Autor Thema: Lieblingsgedichte  (Gelesen 22325 mal)

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Offline Yossarian

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #30 am: 11. April 2016, 13:52:04 »
Wenn ich das richtig mitbekommen habe - ich habe die Sendung nicht gesehen, in der er das gebracht hat - hat er dem Gedicht ein paar Sätze vorangestellt, in denen er erklärt hat, daß das nun folgende Gedicht beleidigend wäre, wenn er es denn nun aufsagen würden.

Das ist ungefähr so beleidigend, wie wenn ich zu einem Polizisten sage: Wenn ich Sie jetzt beleidigen wollte würde ich (beliebige Verbalinjurie / Schmähgedicht etc.) sagen; aber das tu ich natürlich nicht.

Man weiß wirklich nicht, wer der größere Holzkopf ist: Der türkische Großmufti, der permanent beleidigt ist, oder Mutti Merkel, die vor ihm kuscht.

Wenn Du meinst, lösche ich es wieder.

Nein, so hatte ich das nicht gemeint.

Man könnte / sollte es vielleicht zusammen mit den einleitenden Worten von Böhmermann einstellen, damit jeder (außer offensichtlich Erdogan) es im Zusammenhang richtig versteht.

Wenn Böhmermann wirklich verknackt werden sollte, was ich nicht glaube, aber für möglich halte, können wir es immer noch löschen.
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Offline Korinthenkackerin

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #31 am: 11. April 2016, 20:19:22 »
- hat er dem Gedicht ein paar Sätze vorangestellt, in denen er erklärt hat, daß das nun folgende Gedicht beleidigend wäre, wenn er es denn nun aufsagen würden

Er hat auch zwischendurch mehrmals betont, dass man das so auf gaaar keinen Fall so vortragen darf  ;D ;D ;D
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Offline ganter

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #32 am: 12. April 2016, 00:39:51 »
« Letzte Änderung: 12. April 2016, 01:08:05 von ganter »
"Männer definieren sich sowieso nicht über die Drogeneinwurfmenge."
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Bodo

Offline Yossarian

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #33 am: 14. April 2016, 13:38:33 »
Böhmermann - im Zusammenhang

Zitat
Die Abschrift der Passage aus der "Neo Magazin Royale"-Sendung vom 31.3.:

Jan Böhmermann: Meine Damen und Herren, willkommen in Deutschlands Quatschsendung Nummer eins! Wir sinds. Wir haben mit Satire nichts am Hut.

Ralf Kabelka: Überhaupt nicht!

Böhmermann: Was die Kollegen in Hamburg bei "Extra 3" da gemacht haben, diese dicken Bretter, die können wir hier, sind wir nicht imstande zu bohren.

Kabelka: Schaffen wir nicht!

Böhmermann: Und ich sage: Hut ab! Große Nummer!

Kabelka: Das ist eine ganz andere Liga. Auch die "heute-show", wie gut die ist!

Böhmermann: Die "heute-show", die finde ich richtig gut. Wenn ich in der Vergangenheit gerüchteweise gehört habe, dass wir hier scharf auf den Sendeplatz sind von der "heute-show", oder auf irgendwas, das Oli Welke gehört: Das würde ich niemals sagen, das stimmt nicht, auf gar keinen Fall. Oli! (Kusshand) Liebe Grüße! Riesenfan! Schau ich jede Woche, um mich inspirieren zu lassen.

Und Satire: "Extra 3" hat in dieser Woche fast den dritten Weltkrieg ausgelöst - dafür erst mal einen großen Applaus! Ja! Mit 'ner Supernummer. Und das muss man vielleicht mal ... Offensichtlich schaut man in der Türkei jede noch so kleine Satire- oder Quatschsendung, also wahrscheinlich auch diese. Vielleicht, liebe Türken, wenn Sie das jetzt - (Sirenengeräusch) - wenn Sie das jetzt sehen: Vielleicht müssen wir ihnen da ganz kurz was erklären: Was die Kollegen von "Extra 3" da gemacht haben, also inhaltlich humorvoll mit dem umgegangen sind, was Sie da quasi politisch unten tun, Herr Erdogan - das ist in Deutschland, in Europa gedeckt von der Kunstfreiheit, von der Pressefreiheit, von der Meinungsfreiheit...

