Autor Thema: von psychisch kranker Frau trennen?  (Gelesen 20833 mal)

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Offline Resilienzexperte

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #15 am: 24. April 2016, 08:50:00 »
Hallo marple,

erstmal danke, dass Du nach einem langen Tag noch etwas geschrieben hast.

Der Fall, den Du schilderst, ist wirklich in vielem sehr ähnlich - auch bei Sachen, die ich nicht schon
oben selbst geschrieben hatte und die Du vielleicht deswegen als Parallele genannt hast.

Ein zum gesund-werden oder Probleme-überwinden nicht idealer "Urzustand" ist bei meiner Frau auch
gegeben, z.B. fehlt ihr jeder Ehrgeiz. Disziplin, Ordnung, sich Anstrengen, Ziele setzen und verfolgen,
sind alles nicht ihre Stärken und ich befürchte, dass sie das an unseren Sohn weitergibt (sie ist
allerdings sehr intelligent und hat ein 1er Abi).
Ich kann nicht verstehen, wie wenig sie investiert, um fitter zu werden. Sie müsste mal trainieren. Ich
hatte ihr vorgeschlagen, ihre täglichen Spaziergänge (i) jeden Tag etwas auszudehnen und (ii) in
Richtung Konditorei zu unternehmen, bis sie es wieder so weit schafft und sich dann zur Behlohnung
ein Stück ihres Lieblingskuchens kaufen kann. Die Idee fand sie super (warum ist sie nicht selbst darauf
gekommen???). Das war vor zwei Wochen und - du ahnst es - passiert ist nichts. Wenn wir zusammen
spazieren gehen, im Wald, wo sie gerne ist, dann schafft sie solche Strecken plötzlich doch.
D.h. sie läßt mich aus Bequemlichkeit Sachen für sich machen, die sie selber könnte, und das wird über
kurz oder lang zur Trennung führen, weil die Arbeitslast sowieso schon massiv ungleich verteilt ist.

Bei meiner Frau ist es ansonsten nicht ganz so schlimm wie bei Deiner Freundin, und es gibt auch ein
paar Unterschiede, z.B. behandelt sie mich gut, wird nicht aggressiv und ist für Hilfe dankbar und sieht
auch, dass ich etwas für mich tun muss. Es verläuft alles in gesitteteren, freundlicheren Bahnen,
aber bergauf geht's auch hier nicht wirklich.

Was ich mich in beiden Fällen frage ist, wie viel von dem Verhalten bewußt oder sogar bösartig ist und
wie viel unbewußt oder nur durch übertrieben Ängste oder falsche Glaubenssätze ("ich muss mich
schonen") getrieben ist. Bei meiner Frau weiß ich nicht, ob sie unbewußt vielleicht nicht gesund werden
will, weil sie ihre Hilfsbedürftigkeit mich an sie bindet. Wie ist das bei Deiner Freundin und warum bleibt
ihr Freund bei ihr? Haben die beiden Kinder?

Ich finde es gut, dass Du Deiner Freundin Contra gibts. Meine Frau hat i.W. eine beste Freundin, aber
die unterstützt sie eher und sagt (wie auch die Therapeutin) "schon dich erstmal, es muss halt
langsam besser werden und es ist ein weiter Weg". Davon kommt bei meiner Frau offenbar alles an,
ausser "besser". Von Leuten, die ihr Contra geben würden (evtl. ihr Bruder), schottet sie sich ab.
Die anderen (z.B. ich) sagen nichts, weil sie keine Krise auslösen wollen (die auch wirklich käme, das
habe ich oft genug gehabt).

Meinst Du, im Fall Deiner Freundin hätte man früher etwas erreichen können durch eine klare Ansage
wie "so geht das nicht weiter, du änderst dich oder ich bin weg"? Sie ist ja schon oft deswegen verlassen
worden, wusste das und hat sich nicht geändert? Was hätte man sonst machen können? Motivieren
im Stil eines (Motivations- oder Sport-) Trainers? Oder Selbstverständlichkeiten klar aussprechen, wie
"du hast das Klopapier alle gemacht, hol bitte neues"? (Das wäre mir bei unserem Kleinen ja schon fast
peinlich, sowas zu sagen, erst Recht bei einer erwachsenen Frau.)

