In Baden-Württemberg gibt es zusätzlich nun dieses:
ImpfterminmanagementAllerdings ist es vermutlich in den nächsten Wochen ebenfalls noch so, dass nur wenige Termine zur Verfügung gestellt werden, weil jede Praxis ihre Patientenlisten abarbeitet und eigene "Joker" gelistet hat.
Für die, die es interessiert, wie die Impfung mit Biontech in einer Praxis tatsächlich umgesetzt wird:
Bestellung des Impfstoffes für die Folgewoche bei der Apotheke bis Dienstag 12 Uhr.
Am Donnerstag teilt die Apotheke mit, wieviel tatsächlich geliefert werden kann, also kann man dann erst die Leute anrufen und zuverlässig einplanen. Bei den Hausärzten war das anfangs wohl oft so, dass z. B. 6 Fläschchen bestellt wurden und nur 3 geliefert. Man hat als Praxis also keinen Einfluss auf die tatsächliche Lieferung. Vorsorglich mehr zu bestellen, macht auch keinen Sinn, denn wenn Montags die Biontech-Lieferung kommt, muss die bis Freitag verimpft werden. Die ganze Planung drumherum ist zeitraubend, einfach mal zwei Fläschchen mehr erhalten, ist also auch nix.
In einer Praxis musst du mal überlegen, an welchen Tagen du impfen kannst. Denn du musst berücksichtigen:
-Wenn du die Lieferung bekommst und das ist in der Regel Montags der Fall, ist Freitag dein letzter möglicher Impftag, denn ansonsten ist der Impfstoff (aufgetaut nur 120 Stunden haltbar) nicht mehr zu verwenden.
-Biontech enthält 6-7 Dosen, also kannst du einen Patienten als Joker setzen.
-Der Arzt braucht ca. 5-10 min für die Impfaufklärung, die Impfung selber darf die MFA ausführen.
-Jeder Patient muss im Anschluss 15 min in der Praxis bleiben, also musst du alle setzen können (ein wichtiger Planungspunkt für räumlich kleine Praxen).
-Der Patient sollte im optimalen Fall alle Unterlagen schon vorher ausgefüllt dabei haben (sechs Seiten), die für die Impfaufklärung erforderlich sind.
-Der Zeitrahmen ist eng, bei Biontech musst du die Dosis nach dem Mischen innerhalb einer Stunde, allerspätestens innerhalb von zwei Stunden verimpft haben. Nebenher noch eine Regelsprechstunde abzuhalten, ist deswegen keine gute Idee.
-Optimal ist es, wenn zwei MFAs arbeiten im Impfzeitraum, denn eine ist damit beschäftigt, die trotzdem offene Telefonleitung und die üblichen "ich brauche ein Rezept oder einen Termin"-Durchläufer zu bedienen, die ankommenden Patienten anzunehmen, die Unterlagen pro Patient einzuscannen, ein Auge auf die Geimpften zu haben wegen irgendwelcher Nebenwirkungen. Die andere ist mit Schutzkleidung/Handschuhen bewaffnet, bereitet die Impfungen vor (halbe Stunde Vorlauf, denn Biontech ist anzumischen und das Aufziehen braucht Zeit/Ruhe, denn es ist knifflig, die 7. Dosis zu ziehen), impft und dokumentiert nach Abschluss der Impfserie (halbe Stunde Nacharbeit) bzw. leitet dann die Impfzahlen noch an die KV weiter. Bei uns in der Praxis ist das dann so, dass sowohl einer der Ärzte sowohl eine MFA zusätzlich arbeiten muss, weil der Zeitrahmen aufgrund der vollen Termine sonst nicht verfügbar ist, bzw. nachmittags bei uns üblicherweise nur eine MFA arbeitet. Bei den zwei Fläschchen, die wir wöchentlich impfen, sind das dann zwei Stunden. Kürzlich habe ich Freitagnachmittags ohne zweite MFA ein Fläschchen verimpft, das ging nur, weil zu dem Zeitpunkt keine offizielle Sprechstunde war und ziemlich unpraktisch, weil ich dauernd an den PC musste und wieder frische Handschuhe brauchte.
-Ab der ersten Juniwoche kommen dann bei uns die Zweitimpfungen dazu, also werden wir weniger Erstimpfungen anbieten können, denn das Procedere ist ja das allerselbe. Momentan planen wir gedanklich dann mit insgesamt drei Fläschchen, also insgesamt wohl 2 1/2 Stunden.
Wir hätten das ganze Impfprocedere gerne auf Samstags gelegt, weil es dann unsere Sprechstunde nicht beeinträchtigt hätte und jeder wäre hierfür auch zusätzlich gekommen. Geht aber nicht wegen der Auftau-Sache und der 120 Stunden Frist.
Es gibt Hausarztpraxen, die Erstimpfungswochen mit 80-90 Impfungen hatten. Man muss sich das schon echt dann vorstellen, dass in einer Zweitimpfungswoche plus Erstimpfungen dann mal 160-180 Menschen mehr in einer Praxis durchgeschleust werden müssen.
Viele Patienten, die jetzt darüber maulen, dass es nicht schnell genug geht, haben schlicht keine Ahnung, wie penibel das alles organsiert werden muss. Das ist nicht so wie bei der Grippe- oder Tetanusimpfung, dass eine Fertigspritze im Kühlschrank liegt, die man einsetzen kann, wann immer mal Zeit zwischendurch da ist. Gerade bei Biontech ist das Ganze durch die geringe Haltbarkeit tatsächlich nicht so einfach. Du musst so ein Fläschchen also in Serie impfen und gerade weil der Aufwand drumherum so groß ist, am besten gleich zwei hintereinander.
Astra haben wir in der Praxis noch gar nicht bestellt, weil ich dann durch die andere Impfkapazität (10-11 Dosen) anders planen müsste und sowieso die meisten Patienten Astra von vorneherein ablehnen. Astra könnte man allerdings auch länger aufgewahren, da ist der Zeitrahmen nicht so eng wie bei Biontech. Planungstechnisch wäre es eigentlich wirklich günstiger, aber was soll's, wenn das Zeug kaum einer haben will?
Soviel wollte ich nun eigentlich gar nicht schreiben, aber mich regt es auf, wenn immer davon ausgegangen wird, dass die Praxen das mal noch nebenher machen können und alles so easy ist. Das ist es nicht.