Kabelka: Artikel 5!

Böhmermann: Was?

Kabelka: Artikel 5, Grundgesetz.

Böhmermann: Artikel 5 unseres Grundgesetzes, unserer tollen Verfassung: Das darf man hier. Da können Sie nicht einfach sagen, die Bundesregierung soll die Satire zurückziehen oder das muss irgendwie gelöscht werden aus dem Internet. In Deutschland ist so was erlaubt, und ich finde es ganz toll, wie in dieser Woche die Zivilgesellschaft aufgestanden ist - von Beatrix von Storch, die noch vor zwei Wochen, glaub ich, mich erschießen lassen wollte, glaube ich, wegen dieses komischen Songs, den wir gemacht haben. Und jetzt ist sie auf einmal ganz vorne dabei, wenn es um Pressefreiheit und Kunstfreiheit geht. Alle Leute waren auf einmal auf einer Linie: Das muss zugelassen werden! Je suis "Extra 3".

Kabelka: Sehr gut.

Böhmermann: Herr Erdogan, es gibt Fälle, wo man auch in Deutschland, in Mitteleuropa Sachen macht, die nicht erlaubt sind. Also: Es gibt Kunstfreiheit – das eine ist Satire und Kunst und Spaß - das ist erlaubt. Und es gibt das andere, wie heißt es?

Kabelka: Schmähkritik.

Böhmermann: Schmähkritik. Das ist ein juristischer Ausdruck, also: Was ist Schmähkritik?

Kabelka: Wenn du Leute diffamierst. Wenn du einfach nur so untenrum argumentierst, ne? Wenn du die beschimpfst und wirklich nur bei privaten Sachen, die die ausmachen, herabsetzt.

Böhmermann: Herabwürdigen. Und das ist in Deutschland auch nicht erlaubt?

Kabelka: Das ist Schmähkritik, ja.

Böhmermann: Haben Sie das verstanden, Herr Erdogan?

Kabelka: Das kann bestraft werden.

Böhmermann: Das kann bestraft werden? Und dann können auch Sachen gelöscht werden - aber erst hinterher, nicht vorher?

Kabelka: Erst hinterher.

Böhmermann: Das ist vielleicht ein bisschen kompliziert - vielleicht erklären wir es an einem praktischen Beispiel mal ganz kurz.

Kabelka: Ja, mach doch mal.

Böhmermann: Ich hab ein Gedicht, das heißt "Schmähkritik". Können wir vielleicht dazu eine türkisch angehauchte Version von einem Nena-Song haben? Und können wir vielleicht ganz kurz nur die türkische Flagge im Hintergrund bei mir? Sehr gut.

Also, das Gedicht. Das, was jetzt kommt, das darf man nicht machen?

Kabelka: Darf man NICHT machen.

Böhmermann: Wenn das öffentlich aufgeführt wird, das wäre in Deutschland verboten.

Kabelka: Bin der Auffassung: das nicht.

Böhmermann: Okay. Das Gedicht heißt "Schmähkritik".

Sackdoof, feige und verklemmt,
 ist Erdogan, der Präsident.
 Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
 selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
 Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
 und dabei Gummimasken trägt.
 Am liebsten mag er Ziegen ficken
 und Minderheiten unterdrücken,

Böhmermann: Das wäre jetzt quasi 'ne Sache, die ...

Kabelka: Nee!

Kurden treten, Christen hauen
 und dabei Kinderpornos schauen.
 Und selbst abends heißts statt schlafen,
 Fellatio mit hundert Schafen.
 Ja, Erdogan ist voll und ganz,
 ein Präsident mit kleinem Schwanz.

Böhmermann: (lacht über eine Keyboard-Arabeske der Band) Wie gesagt, das ist 'ne Sache, da muss man ...

Kabelka: Das darf man NICHT machen.

Böhmermann: Das darf man nicht machen.

Kabelka: Nicht "Präsident" sagen.

Jeden Türken hört man flöten,
 die dumme Sau hat Schrumpelklöten.
 Von Ankara bis Istanbul
 weiß jeder, dieser Mann ist schwul,
 pervers, verlaust und zoophil -
 Recep Fritzl Priklopil.
 Sein Kopf so leer wie seine Eier,
 der Star auf jeder Gangbang-Feier.
 Bis der Schwanz beim Pinkeln brennt,
 das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident.