Zu Deinem "Ich hätte jetzt auch gerne Macken und einen Pfleger dazu. 8)": kann ich gut nachvollziehen :-)

Zu Psychotherapeuten/innen: das sind m.E. arme Schweine im Vergleich zu anderen Ärzten. Sie
sollen am Gehirn etwas bewirken aber über das Gehirn weiß man wenig. Sie haben keine wirklich guten
Werkzeuge/Medikamente. Es komme immer wieder raus, dass der Erfolg einer Therapie vom
Therapeuten abhängt und nicht von der Methode. Sie haben enorme Rückfallquoten. Und ich glaube,
sie entwickeln als Selbstschutz Verdrängungsmechanismen, um das nicht zu bemerken. So können sie
immer weitermachen, ohne ihre Misserfolge zu sehen und so verbessert sich nichts.
Dass man mit 1-2h Gespräch pro Woche einen Menschen mit massiven Problemen nicht ändern kann,
ist m.E. für den gesunden Menschenverstand offensichtlich. Dazu kommt, dass die Kassen
ausgerechnet Analysen bezahlen, die endlos dauern und auch nicht mehr bringen, als viel kürzere,
direktere Herangehensweisen.
Es ist kein Wunder, dass sich in dem Bereich eine große Grauzone von alternativen Methoden gebildet
hat, die z.T. auch mehr Erfolge haben, weil sie bei der Behandlung mehr riskieren, mit Körperarbeit
kombiniert sind, o.ä.

Bei den Therapeutinnen meiner Frau habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie das Umfeld (mich, meine
Schwiegereltern) bei ihren Empfehlungen an meine Frau völlig außen vor lassen. Mir sagte eine
sinngemäß "wer ein Problme mit dem Verhalten meiner Frau hat, soll sich selbst therapeutische Hilfe
holen".  Das kann's natürlich nicht sein.

Offline grashopper

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #16 am: 24. April 2016, 09:11:32 »
Ich würde auch erst einmal mal die Vater-Kind-Kur überlegen. Auch in psychosomatischer Richtung für Dich.

Da kannst Du Dir Alles von der Seele reden und bekommst Hilfsansätze. Du musst Dir um Deinen Sohn keine Gedanken machen, da er bei Dir ist und während der Behandlungen/Sprechstunden selbst auch betreut wird.

Erkundige Dich doch mal bei der Krankenkasse, ob und wie es möglich ist.

Zum Urlaub mit Sohn würde ich zunächst weniger raten. Tut Euch zwar gut, aber Du versinkst dann dennoch alleine in Gedanken an Deine Sorgen.




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Offline Yossarian

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #17 am: 24. April 2016, 10:07:13 »
Zum Urlaub mit Sohn würde ich zunächst weniger raten. Tut Euch zwar gut, aber Du versinkst dann dennoch alleine in Gedanken an Deine Sorgen.

Als Sofortmaßnahme bevor man etwas "Richtiges" anfängt, finde ich so einen Urlaub gut. Bei mir gab es vor der Trennung von meiner Frau auch einen kurzen Vater-Sohn-Urlaub. Der hatte uns beiden sehr gut getan.
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Offline Yossarian

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #18 am: 24. April 2016, 10:13:19 »
Bis sie an den jetzigen geriet, vor über 20 Jahren. Seit dem macht sie sich in zunehmender Geschwindigkeit immer abhängiger von ihm. Nacheinander gingen folgende Dinge nicht mehr - ausgehen (zu viele Leute), öffentliche Verkehrsmittel ( da gibt's kein Klo), selber Autofahren (Angstzustände), aufräumen (zu anstrengend), Arbeiten (psychisch nicht verkraftbar), allein einkaufen (Angstzustände), Dinge regeln (zu schwer), allein das Haus verlassen, allein aufstehen, allein ihre Stützstrümpfe anziehen...

