Das wichtigste, was ich von der Arbeit auf der Farm mitnehme, ist Erfahrung. Die ist unbezahlbar. Und Zeit zum Nachdenken. Und Kontakte zu anderen Arbeitern. Hast du mal die Sprache von Farmern gehört? Das ist rein praktisches Denken, das ist nix mit kompliziert. Und das ist vielleicht die beste Therapie überhaupt.
Mir als Agraringenieur rollen sich die Fußnägel auf bei einer derartig idealistischen Agrarromantik. Landwirtschaft ist nicht mehr drei Hühner und eine Kuh. Auch die Wwoof anbieter wollen von irgendwas leben, und leider können sie das oft nur, indem sie andere für Kost und Logis schuften lassen. Wwoof ist ganz nett, aber doch keine Lebensperspektive und die Wwoofer sind auch keine besseren Menschen. Landwirtschaft ist kein Auffangbecken für Städter, die mal wieder wissen wollen, was ein Muskelkater ist. Das ist ein Beruf, den man genau wie jeden anderen entweder gut oder besser gar nicht macht. Mach es mal ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre, und du wirst merken, dass das genauso stressen kann wie dein jetziger Beruf und wie jeder andere Beruf auch. Dass es lange Tage gibt und kurze und schwere und nervige und solche mit nassen Klamotten und Rückenschmerzen und wo man genau weiß: morgen mit dem gleichen Fleiße wieder an die gleiche Scheiße.
Und wenn du's lange genug gemacht hast, wirst du merken, dass es "die" Sprache von Farmern nicht gibt. Jeder Jeck ist anders.
Mich nervt diese idealisierte Herabwürdigung eines im ständigen Wandel befindlichen Berufs. Als wäre Landwirtschaft ein großer Sandkasten für Erwachsene.