Gestern Abend klingelt es, und vor der Tür steht eine gute Freundin meiner Sandkastenfreundin, die ich allerdings bisher nur vom Sehen kannte. Sie kümmert sich seit Wochen um sie um ihren behinderten Sohn und hat ein paar Fragen zu juristischen Gestaltungsmöglichkeiten, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, der übliche Kram. Viel zu machen ist da nicht mehr, die Zeit rennt. Meine Sandkastenfreundin hat maximal noch bis Weihnachten zu leben.
Immerhin kommen ein paar gruselige Sachen ans Licht, wie ihr 90jähriger Vater das arme Mädel immer noch drangsaliert, statt ihr beizustehen. Der Klopper war der von dieser Frau kolportierte Spruch des Vaters, er werde seine Tochter verbrennen und anonym verscharren lassen, alles andere sei ihm zu teuer. Selbst wenn man dem alten Arsch Senilität zugute halten will, ist das eine Riesensauerei, seiner eigenen sterbenden Tochter so was an den Kopf zu werfen. An die Sprüche, was man bei Hitler mit dem Schwerstbehinderten gemacht hätte (der Herr war bei der Waffen-SS, und die Indoktrination war nachhaltig), hatte sie sich ja schon gewöhnt.
Das einzige, was man da noch tun kann, ist, den schwerstbehinderten Sohn schnellstmöglich in einem guten Heim unterzubringen und das Mädel dann sofort in ein Hospiz einzuweisen, damit sie ihre letzten paar Tage nicht mehr den Schikanen ihres Vaters ausgesetzt ist.
Manchmal möchte man Morden.