Die Liste ist lang. Sie schläft nachts kaum, steht dann erst um 16 Uhr auf. Vor zwei Jahren war es noch 14 Uhr. Im Prinzip sitzt sie nur oder liegt.

Meine Exfrau ist Deine älteste Freundin?  :o :evil

Zitat
Sie baut sich ja immer mehr ihre Angsthöhle gemütlich aus. Und solange da keiner ist, der mal auf den Tisch haut, ist sie die Queen, die alles bestimmt: den Tagesablauf, dass Essen (Unverträglichkeiten), den Zustand der Wohnung, die Zeit des Partners.


Kommt mir bekannt vor.

Zitat
Ich Klinge vielleicht gemein.

Kein bißchen.

Zitat
ich behaupte, dass es eine Dunkelziffer x gibt, die sich in Ängsten einrichten. Solange sie Unterstützer haben.

Davon kannst Du getrost ausgehen.
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Offline marple

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #19 am: 24. April 2016, 10:51:09 »
Bei meiner Frau ist es ansonsten nicht ganz so schlimm wie bei Deiner Freundin, und es gibt auch ein
paar Unterschiede, z.B. behandelt sie mich gut, wird nicht aggressiv und ist für Hilfe dankbar und sieht
auch, dass ich etwas für mich tun muss. Es verläuft alles in gesitteteren, freundlicheren Bahnen,
aber bergauf geht's auch hier nicht wirklich.

Oh, dankbar ist meine Freundin auch und solange er spurt, wird er auch über den grünen Klee gelobt.
Sie kriecht regelrecht in seine Seele, kennt ihn in und auswendig und hat ihm gut beigebracht, wie sehr sie ihn doch liebt. Emotionale Erpressung.

Was ich mich in beiden Fällen frage ist, wie viel von dem Verhalten bewußt oder sogar bösartig ist und
wie viel unbewußt oder nur durch übertrieben Ängste oder falsche Glaubenssätze ("ich muss mich
schonen") getrieben ist. Bei meiner Frau weiß ich nicht, ob sie unbewußt vielleicht nicht gesund werden
will, weil sie ihre Hilfsbedürftigkeit mich an sie bindet. Wie ist das bei Deiner Freundin und warum bleibt
ihr Freund bei ihr? Haben die beiden Kinder?

Ich unterstelle nicht Bosheit. Ich unterstelle ein erfolgreiches System zur Erreichung der eigenen Bedürfnisse. Meine Freundin hat einen Sohn von dem ersten Freund. Der ist schnellstmöglich weg von seiner Mutter gezogen. Sie war mit ihm eindeutig überfordert und er wurde mehr oder weniger von den jeweiligen Freunden betreut.
Ihr jetziger Freund bleibt bei ihr, weil er einfach gesagt, nur in so einer Symbiose leben kann. Immer arbeitslos, fliegt aus jedem Minijob und wird von niemandem ernst genommen, als von ihr. Er ist ein sehr unangenehmer, kleiner Mann mit Allmachtsfantasien. Sie ist die einzige, die ihm seine unerträglichen Lügen glaubt. Als sie sich kennenlernten, war er ohne Wohnung und auf der Flucht vor Unterhaltsschulden. Seine Minijobs hat er ausschließlich in ihrem Familien- und Bekanntenkreis. Das hält ihn bei der Stange.

Ich finde es gut, dass Du Deiner Freundin Contra gibts. Meine Frau hat i.W. eine beste Freundin, aber
die unterstützt sie eher und sagt (wie auch die Therapeutin) "schon dich erstmal, es muss halt
langsam besser werden und es ist ein weiter Weg". Davon kommt bei meiner Frau offenbar alles an,
ausser "besser". Von Leuten, die ihr Contra geben würden (evtl. ihr Bruder), schottet sie sich ab.
Die anderen (z.B. ich) sagen nichts, weil sie keine Krise auslösen wollen (die auch wirklich käme, das
habe ich oft genug gehabt).

