Autor Thema: Kunstzerstörung  (Gelesen 21777 mal)

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Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #30 am: 21. Mai 2015, 14:59:38 »
Jetzt erzähl mir nicht, dass sei "natürlich". In der Natur gibt es keine Religion und keinen Markt.

Selbstverständlich gibt es in der Natur einen Markt. Was meinst du, warum Blumen Nektar produzieren?

Zitat
Ich will entweder eine menschliche Gesellschaft ohne Religion und Markt, oder lieber nicht leben.

socialismo o muerte? Kann es sein, daß du dich da inwas hineinsteigerst?

Yossarian

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Re: Re: Aggro
« Antwort #31 am: 21. Mai 2015, 15:00:37 »
Solche Typen haben im Zweifel das Messer oder die Knarre schneller gezückt, als Du "Buh" rufen kannst.

Und deshalb soll ich mich von so einem Vollhonk schikanieren lassen? Da nehme ich doch lieber das Messer im Bauch.

Jetzt erzähl mir nicht, dass sei "natürlich". In der Natur gibt es keine Religion und keinen Markt.

Aber Gier.

naja, da bin ich scon der Meinung, daß vieles, was in unseren Museen liegt anderenfalls verloren gegangen wäre.

Das ist eher ein angenehmer Reflex der Räubereien der frühen "Archäologen". Elgin hatte wohl kaum die Luftverschmutzung im Athen des späten 20. Jahrhunderts im Kopf, als er die Akropolis auseinandergeschraubt hat.

Yossarian

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Re: Re: Aggro
« Antwort #32 am: 21. Mai 2015, 15:14:35 »
Die Türkei und Assad, nicht "der Westen".

Ich hatte auch nicht behauptet, daß es (nur) "der Westen" ist, der das Öl kauft.

Yossarian

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Re: Re: Aggro
« Antwort #33 am: 21. Mai 2015, 15:15:56 »
Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, dass immer das miese, menschenfeindliche, hässliche der Weisheit letzter Schluss sein soll.

Niemand sagt, daß das der Weisheit letzter Schluß sei. Nur die, die davon profitieren und die, die sich das haben aufschwatzen lassen.

marple

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Re: Re: Aggro
« Antwort #34 am: 21. Mai 2015, 17:29:47 »
Vielleicht verwirrt der Threadtitel.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #35 am: 21. Mai 2015, 17:42:10 »
Das ist eher ein angenehmer Reflex der Räubereien der frühen "Archäologen". Elgin hatte wohl kaum die Luftverschmutzung im Athen des späten 20. Jahrhunderts im Kopf, als er die Akropolis auseinandergeschraubt hat.

Elgin hat es geklaut, klar, trotzdem sollte man nicht vergessen, daß die Osmanen auf der Akropolis ein Munitionsdepot hatten, das 1687 im Krieg gegen die Venezianer explodiert ist. Bei solch einem Umgang mit den Altertürmern kann man den Elgin schon verstehen. Die Geschichte ist sicher eine besonders markante Anekdote, aber daß die Altertümer in der Region bis auf die Erde, die sie bedeckt hat, keinen Schutz hatten, ist auch eine Tatsache. Ja, die Europäer haben ihre Altertümer vor Winckelmann et. al. auch nicht besser behandelt, aber auch da wäre man heute froh, wenn einer gekommen und so viel wie möglich davon mitgenommen hätte.

Trotzdem gab es oft genug Vereinbarungen Verträge und Fundteilungen, eben auch bei anderen prominenten Stücken: Nofretete, Pergamon-Altar, Schliemann-Gold. Daß die oft zum Vorteil der Europäer waren, lag aber eben auch an Desinteresse und Gier der lokalen Behörden. Die nahmen das Geld, der Rest war denen egal.

Die Verpflanzun des Pergamon-Altars war im Grunde eine Notgrabung. Humann hatte dort einzelne Platten gefunden und beobachtet, wie andere Marmorrreste und ganze Reliefplatten zu Branntkalk verarbeitet wurden. Er hat es erreicht, daß diese Praxis verboten wurde. Gleichzeitig hat er in Berlin um Gelder gebeten, um mit dem Großwesirs Fuad Pascha über eine Grabungserlaubnis verhandeln zu können. Das hat dann irgendwann geklappt. Neben dem Geld war ein Grund, daß Bismarck sich auf dem Berliner Kongreß 1878 für das Osmanische Reich gegen Russland eingesetzt hatte. Nebenbei: Die Funde wurden auch von den Osmanen inventarisiert.

