Autor Thema: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen  (Gelesen 217194 mal)

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Offline Gianluca

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #270 am: 19. Juli 2016, 16:43:59 »
Würden mich im Bedarfsfall aber genauso wenig davon abhalten draufzuhalten wie diese unsäglichen "baby on bord".
Und bei dem?

Schlimmstenfalls wird der Jüngling jetzt vom Daesh auch noch als Märtyrer geadelt. Der hatte doch einen an der Waffel, egal ob mit oder ohne Daesh.
Auf LinkedIn berühmt zu sein ist genau so relevant wie Millionär bei Monopoly zu sein!

Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #271 am: 19. Juli 2016, 20:06:15 »
Der hatte doch einen an der Waffel, egal ob mit oder ohne Daesh.

Natürlich.
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Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #272 am: 19. Juli 2016, 22:37:44 »
Soso, das Jüngelchen kam als unbegleiteter Flüchtling her, lebte in einer Pflegefamilie und hatte schon mehr oder weniger fest zugesagt eine Lehrstelle. Und dann will er sich an den "Ungläubigen" "rächen". "Rächen"? Für was? Und warum ist er dann überhaupt hergekommen?

Kann man ihn leider alles nicht mehr fragen.  :P
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Offline Nikibo

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #273 am: 19. Juli 2016, 23:41:56 »
Und wenn, wären da zufriedenstellende Antworten zu erwarten gewesen? Was gäbe es für Erklärungen, die eine solche Tat "verständlicher" machen würde?

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Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #274 am: 20. Juli 2016, 06:51:33 »
Und wenn, wären da zufriedenstellende Antworten zu erwarten gewesen?

Das werden wir jetzt leider nicht mehr erfahren.

Zitat
Was gäbe es für Erklärungen, die eine solche Tat "verständlicher" machen würde?

Auch das kann er uns jetzt nicht mehr sagen.

Ein paar Gedanken zum Totschießen und dem Shitstorm gegen Künast
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Offline marple

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Offline Nikibo

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #276 am: 20. Juli 2016, 12:59:30 »
Ich habe nicht den Eindruck, dass Du die Todesstrafe befürwortest. Ich hatte ihn bisher nicht und habe ihn auch nach Deinem Posting nicht, in dem Du wenig blümerant mit dem Tod des Attentäters umgehst.


Ein brennendes Plädoyer für die Todesstrafe. Aber wenn man schon mal ehrlich ist, darf man alles.

Mich irritiert aber, dass Du offenbar nicht siehst, wie nah sich die beiden Haltungen sind und wie schnell das eine aus dem anderen folgen kann. Da muss man differenzieren, sonst hält man das eine bald für das andere, besonders in einem laut blökenden Mob. 

Meine Haltung ist mit Sicherheit nicht die, über Täter, die andere Menschen mit Axt und Messer angreifen, Bomben legen oder ihnen sonstwie nach dem Leben trachten, das Mäntelchen der Nächstenliebe und Verständnis der ach so schweren Kindheit/Herkunft zu legen. Meine Haltung ist die, dass ich klar sage, was ich von solchen Menschen halte. Nicht mehr habe ich getan. Was Du daraus liest, ist nicht meine Baustelle.

Und es gibt viele Arten von Mobs. Der wohl zurzeit aggressivste im Ton ist wohl der mit dem Toleranzgeschwafel auf den Lippen.  Siehe Deinen Einwurf "Plädoyer für die Todesstrafe". Passt ganz hervorragend zum allgegenwärtigen Mundtodmachen.





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Offline marple

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #277 am: 20. Juli 2016, 13:35:42 »
Und es gibt viele Arten von Mobs. Der wohl zurzeit aggressivste im Ton ist wohl der mit dem Toleranzgeschwafel auf den Lippen.  Siehe Deinen Einwurf "Plädoyer für die Todesstrafe". Passt ganz hervorragend zum allgegenwärtigen Mundtodmachen.

Demnach wäre jeder von uns für den jeweils anders Denkenden der Mob.

DAS nenne ich mal mundtot machen.

Offline Yossarian

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Political Correctness läuft Amok
« Antwort #278 am: 21. Juli 2016, 09:56:16 »
Negerkuß bestellt, Kündigung erhalten.