Wie sieht denn eine Krise bei deiner Frau aus? Sind Krisen nicht auch Aggression? Passiv-aggressiv?
Auch Krisen können Werkzeug sein. Stichwort wieder - emotionale Erpressung.

Meinst Du, im Fall Deiner Freundin hätte man früher etwas erreichen können durch eine klare Ansage
wie "so geht das nicht weiter, du änderst dich oder ich bin weg"? Sie ist ja schon oft deswegen verlassen
worden, wusste das und hat sich nicht geändert? Was hätte man sonst machen können? Motivieren
im Stil eines (Motivations- oder Sport-) Trainers? Oder Selbstverständlichkeiten klar aussprechen, wie
"du hast das Klopapier alle gemacht, hol bitte neues"? (Das wäre mir bei unserem Kleinen ja schon fast
peinlich, sowas zu sagen, erst Recht bei einer erwachsenen Frau.)

Ich kann dir nicht sagen, ob auf den Tisch hauen etwas genutzt hätte. Jeder, der den Braten rechtzeitig gerochen hat, ist gegangen. Geflohen. Ich bin ihr erhalten geblieben, aber bei mir traut sie sich ja auch nicht so viel. Andererseits wohne ich nicht mit ihr zusammen und wir sehen uns selten. Alles, was ich ihr direkt sage, sieht sie ein, kaum bin ich aus der Tür, geht's weiter wie zuvor.

Allerdings frage ich mich gerade, wieso du es peinlich findest, deiner Frau Aufgaben zu geben. Ihr ist es ja offensichtlich auch nicht peinlich, von deiner Gutmütigkeit zu leben. Sie verpflichtet dich durch Hilfsbedürftigkeit. Wieder ausgesprochen passiv-aggressiv. Fordere sie. Verpflichte sie.

Sie geht den Weg des geringsten Widerstandes und den bereitest du ihr. Und schlimmer noch  - dein Sohn erlernt das selbe Muster. "Mach dich schlapp, irgendwer wird sich schon um dich kümmern"

Im Prinzip sind das Fälle für betreutes  Wohnen. Nur das sie das Glück hatten, kostenlose Betreuer gefunden zu haben.

Dazu kommt, dass die Kassen
ausgerechnet Analysen bezahlen, die endlos dauern und auch nicht mehr bringen, als viel kürzere,
direktere Herangehensweisen.

Ein Schelm, der böses dabei denkt. 8)

Bei den Therapeutinnen meiner Frau habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie das Umfeld (mich, meine
Schwiegereltern) bei ihren Empfehlungen an meine Frau völlig außen vor lassen. Mir sagte eine
sinngemäß "wer ein Problme mit dem Verhalten meiner Frau hat, soll sich selbst therapeutische Hilfe
holen".  Das kann's natürlich nicht sein.


Das ist eine Frechheit und ein Grund, den Therapeuten zu wechseln. Das ist ja eine direkte Aufforderung an deine Frau, dich weiterhin auszunutzen.

Ich kann dir nichts raten. Deine Frau wird, wie meine Freundin auch, schon irgendwelche Ängste haben. Sollten sie damit tatsächlich nicht allein lebensfähig sein, gehören sie eigentlich in eine Betreuung. Das kann nicht die ehrenamtliche Pflicht der Partner sein, es sei denn, diese machen mit.

Offline marple

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #20 am: 24. April 2016, 11:05:53 »
Ich könnte mir vorstellen, dass solche Personen es in ihrer Kindheit als besonders angenehm empfunden haben, wenn sie bei kleinen Krankheiten ein wenig verhätschelt wurden. Süppchen, im Bett bleiben, nicht zur Schule müssen. Wenn dazu kommt, dass sie das Gefühl hatten, nur dann volle Aufmerksamkeit zu bekommen...