Schießlich: Die Europäer haben oft genug überhaupt erst das Interesse an der jeweiligen Vergangenheit geweckt. Aber nicht nur da. Läuft man durch Pompeji, ist das auch ein merkwürdiges Erlebnis, wenn man weiß, daß die Gelder zum Erhalt im wesentlichen bei der Mafia landen und dort hin und wieder mal eine Wand einstürzt.
« Letzte Änderung: 21. Mai 2015, 17:46:44 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #36 am: 21. Mai 2015, 17:43:32 »
Und der ganze Rest ist geraubt. Unter welcher Bezeichnung auch immer.

Ist er nicht. Oder meintest du den Eberswalder Goldschatz in Petersburg?

marple

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Re: Re: Aggro
« Antwort #37 am: 21. Mai 2015, 17:49:02 »
Archäologie als vorrauseilender Altruismus oder was?


Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #38 am: 21. Mai 2015, 17:53:55 »
Du hast ein komisches Bild von Archäologie. Das sind heute keine britischen Lords mehr, die Löcher in Pyramiden sprengen. Heute wird auch normalerweise nichts mehr vom Ort entfernt und wenn, dann nur als Leihgabe. Es ist durchaus Altruismus, eine Kampagne in einem anderen Land zu finanzieren und hinterher nur die wissenschaftliche Erkentnis mitzunehmen.

marple

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Re: Re: Aggro
« Antwort #39 am: 21. Mai 2015, 18:16:06 »
Du sagst es selbst - viele unserer Museen sind nicht erst heute gefüllt worden. Kolonialismus hat noch sein Übriges getan.

Man kann nicht alles schönreden oder nachträglich mit Persilschein versehen.

Und ich habe nicht von heute gesprochen.  Ich habe sehr wohl von "unseren" alten Museen und Schätzen geredet.

marple

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Re: Re: Aggro
« Antwort #40 am: 21. Mai 2015, 18:20:36 »
Und ich habe schon mehrmals berichtet, wie kch damals absolut empört das Britische Raffmuseum verlassen habe. Jaja, das war 91 und heute ist da alles andrrs, aber damals war es unsortierte Beutekunst und Spiegel eines gigantischen Raubzuges durch fremde Kulturen.

marple

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Re: Re: Aggro
« Antwort #41 am: 21. Mai 2015, 18:28:12 »
Und wenn wir schon dabei sind - es war, glaub ich, ein Papst, der hunderte von  wertvollen Skulpturen entmannen liess, weil das männliche Glied nicht katholisch genug war.

Die Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder. Mal hier, mal da. Es ist grad mal 70 Jährchrn her, dass in D Kunst in großem Stil gestohlen wurde. Auch Beute.

Ich entschuldige damit in keinster Weise IS.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #42 am: 21. Mai 2015, 18:44:59 »
Und wenn wir schon dabei sind - es war, glaub ich, ein Papst, der hunderte von  wertvollen Skulpturen entmannen liess, weil das männliche Glied nicht katholisch genug war.

Habe ich ja gesagt. Hätte man sie rechtzeitig weggeschafft, wäre man heute froh. Was einen wieder zu Palmyra bringt und der Frage, ob man heute nicht auch froh wäre, wenn man vor 100 Jahren mehr davon nach Euopra gebracht hätte.

Zitat
Die Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder. Mal hier, mal da. Es ist grad mal 70 Jährchrn her, dass in D Kunst in großem Stil gestohlen wurde. Auch Beute.

Das war aber Krieg. Da ist nicht jemand gekommen und hat Verträge abgeschlossen, Ausgrabungen finanziert und dergleichen.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #43 am: 21. Mai 2015, 18:53:10 »
Und ich habe nicht von heute gesprochen.  Ich habe sehr wohl von "unseren" alten Museen und Schätzen geredet.

Dazu war mir die Frage "Archäologie als vorrauseilender Altruismus oder was?" zu allgemein. Was das 18. und 19.Jh angeht, muß man erstmal überlegen, ab wann man da von Archäologie reden kann.  Nicht jeder, der etwas ausgräbt, ist ein Archäologe oder wollte es sein. Die Disziplin mußte sich erstmal entwickeln.

Deshalb ist es vielleicht auch etwas ungerecht, mit der heutigen Sichtweise auf das Verhalten damals zu schauen. Für die meisten Menschen waren es eben nur alte Steine und selbst die mit Interesse daran, haben sich erstmal nur für dekorative Skulpturen oder vielleicht Mosaike interessiert, die man in seine Schlösser stellen konnte. Profanes oder Alltagsgegenstände oder etwas die historische Einordnung waren egal. Manch einer wird sich auch über die verschrobenen Europäer gewundert haben, die sich so für altes Zeug interessieren. Was meiner bescheidenen Meinung nach immer noch hier wie dort die vorherrschende Ansicht ist.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #44 am: 22. Mai 2015, 09:36:51 »
Gibt es nicht einen Unterschied zwischen wegtragen und zerstören?