In einer Kantine bestellte der Kläger bei einer aus Kamerun stammenden Frau einen „Negerkuss“. Die Schaum-Süßigkeit mit einer Waffel und einem Schokoüberzug ist heutzutage nur noch unter dem Namen „Schokokuss“ bekannt. Nach diesem Vorfall sprach der Arbeitgeber, das Reiseunternehmen Thomas Cook, eine außerordentliche Kündigung aus.

Man kann es auch übertreiben.  :kotz

Negerkuß! Negerkuß! Negerkuß!

Und gleich noch einen drauf:

Commerzbank Arena Waldstadion! Waldstadion! Waldstadion!
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Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #279 am: 21. Juli 2016, 10:09:42 »
Bei den meisten Kommentaren bekomme ich Angst.

Die kann man auch bekommen. Ich hatte nur den Artikel gelesen.
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

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Offline marple

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #280 am: 21. Juli 2016, 10:12:23 »
Ich bin vor paar Jahren in meiner Tanke vor Lachen fast zusammengebrochen, als ich belehrt wurde:

"Man sagt nicht mehr Negerkuß, das heißt jetzt MOHRENkopf!"

Offline Araxes

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #281 am: 21. Juli 2016, 10:23:02 »
Bei mir heißen die Dinger auch Negerkuß, aber:
"Laut Thomas Cook habe es sich auch nicht um einen einmaligen Vorfall gehandelt, sondern um eine fortgesetzte Provokation gegen die betroffene Person über einen längeren Zeitraum."

Ich kann mir gut vorstellen, wie der da immer wieder grinsend an der Theke stand und das Ding nur deshalb bestellt hat, um die Frau zu ärgern. Das muß man dann doch nicht machen. Ich hätte dann wohl ein "Schokoladendings" bestellt.
« Letzte Änderung: 21. Juli 2016, 12:52:33 von Araxes »

Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #282 am: 21. Juli 2016, 10:59:10 »
"Laut Thomas Cook habe es sich auch nicht um einen einmaligen Vorfall gehandelt, sondern um eine fortgesetzte Provokation gegen die betroffene Person über einen längeren Zeitraum."

Das habe ich natürlich auch gelesen; der Betroffene bestreitet das aber.

Wir wissen natürlich auch nicht, worin die "fortgesetzte Provokation gegen die betroffene Person" bestanden haben soll. Was hat der Gekündigte getan bzw. soll er getan haben? Hat er sich am Ende lediglich einen Spaß draus gemacht, seinen täglichen Nachtisch in der Kantine gegenüber der Mitarbeiterin aus Kamerun hartnäckig als Negerkuß zu bezeichnen? Hic sunt leones, und hier fängt es an, spannend zu werden:

Das Problem – dies zeigt die Entscheidung des Frankfurter Arbeitsgerichts deutlich – liegt immer in der Abgrenzung zwischen einem schlicht unsozialen Verhalten gegenüber Kollegen oder einer zielgerichteten Herabwürdigung, schreibt der Blogger auf Aufrecht.de und Früher waren Begrifflichkeiten wie „Negerkuss“ und „Mohrenkopf“ geläufig, wurden jedoch verständlicherweise aus Diskriminierungsgründen aus dem Sprachgebrauch entfernt.

Hallo? Hab ich was verpaßt? In *meinem* Sprachgebrauch finden sich die Worte Negerkuß und Mohrenkopf noch, und ich bin mir ziemlich sicher, daß ich damit nicht ganz allein stehe.

Nicht nur unsere Sprache ist voll mit politischen Unkorrektheiten, "wir" werden in anderen Sprachen mit Sicherheit genauso verballhornt. Muß ich mich jetzt mit aller Gewalt drüber aufregen und laut "Diskriminierung" schreien, wenn ich in USA als "Kraut" tituliert werde? Eine Welt voller kleiner Erdogans, ständig beleidigt und sich ständig diskriminiert fühlend? Will das jemand?

Im konkreten Fall: Ist es einer Küchenhilfe aus Kamerun nicht zumutbar, mir einen Negerkuß oder Mohrenkopf zu verkaufen? Muß ich fließend Neusprech beherrschen, wenn ich eine Kantine betrete? Bin ich Rassist, wenn ich es nicht tue?

Ich finde, man kann es auch übertreiben.

Vielleicht sollte ich mir mal das Urteil anfordern.

Edit: Die Pressemitteilung des Arbeitsgerichts ist dürr, die schriftlichen Urteilsgründe gibt es höchstwahrscheinlich noch nicht.