Um das im Erwachsenenalter voll durchzuziehen, ist dann ein entsprechender Partner nötig. Da sollte man sich als Partner selbst hinterfragen, ob man nicht gezielt wegen erkennbarer Hilfsbereitschaft und Aufopferungsgabe ausgesucht wurde. Oder wirklich aus Liebe.


Offline Resilienzexperte

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #21 am: 24. April 2016, 11:36:53 »
@yossarian: ich glaube, dass ein Urlaub gut wäre. Während der 3 Monate Reha meiner Frau hatte ich
den Kleinen alleine und das war eine schon auch anstrengende aber unbeschwerte Zeit. Wir haben die
Freiheit genossen, unkompliziert mal etwas machen zu können und nicht dauernd durch irgendwelche
ist-für-mich-heute-zu-viel oder ich-muss-erstmal-was-essen Vetos ausgebremst zu werden. Ich horche
mich gerade im Freundeskreis um, ob ein gemeinsamer Urlaub mit einer anderen Familie möglich ist.

@grashopper: ich glaube nicht, dass mich in einem Urlaub ohne meine Frau Sorgen belasten würden.
Sorgen haben mich in den letzten Urlauben mit ihr belastet. Z.B. als wir letztes Jahr den gleichen
Spaziergang wie vorletztes machen wollten, und sie nach 400m etwas zu Essen auspackte und sich
nach 1km auf die Bank setzen musste. D.h. ich war mit einer offensichtlichen, messbaren
Verschlechterung konfrontiert und das nach einem Jahr Therapie und ganz viel Entlastung durch mich
zuhause.

Bzgl. Vater-Kind-Kur bin ich aus verschiedenen Gründen skeptisch. Einerseits habe ich die Angebote
gesehen, die es in der Kur oder Reha meiner Frau gab (da waren auch viele Männer) - würde mir wenig
bringen. Ich habe jeden Tag Bewegung an der frischen Luft (Radfahrt zur Arbeit) und früher auch
mal mehrere Jahre Yoga gemacht, so dass ich z.B. von einem Anfängerkurs Autogenes Training o.ä.
in einer Kur nicht profitieren würde. Einzeltherapie findet da übrigens kaum statt, vielleicht 1-2h/Woche.
Aber das Haupt-Argument ist m.E., dass nicht zu erwarten ist, dass es zuhause einfacher wird,
wenn ich eine Kur mache. Ich brach' niemanden, der mit die aktuelle Situtation schmackhafter macht
und mir hilft, damit umzugehen, sondern jemanden, der sie ändert. Und da muss bei meiner Frau angesetzt werden.

@marple: zu Deiner Freundin und ihrem Freund: so eine Beziehung hatte ich mir schon fast gedacht.
Ich bin ihrem Freund aber ziemlich unähnlich (hoffe ich) und nicht so leicht erpressbar, z.B. habe ich
einen guten Job und emotionale Abhängigkeit zu meiner Frau ist nach den letzten Jahren kaum noch
da. Eher ein "ich kann sie so nicht allein hängenlassen" - aber diese Einstellung gefährdet sie mit jedem
Versuch, es auszunutzen.
Unser Kleiner noch gut 10 Jahre auf uns angewiesen und eine Trennung wäre schlimm für ihn.
Auf der anderen Seite erzwingt er einen strukturierten Tagesablauf. 16:00 aufstehen ist für meine
Frau nicht drin, auch wenn sie sonst vielleicht langsam in die Richtung wandern würde.

Krisen werden bei meiner Frau vor allem durch ihre Eltern oder eigene Gedanken ausgelöst, nur
manchmal durch mich. Sie weint dann, zieht sich zurück und ist depri. Im Haushalt bleibt dann
alles liegen usw. Das konnte früher schonmal 1-4 Tage dauern, mittlerweile sind es z.T. nur noch
ein paar Stunden.