Böhmermann: Und das dürfte man in Deutschland ...

Kabelka: Unter aller Kajüte!

Publikum applaudiert

Böhmermann: Ganz kurz. Hey! Hey! Hey!

Kabelka (wütend): Nicht klatschen!

Böhmermann: Dankeschön. Also, das ist jetzt 'ne Geschichte, was könnte da jetzt passieren?

Kabelka: Unter Umständen nimmt man uns aus der Mediathek! Das kann jetzt rausgeschnitten werden.

Böhmermann: Also, wenn die Türkei oder ihr Präsident da was dagegen hätte, müsste er sich erst mal 'nen Anwalt suchen.

Kabelka: Ja, genau.

Böhmermann (blickt in die Kamera): Ich kann Ihnen sehr empfehlen unseren Scherzanwalt, Dr. Christian Witz in Berlin, ist ein ganz Toller.

Kabelka: Der berät auch den Berliner Bürgermeister.

Böhmermann: Der berät auch den Berliner Bürgermeister, unser Scherzanwalt Dr. Christian Witz?

Kabelka: Der macht einfach alles.

Böhmermann: Darf der das denn eigentlich?

Kabelka: Der macht Atze, Pocher und den Berliner Bürgermeister

Böhmermann: Unser Scherzanwalt Dr. Christian Witz! Nehmen Sie sich 'nen Anwalt, sagen Sie erst mal, Sie haben da was im Fernsehen gesehen, was Ihnen nicht gefällt - Schmähkritik - und dann geht man erst mal vor ein Amtsgericht. Einstweilige Verfügung, Unterlassungserklärung. Dann wird wahrscheinlich die Sendung, die das gemacht hat oder der Sender wird dann sagen: Nö, das sehen wir anders, und dann geht man die Instanzen hoch, und irgendwann in drei, vier Jahren... Wichtig ist: Sie müssen dafür sorgen, dass es nicht im Internet landet. Ganz wichtig, dass die Ausschnitte nicht...

Kabelka: Aber das macht doch keiner!

Böhmermann: Das macht keiner, kann ich mir auch nicht vorstellen.

Kabelka: Man hat's in der Mediathek, normalerweise.

Böhmermann: Warum soll mans dann ins Netz stellen? Ist es jetzt klar?

Kabelka: Ich glaub schon.

Böhmermann: Ich finde es ganz wichtig. Ich fand's auch echt schön als Bürger der Bundesrepublik Deutschland, dass in dieser Woche so ein großer Konsens auf einmal herrschte nach Monaten des Streites, die Leute gegeneinander, die Gesellschaft gespalten, und in dieser Woche haben wir Deutschen endlich mal wieder mit einer Stimme gesprochen, wenn es gegen Despoten geht, die die Meinungsfreiheit auslegen, wie man nur Meinungsfreiheit auslegt wenn man Despot oder Diktator ist. Erdogan oder auch in Europa gibt es Victor Orban, Beata Szydlo von der PIS-Partei, die Ministerpräsidentin von unserem tollen Nachbarland Polen, Marien Le Pen vom Front National, Pim Fortuyn aus Holland, HC Strache von der FPÖ. Aus so autoritäre Nationalisten, Frauke Petry natürlich. Alles Leute, wo man sich gewünscht hat, es müssten mehr Leute aufstehen. Wladimir Putin, Donald Trump könnte der nächste amerikanische Präsident werden. Ich finde es ganz tool, dass wir diesen Menschen selbstbewusst entgegengetreten sind. Wer Rechte anderer einschränkt, dem gehören die Rechte eingeschränkt.

Wer jetzt immer noch nicht begriffen hat, daß es eine Satire ist, der ist so blöd, der kann nur türkischer Präsident der Republik sein.  :P
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Offline Küchenchef

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #34 am: 14. April 2016, 13:57:56 »
Typen wie Erdogan oder Araxis ertragen nun mal nicht, wenn sie kritisiert werden, oder wenn man sich über sie lustig macht. Was der Eine im Großen, ist der Andere im Kleinen. Wenn sie sich beleidigt fühlen und nebenbei auch noch für unantastbar halten, wird man ganz schnell (ein-) gesperrt.
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Offline Yossarian

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #35 am: 20. Mai 2016, 18:14:51 »
There was a young fellow from Ankara
Who was a terrific wankerer
'Till he sowed his wild oats
With the help of a goat
But he didn't even stop to thankera.

