Autor Thema: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!  (Gelesen 4623 mal)

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Offline Stachelhaut

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Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« am: 05. Dezember 2013, 15:13:39 »
Moin,

es zeichnet sich eine neue Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ab, nach der die Besoldung der Beamten in D. altersdiskriminierend und rechtswidrig geregelt ist. Die Entscheidung gibt es noch nicht, aber die Verhandlung hat stattgefunden und es wurden Schlussanträge gestellt, und alles deutet auf eine bahnbrechende Entscheidung hin.

Betroffen sind alle Beamten, die noch in einem Besoldungssystem mit Altersstufen stecken oder die aus so einem System übergeleitet worden sind, bevor sie die höchste Lebensaltersstufe erreicht hatten, und die dadurch eine altersdiskriminierend zu niedrige Vergütung hatten oder haben.

Diese Beamten sollten nach meiner Einschätzung noch in diesem Jahr ihre Ansprüche geltend machen und Widerspruch gegen die Besoldung der Jahre 2010, 2011, 2012 und 2013 sowie gegen die aktuelle Besoldung einlegen. Sonst droht Verjährung oder der Verfall der Ansprüche wegen des Grundsatzes der zeitnahen Geltendmachung.
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Conte Palmieri

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #1 am: 05. Dezember 2013, 17:27:25 »
So lange unsereiner den Beamten zu Altersversorgung schenkt, sollen die sich ganz ruhig verhalten  :-X

Offline Schelm

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #2 am: 05. Dezember 2013, 19:55:18 »
Na ja ... dieser Berufszweig ist eh vom Aussterben bedroht. Und  an sich ist ein Beamter während seiner aktiven Laufbahn ein Gummiball des Staates...und der lässt sich halt sein Spielzeug bezahlen...

Ich bin kein Beamter:)
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Offline Druide

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #3 am: 05. Dezember 2013, 22:16:28 »
@Stachelhaut: Geht's bei dieser von Dir erwähnten Rechtsprechung des EUGH "nur um Beamte in GER", oder generell
um sämtliche, pragmatisierte Staatsdiener in der EU ? (also auch in z.B.: AUT) ?

LG v. Druiden (...und ja, ich bin Beamter)

Offline Stachelhaut

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #4 am: 06. Dezember 2013, 13:25:24 »
Direkt geht es um deutsche Beamte. Aber im weiteren Sinne geht es darum, dass eine Besoldung nach Lebensaltersstufen nicht geht, und dass es auch nicht geht, zwar ein neues System einzuführen, aber die, die schon im alten System wegen ihres jungen Alters benachteiligt wurden, mit ihrer nachteiligen Besoldung ins neue System einzuordnen.

Keine Ahnung, wie diese Dinge in Ö. geregelt sind.

Im übrigen finde ich die auch hier einsetzende Beamtenschelte unangebracht. Die Beamten, die mir hier so begegnen, haben alle ziemlich beschissene Jobs mit Streß, Streß, Streß und wenig Anerkennung. Die Bezahlung ist o.k., aber es sie ist ungleich, oft ungerecht und Statusdenken fördernd; dahinter steckt ein Menschenbild aus dem 19. Jh., und die Menschen leiden darunter, gesagt zu bekommen: Du bist weniger wert als Dein Kollege, denn der hat an der Uni studiert und Du nur an der FH.

Besonders sicher sind ihre Jobs auch nicht, denn wenn sie länger als 6 Monate krank sind, schickt man sie gleich in die (nicht so hohe) Mindestpension. Arbeitnehmer in gleicher Lage hätten anderthalb Jahre Krankengeld und danach noch ein Jahr ALG I Zeit, um wieder gesundzuwerden und ihren Job weiterzumachen.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2013, 13:30:25 von Stachelhaut »
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Offline grashopper

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #5 am: 06. Dezember 2013, 15:11:04 »
Danke für den Tipp, Stachulus ;)
"draußen nur Kännchen" - Bodo

Offline andy8989

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #6 am: 19. April 2015, 14:54:35 »
Politiker und beamten alle schlimmer als die mafia

Offline Araxes

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #7 am: 19. April 2015, 17:44:04 »
Mit dem Alter steigende Bezüge sind doch eh Käse. Das führt immer nur dazu, daß die Arbeitgeber die Älteren mit goldenem Handschlag in die Rente schicken wollen, was dann wieder zu Lasten des Gemeinwesens ist. Sinnvoll wäre eher eine leichte Reduzierung gegen Karriereende mit einer leichten Reduzierung der Arbeit.
« Letzte Änderung: 19. April 2015, 17:56:46 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #8 am: 19. April 2015, 17:47:24 »
Besonders sicher sind ihre Jobs auch nicht, denn wenn sie länger als 6 Monate krank sind, schickt man sie gleich in die (nicht so hohe) Mindestpension. Arbeitnehmer in gleicher Lage hätten anderthalb Jahre Krankengeld und danach noch ein Jahr ALG I Zeit, um wieder gesundzuwerden und ihren Job weiterzumachen.

