ausländerfeindlich waren wir (Schwestern) auch vorher nicht. Nur manchmal etwas von oben herab.
Aber ich kann aus dem Innercircle berichten - Ausländerfeindlichkeit ist kein deutsches Phänomen. LaMama ist gegen alle. Insbesondere Zigeuner und Türken. Aber sie findet es auch sehr befremdlich, dass einige ihrer Töchter IHREN Enkeln jüdische Namen gegeben haben. Und meine halbtürkische Druckerin kann sie ohne Angabe von Gründen "einfach nicht leiden". Wahlweise werde ich von dieser "sowieso" ausgeraubt oder betrogen.
Wir hatten direkt um die Ecke ein Bürgeramt. Das ist jetzt seit etwa einem Jahr ein Asylheim. Völlig häßlicher DDR-Amtsplattenbau direkt neben einer Tankstelle und mit Blick auf einen Parkplatz und unsere größte Kreuzung samt Bahnhof. Laut und oll. Meistens sitzen die Bewohner auf Bänken vor dem Haus und die Kinder spielen auf dem Gehweg (keine Grünanlage in der Nähe, geschweige denn, ein Spielplatz).
Am Anfang wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt und viele äußerten Befürchtungen. Mittlerweile hört man nichts mehr in diese Richtung. Obwohl tatsächlich im letzten Jahr die Hauseinbrüche signifikant zugenommen haben. Allein in meiner Straße dieses Jahr 8 Einbrüche in Häuser (zur Relation - auf meiner Straße gibt es 31 Einfamilienhäuser). Trotzdem ist es ruhig und ich sehe keine Unfreundlichkeiten gegen das Heim. Obwohl so ziemlich jeder in diesem Ort da oft vorbei geht, weil es die einzige Strecke zum Bahnhof und zu den Läden ist.
Natürlich kann ich nicht wissen, was in den Köpfen meiner Mitmenschen vorgeht. Rein äußerlich ist alles ruhig. Nicht die Ruhe vorm Sturm, sondern einfach wirklich nur ruhig.