(Boris Johnson)  8)
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Offline Perri56

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #36 am: 08. Juli 2016, 14:31:53 »
Ich wandere

Ich wandre und kenne nicht Zeit noch Raum
Und lächle ins Leben, als sei es ein Traum,
In wehenden Gärten, die Dämmerung umflicht –
Ich staun’ wie ein Kind in das zitternde Licht. –
Sie sagen, ich altere Jahr um Jahr,
Mir welke die Wange, mir bleiche das Haar,
Am Ende des Weges, da harre der Tod,
Weiß nicht, ob er lächelt, weiß nicht, ob er droht.
So wandre ich, wandre ich Nacht und Tag
Wolken Sternen und Schatten nach.

Peter Baum

Hameel

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #37 am: 20. August 2016, 21:34:38 »
Durs Grünbein: Einer Gepardin im Moskauer Zoo

So teure Pelze sieht man sonst nur auf den Schultern
Der Gangsterbräute vorm Casino. So geschmeidig
Schleicht auf dem Laufsteg nur die androgyne Jugend,
Die Augen funkelnd unterm Blitzlicht. Eine schlanke Katze
Wie Pisanello sie gemalt hat, mit entzücktem Pinsel
(Das Fell getüpfelt, grannenhaft, ein Goldnes Vließ)
Federt sie schweifend auf und ab. Das Rückgrat
Dosiert die leisteste Bewegung.  Millimeter
Vorm Grabenrand den Schwung der Pfoten umzulenken
geht ohne Hinsehn ab. Dort wird dem Ohr,
Der feinen Nase nichts geboten außer Lärm und Schweiß,
Jenseits des Drahtzauns, wo sich jene Affen tummeln
Mit ihren Kinderwagen zur Besuchszeit. Hechelnd
Verwandelt sie die schlechte Luft der Großstadt
In ein entferntes Air ... die weißen Schleifen
Im Haar der Mädchen in Gazellenfleisch. Faustgroß,
Ihr schmaler Kopf hält wachsam noch die Stellung,
Wenn sie im Flimmern vor den Toren Moskaus Zebras sieht.
Dann gähnt sie lange, die Gefangne des Zements.

Offline bvbler

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #38 am: 15. September 2016, 14:13:12 »
Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading von Oscar Wilde:
unter anderem:


Zitat
Doch jeder tötet, was er liebt,
Das hört nur alIzumal!
Der tuts mit einem giftigen Blick,
Und der mit dem Schmeichelwort schmal.
Der Feigling tut es mit dem Kuss,
Der Tapfre mit dem Stahl.

Die einen töten ihr Lieb, wenn sie jung,
Die andern, wenn sie alt;
Der drosselt mit den Händen der Lust,
Mit den Händen von Golde der krallt:
Der Beste braucht ein Messer, denn so
Wird bald der Tote kalt.

Der liebt zu leicht, und der zu lang,
Der kauft, verkaufen tut der.
Der tut die Tat mit Zähre viel,
Der hat keinen Seufzer mehr:
Denn jeder tötet, was er liebt,
Doch nicht jeder stirbt nachher.

Hameel

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #39 am: 29. Dezember 2016, 11:45:13 »

Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.

Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.

Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte.

Weit klüger ist's, dem Vaterland entsagen,
Als unter einem kindischen Geschlechte
Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.

Karl August Graf von Platen Hallermund   1826

Hameel

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #40 am: 19. Mai 2017, 21:16:24 »
When You Are Old

By William Butler Yeats


When you are old and grey and full of sleep,
And nodding by the fire, take down this book,
And slowly read, and dream of the soft look
Your eyes had once, and of their shadows deep;

How many loved your moments of glad grace,
And loved your beauty with love false or true,
But one man loved the pilgrim soul in you,
And loved the sorrows of your changing face;

And bending down beside the glowing bars,
Murmur, a little sadly, how Love fled
And paced upon the mountains overhead
And hid his face amid a crowd of stars.


