Das ist eher ein angenehmer Reflex der Räubereien der frühen "Archäologen". Elgin hatte wohl kaum die Luftverschmutzung im Athen des späten 20. Jahrhunderts im Kopf, als er die Akropolis auseinandergeschraubt hat.
Elgin hat es geklaut, klar, trotzdem sollte man nicht vergessen, daß die Osmanen auf der Akropolis ein Munitionsdepot hatten, das 1687 im Krieg gegen die Venezianer explodiert ist. Bei solch einem Umgang mit den Altertürmern kann man den Elgin schon verstehen. Die Geschichte ist sicher eine besonders markante Anekdote, aber daß die Altertümer in der Region bis auf die Erde, die sie bedeckt hat, keinen Schutz hatten, ist auch eine Tatsache. Ja, die Europäer haben ihre Altertümer vor Winckelmann et. al. auch nicht besser behandelt, aber auch da wäre man heute froh, wenn einer gekommen und so viel wie möglich davon mitgenommen hätte.
Trotzdem gab es oft genug Vereinbarungen Verträge und Fundteilungen, eben auch bei anderen prominenten Stücken: Nofretete, Pergamon-Altar, Schliemann-Gold. Daß die oft zum Vorteil der Europäer waren, lag aber eben auch an Desinteresse und Gier der lokalen Behörden. Die nahmen das Geld, der Rest war denen egal.
Die Verpflanzun des Pergamon-Altars war im Grunde eine Notgrabung. Humann hatte dort einzelne Platten gefunden und beobachtet, wie andere Marmorrreste und ganze Reliefplatten zu Branntkalk verarbeitet wurden. Er hat es erreicht, daß diese Praxis verboten wurde. Gleichzeitig hat er in Berlin um Gelder gebeten, um mit dem Großwesirs Fuad Pascha über eine Grabungserlaubnis verhandeln zu können. Das hat dann irgendwann geklappt. Neben dem Geld war ein Grund, daß Bismarck sich auf dem Berliner Kongreß 1878 für das Osmanische Reich gegen Russland eingesetzt hatte. Nebenbei: Die Funde wurden auch von den Osmanen inventarisiert.
Schießlich: Die Europäer haben oft genug überhaupt erst das Interesse an der jeweiligen Vergangenheit geweckt. Aber nicht nur da. Läuft man durch Pompeji, ist das auch ein merkwürdiges Erlebnis, wenn man weiß, daß die Gelder zum Erhalt im wesentlichen bei der Mafia landen und dort
hin und wieder mal eine Wand einstürzt.