Aus eigener rückblickender Erfahrung (jetzt 62 Jahre alt) kann ich sagen, daß ich die Vaterschaft lange gefürchtet habe wie der Teufel das Weihwasser und mir zu dem Thema eher hätte vorstellen können, wenn überhaupt, dann ein Kind zu adoptieren, als selbst eines zu haben. Meine langjährige Beziehung in der Studentenzeit war darüber nicht glücklich, denn die wollte irgendwann Kinder. Daran ist die Beziehung aber nicht gescheitert, und die Ironie des Schicksals wollte es, daß ich einen Sohn habe und sie kinderlos geblieben ist.
Ich habe mich an das Thema Kind langsam herangetastet. So ab 30 rum waren die meisten meiner Verhältnisse bereits Mutter. Irgendwann war ich dann so weit, daß ich selbst ein Kind wollte, d.h. mein Sohn war ein Wunschkind.
Ohne die direkte Erfahrung mit - im allerweitesten Sinne - "Stiefkindern" hätte ich vielleicht nie die eigene Produktion aufgenommen. Ich denke aber nicht, daß ich da jetzt wirklich was vermissen würde; ich würde es ja nicht anders kennen.
Einige Frauen in meinem Umfeld sind kinderlos geblieben. Das geschah halb bewußt, d.h. sie waren an Partner geraten, die nicht zeugungsfähig waren, oder hatten einfach nicht den Richtigen getroffen, mit dem sie Kinder hätten haben wollen.
Ich kenne auch Männer, die sich in ihr Schicksal gefügt haben und in Gottes Namen vorsätzlich Kinder gezeugt haben, um ihre Partnerin nicht zu verlieren. In einigen dieser Fälle gab es die konkrete Ansage, daß sie sich trennen und einen anderen suchen würde, wenn er sich weiterhin der Vaterschaft verweigere. Die wenigsten von denen sind begeisterte Väter geworden und haben ihre Kinder so akzeptiert, wie man sich z.B. mit einem nervigen Kakadu arrangiert, an dem die Partnerin hängt.
Männer gehen wohl deshalb entspannter mit dem Thema um, weil sie ja theoretisch bis zu ihrem Lebensende Vater werden können, während bei Frauen die biologische Uhr immer lauter tickt, und der Zug irgendwann endgültig abgefahren ist.
Wenn ein Paar keine Kinder bekommen will, ist das völlig in Ordnung. Das sind Lebensentscheidungen, die jeder für sich selbst treffen muß, und die keinen was angehen.