Heute früh beim Dorfmetzger ein Stück Leberwurst zum Probieren hingehalten bekommen, ganz frisch aus dem Kessel und noch warm.
Leberwurst ist eigentlich nicht so meins, und diese klassische hausmacher Leberwurst aus unserer Gegend schon gar nicht. Die Metzger hier im hessischen Ried verstehen sich auf Fleisch, aber der Wurstgeschmack des gemeinen Publikums hat sich in den letzten Jahren doch arg verändert. Unvergessen die Grützwurst einer alten Metzgerin auf dem Wochenmarkt in Groß-Gerau, die sehr authentisch nach Not und Nachkriegszeit schmeckte, damit ihre Qualitäten aber schon komplett abgearbeitet hatte. Die Metzgerin hat sich schon vor mindestens fünf Jahren zur Ruhe gesetzt, und ihren kalt aufgeschnittenen Spießbraten vermisse ich schon manchmal.
Zurück zum Dorfmetzger: Manchmal, so wie heute, macht der noch Wurst nach Rezepturen aus seiner Lehrzeit. Er geht auf die 70 zu - so wie ich - und hat sich nie irgendeinem Mainstream angeschlossen. Sein einziger Konkurrent am Ort, der den alten Laden seines einzigen wirklichen Konkurrenten, der sich in den Ruhestand begeben hatte, übernommen hatte, hatte angefangen, die örtliche Bevölkerung mit modernem Schischi zu unterhalten und hat damit Schiffbruch erlitten; sein Laden ist jetzt zu. Wer sein Fleisch und seine Wurst nicht sowieso im Supermarkt kauft, der will hier solide Qualität und keine Experimente.
Die Leberwurst: Dünn, aber etwas dicker als die Würste, die man sonst als Leber- und Blutwürstchen in Schlachtplatten findet, Naturdarm, ungeräuchert. Grobkörnig ohne wirkliche Stückchen drin. Banal gewürzt, das aber solide, d.h. trotzdem nicht langweilig.
Ich hab eine halbe Wurst mitgenommen, daheim auf dem frischen Brötchen war sie immer noch warm.
Einfaches Leben.