Hameel

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #41 am: 05. Januar 2018, 13:27:29 »
Erst neulich saßen nah bei Kassel
Ein Nacktmull, eine Kellerassel,
Ein Weberknecht und dessen Schwester
In einer Bar. Es war Silvester.
Man aß veganes Pilz-Risotto
Und trank recht guten Beaujolais;
Der Weberknecht, er hieß Karl-Otto,
Beschwor die Not der SPD.
Man gruselte sich in der Runde
Vorm neuen Mann im Weißen Haus,
Die Assel sprach darauf profunde
Befunde über China aus.
Dann lachten alle laut und gellend;
Die Schwester hatte talentiert
Und täuschend ähnlich, Sekt bestellend,
Angela Merkel imitiert.
Der Nacktmull dachte still bei sich:
Das letzte Jahr war fürchterlich.
Beruflich lief es gar nicht rund,
Die Miete steigt schon wieder und
Marie-Christin hat mich verlassen,
Sie lebt seitdem mit diesem Klaus;
Der hat zwar nicht mehr alle Tassen
Im Schrank, doch sieht er sehr gut aus.
Im Juni werd ich einundsechzig;
Wo bleibt bloß der Johannistrieb?
Ich mache kaum noch Sport, das rächt sich;
Das Bier ist alles, was mir blieb.
Da riefen alle: „Frohes Neues!
Wie schön, dass ihr gekommen seid!“
Der Nacktmull dachte: Ich bereu es –
Und das schon seit geraumer Zeit.
Ich sitze nackt, mit kalten Pfoten,
Am Tisch mit diesen Vollidioten
Und trinke – Fluch des Biedersinnes! –
Seit Stunden warmen Sekt statt Guinness.

Von Christian Maintz

Offline Miss_Moneypenny

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #42 am: 12. November 2019, 08:05:17 »
Meine Lieblingsdichterin: Emerenz Meier (1874 bis 1928)

Stoßseufzer
 
Hätte Goethe Suppen schmalzen,
Klöße salzen,
Schiller Pfannen waschen müssen,
Heine nähn, was er verrissen,
Stuben scheuern, Wanzen morden,
Ach die Herren,
Alle wären
Keine großen Dichter worden.

Offline ganter

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Re: Lieblingsgedichte
« Antwort #43 am: 09. November 2022, 00:57:07 »
aus der Schulzeit der Kiddies.
ohne copyright.

basierend auf dem ERlkönig

Der Wurm

Wer sitzt des Nachts im rauen Sturm
Es ist der Angler mit seinem Wurm
Er hält den Köder in der Hand
er keinen besseren Wurm dort fand

"Sag Wurm, warum birgst du so bang dein Gesicht?"
"Siehst Angler du den Haken nicht?
Den Haken, rund, metallen und fein,
mich dünkt, dies wird mein Ende sein."

"Du lieber Wurm, komm her zu mir.
Gar schöne Fische fang ich mit Dir.
Kommen und machen dem Angler die Freud
und beißen auf den Haken heut."

"Oh Angler, oh Angler, hörest du nicht?
was der Haken da zu mir spricht.
Sei ruhig, bleib ruhig, du kleiner Wurm",
übers Wasser fegt ein heftiger Sturm.

"Willst kleiner Wurm du mit mir gehen?
Du willst doch sicher Fische sehn?
Sie schwimmen langsam über dem Grund
und sind so gierig wie ein hungriger Hund."

"Oh Angler , oh Angler, siehst du nicht dort,
gierige Fische am düsternen Ort."
"Du Wurm, du Wurm, ich seh es genau.
Es schwimmen die schwebenden Algen so blau."

Du Wurm, du Wurm, ich brauche dich.
Ohne dich find ich  die Fische nicht.
" Oh Angler, oh Angler, so tu doch was.
sonst zieht er mich ins tiefe Nass."

Dem Angler reicht´s, er hat genug,
schmeißt beides fort in seiner Wut,
Der Wurm kriecht fort, der Haken schmollt,
"Das hab ich alles nicht gewollt!"
« Letzte Änderung: 09. November 2022, 01:00:24 von ganter »
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