Zu der Therapeutin: das war die in der Reha und sie sagte das, als ich zu einem gemeinsamen Termin
dort war. Ausserdem hatte ich danach noch insgesamt 2h mit ihr telefoniert - sie hat sich wirklich viel
Zeit genommen, mehr als für andere Patienten. Dabei habe ich ihr dann mal deutlich geschildert, wie
unser  Alltag vor der Reha aussah (z.B. was alles aufzuräumen war, nachdem meine Frau gefahren
war - vorher war Aufräumen ein Kampf gegen eine Hydra) und wie die Auswirkungen auf mich sind.
Das hat sie sichtlich geschockt. Offenbar hat sie (und auch die Therapeutin zuhause) ein völlig
verzerrtes Bild von der Situation gehabt, sowohl was den Alltag angeht als auch, dass sie dachte, ich
stünde fest hinter meiner Frau.


Offline Korinthenkackerin

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #22 am: 24. April 2016, 12:28:33 »
Bzgl. Vater-Kind-Kur bin ich aus verschiedenen Gründen skeptisch. Einerseits habe ich die Angebote
gesehen, die es in der Kur oder Reha meiner Frau gab (da waren auch viele Männer) - würde mir wenig
bringen. Ich habe jeden Tag Bewegung an der frischen Luft (Radfahrt zur Arbeit) und früher auch
mal mehrere Jahre Yoga gemacht, so dass ich z.B. von einem Anfängerkurs Autogenes Training o.ä.
in einer Kur nicht profitieren würde. Einzeltherapie findet da übrigens kaum statt, vielleicht 1-2h/Woche.
Aber das Haupt-Argument ist m.E., dass nicht zu erwarten ist, dass es zuhause einfacher wird,
wenn ich eine Kur mache. Ich brach' niemanden, der mit die aktuelle Situtation schmackhafter macht
und mir hilft, damit umzugehen, sondern jemanden, der sie ändert. Und da muss bei meiner Frau angesetzt werden.

Ich war zweimal in einer Mutter-Kind-Kur. Beim ersten Mal war mein Sohn 4 und ich war noch mit seinem Vater zusammen. Der Punkt dort war nicht, dass mir jemand was schmackhaft machte mit meiner Situation, sondern dass man mir die drei Wochen richtig nett gemacht hat. Fing schon an mit dem Eingangsgespräch beim Thema Anwendungen, O-Ton Arzt: "was hätten Sie denn gerne?" Öhm, wie, ich kann aussuchen? Na dann Massage, Fango, Bäder usw., das war einfach toll. Dann Zeit für mich, mal in Ruhe im Wintergarten ein Buch zu lesen, spazieren zu gehen, solche Dinge. Mir hat es einfach gut getan, dass meine Bedürfnisse ernst genommen wurden. Auch der Kontakt mit den anderen Müttern war nett, weil bei den Elternteil-Kind-Kuren in den kleineren Häusern alle zusammen anreisen und eine Gruppe entsteht. Das ist schon ganz anders als bei den üblichen Kuren über die Deutsche Rentenversicherung, wo man ständigen Wechsel hat. Beim zweiten Mal war mein Sohn 8 und ich war alleinerziehend. Da war es dann so, dass diese drei Wochen (die wir sogar an der Nordsee verbringen durften) quasi unser Urlaub war. Meine finanzielle Lage war ziemlich mies und ich hätte mir einen dreiwöchigen Aufenthalt irgendwo nicht leisten können. Auch dort profitierte ich hauptsächlich von den Anwendungsangeboten. Mit Kind und Job zu Hause eben auch noch Termine für Massage einzuplanen, ist immer schwer. Da nimmt man sich die Zeit ja eher nicht.

Ich würde an deiner Stelle beides in Erwägung ziehen. Beantrage eine Vater-Kind-Kur jetzt schon für die Winterferien und fliege mit deinem Jungen bei der nächsten Gelegenheit in den Urlaub.
Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt!
(Elbert Hubbard)

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Offline Yossarian

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #23 am: 24. April 2016, 17:07:33 »
@ Resi:

Wenn Deine Frau Abi gemacht hat, was kam danach? Ist sie jemals einer Erwerbstätigkeit nachgegangen? Als was? Wann zum letzten mal?
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Offline Kulle

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #24 am: 24. April 2016, 18:55:09 »
Resilienzexperte, warum sind die Eltern deiner Frau teilweise Ursache ihrer Probleme?
Wie habt ihr euch kennengelernt? Inwiefern waren da ihre "Probleme" erkennbar?