Du meinst wohl 6 Wochen Krankengeld, es sei denn, man ist gesetzlich versichert oder hat einen Tarif mit Krankentagegeld. Und selbst dann versucht die Versicherung die dauerhafte Berufsunfähigkeit feststellen zu lassen. Und spätestens an dem Punkt ist die Beamtenversorgung viel besser. Es sei denn, man hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Offline Stachelhaut

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #9 am: 19. April 2015, 20:07:20 »
Das Thema des Threads ist durch; der EuGH ist dem Vortrag des Generalanwalts nicht gefolgt und hat die erfolgte Überleitung "abgenickt", das BVerwG hat das übernommen; beide Gerichte haben ziemlich absurde Entscheidungen getroffen und bei der Begründung alle Hühneraugen zugedrückt. Na ja.

Du meinst wohl 6 Wochen Krankengeld, es sei denn, man ist gesetzlich versichert oder hat einen Tarif mit Krankentagegeld. Und selbst dann versucht die Versicherung die dauerhafte Berufsunfähigkeit feststellen zu lassen. Und spätestens an dem Punkt ist die Beamtenversorgung viel besser. Es sei denn, man hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Also ich habe Anspruch auf 6 Wochen Entgeltfortzahlung gegen meinen Arbeitgeber und Anspruch auf 78 Wochen Krankengeld gegen meine gesetzliche Krankenkasse, allerdings ist der Krankengeldanspruch subsidiär, so daß nach ausgeschöpfter Entgeltfortzahlung noch 72 Wochen Krankengeld verbleiben. Danach kann ich mich weiter arbeitsunfähig für "meinen" Job melden, beim Arbeitsamt aber angeben, daß ich zur Verrichtung bestimmter anderer Jobs noch in der Lage bin (wenn das so ist); ggf. bekomme ich noch ein Jahr lang ALG I.

Der Beamte bekommt erstmal seine vollen Bezüge unbefristet weiter, aber wenn er länger als 6 Monate krank bleibt, wird er ganz schnell in die Pensionierung abgeschoben. Und bekommt, wenn er Pech hat, ca. 1.500 € Mindestpension, die muß er versteuern und er muß sicher selber gegen Krankheit versichern. Nicht so dolle, hm.

EDIT: Private Krakenversicherung finde ich nicht gut. Ist in vielerlei Hinsicht unsolidarisch. Außerdem schmeißt man bösen Konzernen Kohle in den Rachen. Und die Entscheidung dafür kann sich rächen, wenn man im Alter verarmt oder sonstwie Brüche im Lebenslauf erlebt. Gesetzlich ist schon Scheiße, aber noch Gold gegen Privat, da die Kassen immerhin selbstverwaltet sind und sich solidarisch verhalten (sollten). Ich bin eigentlich der Meinung, daß man Versorgung im Krankheitsfall jedem geben muß, der sie braucht, und daß man kein Geld dafür nehmen oder damit verdienen darf. Sowas gehört staatlich organisiert und aus Steuermitteln bezahlt. Der Leistungsumfang muß verbindlich festgeschrieben werden. Dabei darf man Abstriche vom Optimum oder Wartezeiten nur in Kauf nehmen, wenn es ganz und gar unvermeidbar ist oder wenn dadurch kein erhöhtes Risiko entsteht und das zusätzliche Leiden erträglich ist. Oder so, müßte man natürlich noch mal genauer durchdenken.
« Letzte Änderung: 19. April 2015, 20:39:52 von Stachelhaut »
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Offline Stachelhaut

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #10 am: 19. April 2015, 20:15:02 »
Mit dem Alter steigende Bezüge sind doch eh Käse. Das führt immer nur dazu, daß die Arbeitgeber die Älteren mit goldenem Handschlag in die Rente schicken wollen, was dann wieder zu Lasten des Gemeinwesens ist. Sinnvoll wäre eher eine leichte Reduzierung gegen Karriereende mit einer leichten Reduzierung der Arbeit.

Es gibt durchaus Firmen, in denen das so gehandhabt wird. Die, in der ich arbeite, z. B.; wir haben hier ein Einstiegsgehalt für die ersten drei Jahre, danach gibt es bis zur Rente das endgültige Gehalt, Erhöhungen gibt's nur für alle oder gar nicht. Wenn Du den Job nicht mehr schaffst, mußt Du halt die Arbeitszeit und das Gehalt reduzieren und hoffen, daß Du weniger zu tun kriegst und den Rest noch gerade so bewältigt bekommst.
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Offline Araxes

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Re: Falls es hier Beamte gibt: LESEN! MACHEN!
« Antwort #11 am: 20. April 2015, 01:41:01 »
Also ich habe Anspruch auf 6 Wochen Entgeltfortzahlung gegen meinen Arbeitgeber und Anspruch auf 78 Wochen Krankengeld gegen meine gesetzliche Krankenkasse, allerdings ist der Krankengeldanspruch subsidiär, so daß nach ausgeschöpfter Entgeltfortzahlung noch 72 Wochen Krankengeld verbleiben.

Krankentagegeld nach der 6. Woche gibt's nur für gesetzlich Versicherte. Für privat Versicherte ist das eine Zusatzleistung.