Frankfurt am Main, den 19.07.2016

Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main hat in einem am 13. Juli 2016 verkündeten Urteil der Kündigungsschutzklage eines Mitarbeiters gegen den Reiseveranstalter Thomas Cook AG stattgegeben (15 Ca 1744/16).

Dem Mitarbeiter war vorgeworfen worden, in der Kantine gegenüber einer aus Kamerun gebürtigen Kantinenmitarbeiterin einen Schokokuss als „Negerkuss“ bestellt zu haben. Die 15. Kammer des Arbeitsgerichts Frankfurt am Main hat entschieden, dass der Arbeitgeber wegen dieses Vorfalls nicht kündigen darf. Dies sei unverhältnismäßig. Da das Arbeitsverhältnis mehr als 10 Jahre beanstandungsfrei bestanden habe, sei ohne vorherige Abmahnung weder eine außerordentliche fristlose, noch eine ordentliche Kündigung gerechtfertigt.

Gegen das Urteil ist das Rechtsmittel der Berufung zum Hessischen Landesarbeitsgericht möglich.

(Urteil Arbeitsgericht Frankfurt am Main vom 13. Juli 2016, Az. 15 Ca 1744/16)

In Vertretung

gez. Brackert
Vizepräsidentin des Arbeitsgerichts
« Letzte Änderung: 21. Juli 2016, 11:12:18 von Yossarian »
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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #283 am: 21. Juli 2016, 13:02:46 »
Im konkreten Fall: Ist es einer Küchenhilfe aus Kamerun nicht zumutbar, mir einen Negerkuß oder Mohrenkopf zu verkaufen? Muß ich fließend Neusprech beherrschen, wenn ich eine Kantine betrete? Bin ich Rassist, wenn ich es nicht tue?

Muß man nicht. Zumal das ja über mehrere Stufen geht. Erst darf man nicht mehr Neger sagen, dann nicht mehr Farbiger, dann nicht mehr Afrikaner, weil jemand hier aufgewachsen sein könnte, dann nicht mehr afrodeutsch, weil man damit auf die Herkunft eingrenzt, also dann doch wieder Farbiger, aber bloß nicht in den USA "colored" sagen. Das ist da ganz böse.

Dennoch: ich würde mir gegenüber einer kameruner Verkäuferin auf die Zunge beißen und nicht Negerkuß sagen. Das kommt einfach blöd rüber.

Das Grundproblem ist doch ein anderes, nämlich daß in Gesellschaften wie USA oder Brasilien die Hautfarbe automatisch eine Zuordnung zur Unterschicht bedeutet und deshalb der Begriff auch fest mit der Unterschicht verbunden ist. Ich vermute, daß die dort so lange neue Begriffe erfinden müssen, bis Schwarze irgendwann nicht mehr eine Gruppe am unteren Ende der Gesellschaft sind.

Offline Yossarian

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Re: Dem Zeitgeist bei der Arbeit zuschauen
« Antwort #284 am: 21. Juli 2016, 14:08:54 »
Dennoch: ich würde mir gegenüber einer kameruner Verkäuferin auf die Zunge beißen und nicht Negerkuß sagen. Das kommt einfach blöd rüber.

Ich weiß nicht, ob ich es sagen würde, oder nicht; ich war noch nicht in dieser Situation. Wahrscheinlich würde ich es aber sagen, ganz einfach, weil ich diese Dinger schon mein Leben lang so nenne. Es würde mir wahrscheinlich einfach rausrutschen, und ich würde hinterher erst merken, was ich gesagt habe. Wahrscheinlich würde es der Frau überhaupt nichts ausmachen. Die sogenannten diskriminierten Minderheiten sind nämlich - dauerbeleidigte Moslems ausgenommen - in aller Regel deutlich lockerer und nicht ansatzweise so verbiestert wie "wir" / "die" Deutschen, besonders die politisch Korrekten.

Vor vielleicht 25 Jahren, als noch keiner ein Bohei drum gemacht hat, saß ich mit meiner Sippe in einem chinesischen Restaurant und mein Stiefsohn, der damals schon kein Fettnäpfchen ausließ, bestellte bei dem chinesischen Kellner eine "Flühlingslolle". Meiner Ex und mir war das total peinlich, aber der Kellner lachte sich halb tot.
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