Offline Kjeld

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #25 am: 24. April 2016, 19:48:18 »
Lieber Resilienzexperte,

was hältst Du davon, mal bei Deinem Arbeitsvertragspartner nachzufragen, ob er Dich für ein paar Jahre in Teilzeit gehen und danach wieder auf Vollzeit zurück läßt. Vielleicht geht es ja, daß Du nur drei Tage die Woche arbeitest oder um 2 Feierabend hast, oder so. Das würde Dir etwas Luft verschaffen, und Du hättest mehr Zeit. Die solltest Du dann dafür nutzen, ein Leben für Dich und Deinen Sohn zu organisieren, das jedenfalls vorerst im Haus der Frau stattfinden kann. Erledige die Erledigungen für Dich und den Sohn, aber nimm ihr nix ab, was sie auch selber machen könnte. Wasch ihr z. B. nicht ihre Klamotten! Nimm beim Einkauf und beim Kochen keine Rücksicht mehr auf ihre Unverträglichkeiten - wenn sie Hunger hat, kann sie sich selbst was kochen. Und laß Dich nicht von ihr bekochen, dieser frei-von-Fraß schmeckt Dir nicht! Putz nur noch die Zimmer, die Du und Dein Sohn benutzen. Nimm ihr nix ab. Sie hat Zeit und kann selber.

Nur auf die Art zwingst Du sie zu Verhaltensänderungen. Bisher verhältst Du Dich wie der Coabhängige Partner der Säuferin, der ihr den Schnaps ranschafft und die leeren Flaschen wegbringt, damit sie nicht rumrandaliert.

Offline nigel48

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #26 am: 24. April 2016, 19:50:54 »
ich bin da ganz bei kjeld.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline DieFrau

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #27 am: 24. April 2016, 20:33:30 »
Es geht ohne Teilzeit Arbeit auch, bisher hat er sich auch um alles gekümmert. Allein durch Abkoppeln seines Alltags von ihrer wird er eine Menge entspannte Zeit für sich und für den Sohn. Wichtig dass er lernt Stopp und Nein zu sagen, sich von ihr mit Schuldeinflüßen nicht manipulieren zu lassen.
Er kann mit dem Vatter-Sohn- Urlaub anfangen. Ihr Gejammer von wegen "allein schaft sie nicht, bla bla" soll er einfach verharmlosen und nur das tut was ihm und sein Sohn gut tut.

Er soll sich auf jeden Falls vorbereiten, dass sie mal mit winseln mal mit Wut drauf reagieren, könnte bis Selbstmord Androhungen gehen um ihn wieder unter Kontrolle zu halten. Nicht davon sollte ihn davon abzuhalten für sich und das Kind anzustreben. Manchmal ist es für die Kinder besser mit einem Elternteil zu wachsen.
« Letzte Änderung: 24. April 2016, 21:07:16 von DieFrau »
Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat!...Einstein

Offline Yossarian

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #28 am: 24. April 2016, 20:45:47 »
ich bin da ganz bei kjeld.

Ich auch.
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

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Offline Resilienzexperte

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Re: von psychisch kranker Frau trennen?
« Antwort #29 am: 24. April 2016, 22:00:50 »
Ok, viele neue Beiträge - ich will mal versuchen, darauf einzugehen. Toll, dass hier so schnell viele
Reaktionen kommen. Ab morgen muss ich aber aus Zeitgründen hier im Forum etwas kürzer treten.