Zitat
Der Beamte bekommt erstmal seine vollen Bezüge unbefristet weiter, aber wenn er länger als 6 Monate krank bleibt, wird er ganz schnell in die Pensionierung abgeschoben. Und bekommt, wenn er Pech hat, ca. 1.500 € Mindestpension, die muß er versteuern und er muß sicher selber gegen Krankheit versichern. Nicht so dolle, hm.

Beamte lassen sich doch aber recht gerne berufsunfähig schreiben. Sind nicht umsonst deutlich mehr als bei den Angestellten. Grund Nr.1 burn-out etc.

Zitat
EDIT: Private Krakenversicherung finde ich nicht gut. Ist in vielerlei Hinsicht unsolidarisch.

Ja, schön, lass uns darüber diskutieren. Was ist daran solidarisch, wenn in der GKV ein Spitzenverdiener seine Hausfrau und 5 Kinder mit einem Beitrag versichern kann? Meinst du, Piech ist privat versichert? Bestimmt nicht.

Was ist daran solidarisch, wenn verantwortungsvolles Handeln und Kostenbewußstein nicht honoriert wird?

Ist es nicht viel solidarischer, wenn einn Besserverdiener seine Frau und Kinder separat versichert und dadurch die Gemeinschaft entlastet, solange er es sich leisten kann?

Was ist daran solidarisch, wenn man x Mal wegen der gleichen  Sache zu verschiedenen Ärzten rennen kann und nicht einmal eine Rechnung präsentiert bekommt und deshalb nicht mal erfährt, welche Kosten man der Solidargemeinschaft damit verursacht?

Was ist daran solidarisch, wenn man seinen Arzt solange belatschert bis man irgendwas verschrieben bekommt, was man dannn vielleicht trotyden wegwirft? Einfach, weil man sonst das Gefühl hat, nicht ernstgenommen worden zu sein?

Ich zahle alles bis 2000 € im Jahr selber. Das ist solidarisch.

"Solidarisch" heißt nicht nur, daß jeder Leistungen bekommen kann, sondern daß man sie nur nimmt, wenn man sie wirklich braucht.

Zitat
Außerdem schmeißt man bösen Konzernen Kohle in den Rachen.

Und die gesetzlichen Kassen sind gute Konzerne? Wahrscheinlich gönnen die deshalb ihren Vorständen Gehälter von mehrerern Hunderttausend Euro.

Zitat
Und die Entscheidung dafür kann sich rächen, wenn man im Alter verarmt oder sonstwie Brüche im Lebenslauf erlebt.

Was dann aber sogar noch eine Entlastung der Solidargemeinschaft ist.

Zitat
Gesetzlich ist schon Scheiße, aber noch Gold gegen Privat, da die Kassen immerhin selbstverwaltet sind und sich solidarisch verhalten (sollten).

Das gesetzlich System ist Mist und gibt es nicht ohne Grund in der Form nur in Deutschland. Es ist wahnsinnig teuer und setzt überall die falschen Anreize. Verantwortungsvolles Handeln wird nicht belohnt, Verschwendung nicht bestraft. Die Ärzte werden mit überbordender Bürokratie lahmgelegt. Die Subvention von Familien ist nicht einkommensgebunden. Die Beiträge sind zu hoch. Die Kassen werden nicht zu Sparsamkeit gezwungen. Der Gesundheitsfonds ist eine Idiotie.

Man kann ja gerne gegen die Trennung von privater und gesetzlicher Versicherung sein, aber man kann trotzdem erkennen, wie falsch die gesetzliche Versicherung aufgebaut ist.

Das Argument "unsolidarisch" ist sowieso falsch. Die GKV beruht auch  auf Gegenseitigkeit. Es ist nur kein Sozialtransfer eingebaut, der aber eben sowieso nicht in die Versicherung gehört, sondern ins Steuersystem. Die Politik hat es sich nur bequem damit eingerichtet, immer mehr Transfers in die Sozialsysteme einzubauen statt steuerbasierte Lösunngen zu finden. Auf die Weise werden Steuererhöhungen vermieden und stattdessen die Lohnnebenkosten erhöht.

Es wäre ein Leichtes, auch in der GKV die Beitragspflicht aller Familienmitglieder einzuführen und das dann einkommensabhängig aus Steuergeldern abzufedern. Schließlich zahle ich meinen Nachbarn auch nicht die Miete, sondern es gibt Wohngeld.

Zitat
Ich bin eigentlich der Meinung, daß man Versorgung im Krankheitsfall jedem geben muß, der sie braucht, und daß man kein Geld dafür nehmen oder damit verdienen darf. Sowas gehört staatlich organisiert und aus Steuermitteln bezahlt. Der Leistungsumfang muß verbindlich festgeschrieben werden. Dabei darf man Abstriche vom Optimum oder Wartezeiten nur in Kauf nehmen, wenn es ganz und gar unvermeidbar ist oder wenn dadurch kein erhöhtes Risiko entsteht und das zusätzliche Leiden erträglich ist. Oder so, müßte man natürlich noch mal genauer durchdenken.

Also das britische System.