Thema Kur, Urlaub: Urlaub mit Sohn ohne sie habe ich eben angesprochen. War schlimm. Sie sei
jetzt in der Therapie auf einem guten Weg, brauche uns gerade jetzt als Stütze. "Vielleicht nächstes
Jahr.". Ich habe gesagt, dass ich nicht immer nur warten kann und nicht immer gleich Monate oder
Jahre. Sie sagte, das dauere eben so lange und sie habe nicht gewußt, wie sehr mich das belaste, usw.
Hier war dann kein weiteres Gespräch mit ihr möglich, setzen wir später fort. Das klingt alles glaubhaft
(und ich habe es z.T. auch direkt von der Therapeutin gehört), allerdings gab es in allen Therapien
bisher einen Fortschritt nach dem anderen, nur ist es trotzdem immer schlechter geworden und nicht
besser.

@Kulle: die aktuellen Probleme waren beim Kennenlernen nicht erkennbar. Erkennbar (hat sie auch
nicht verheimlicht) waren Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die sich seit dem etwas gebessert haben.
Die psychischen Themen haben sich in den letzten 3 Jahren für mich überraschend plötzlich verschlechtert.

@Yossarian: sie hat studiert und dann versucht sich im pädagogischen Bereich selbständig zu
machen. Musste wegen der körperlichen Probleme unterbrechen, konnte dann kurz weitermachen,
dann kam unser Sohn. Da sie lange gestillt hat und er bis er ca. 5 war wirklich sehr schlecht geschlafen
hat, hatten wir eine *sehr* harte Zeit. Die ersten 14 Monate hat oft wochenlang nie (weder nachts
noch tags) länger als 3h geschlafen und dann geschrien.

@Kjeld: seit der Reha bin ich auf Teilzeit und das ist eine Entlastung für mich. Mein Plan ist, die
Zeit mehr für mich zu nutzen, vor allem "ausser Haus". Das tue ich auch schon und will es ausbauen.
Teilzeit geht noch eine Weile, ist aber finanziell grenzwertig und beim Arbeitgeber nicht gern gesehen.
Wahrscheinlich läuft es auf "etwas mehr als jetzt" hinaus.

Zum "aber nimm ihr nix ab, was sie auch selber machen könnte.": das finde ich auch, allein schon,
damit sie nicht zu passiv wird. Aber ob sie etwas auch selber machen könnte, ist schwer zu
entscheiden/tagesformabhängig. M.E. versucht sie schon so viel, wie sie kann, jedenfalls wie sie
subjektiv kann, da unterstelle ich keinerlei Bösartigkeit. Sie muss sich auch bei Sachen einschränken,
die sie gerne machen würde und bei denen bin ich sicher, dass sie sie nicht kann und nicht nur nicht
will. Und das ist 'ne ganze Menge.
Die meisten Beispiele, die Du bringst, passen auf uns nicht so ganz: Wäsche (machen wir beide, ich
etwas mehr), Essen (ich Mittags in der Kantine, sie kocht fürs Kind), Putzen (die Babysitterin macht ab
und zu das Gröbste). Aber es gibt schon eine lange Reihe von Sachen, die ich alleine oder überwiegend
mache und die "normalerweise" der nicht arbeitende Elternteil übernehmen würde. Z.B. alles was mit
Einkaufen, Geld, Steuer, Technik, usw. zu tun hat und alle Termine, die in der Schule stattfinden.
Und vor allem "generelles Ordnung halten". Sehen, dass was rumliegt und es aufräumen. Einen Topf
spülen, bevor er eingetrocknet ist und das Spülen dann fünfmal so lange dauert. Bei Kram, der seit 5
Wochen unbenutzt auf dem Wohnzimmertisch steht mal fragen, ob der weg kann. Usw. usw.

Ein befreundetes Paar lebt Deinen Vorschlag, dass jeder sein Ding macht. Das wirkt auf mich immer
albern und ist doppelter Aufwand, der beiden schadet.
Mag aber sein, dass Du/Ihr mit Euren Partnerinnen andere Erfahrungen gemacht habt und bei denen
so ein Vorgehen etwas gebracht hätte oder hat.
Wie waren Eure Erfahrungen damit, hat das funktioniert?