Das Problem ist nur, daß der einfache Grieche auf den gewohnten schuldenbasierten Konsum zwingend angewiesen ist. Der Grieche stellt weder Medikamente noch Lebensmittel selbst her, Import kann er sich nur schuldenbasiert leisten.
Dann muß eine Transformation der eigenen Wirtschaft her. Drache einführen, damit Importe verteuern und dann Medikamente im Land herstellen.
Und wenn man irgendwann wieder netto mehr Lebensmittel exportiert als man importiert, kann man damit auch das Handelsdefizit ausgleichen und Medikamente importieren. Es ist doch ein Treppenwitz, daß ein Agrarland Netto-Importeur von Lebensmitteln ist.
Mir scheint nur, daß Syriza das nicht als attraktives "Geschäftsmodell" sieht, sondern lieber auf eine europäische Schuldenkonferenz und dauerhafte Alimentierung setzt. Es ist doch ein Witz, daß die EU 20 Mrd € Wirtschaftsförderung anbietet, aber Griechenland das Geld nicht will, weil sie die 15% Eigenanteil nicht aufbringen wollen oder können. Der wahre Grund ist eher, daß sie gar nicht die Strukturen haben, in denen man mit dem Geld was anfangen kann. Sie bauen die aber auch nicht auf. Denn das wäre am Ende neoliberale Wirtschaftspolitik und sowas geht ja nicht.
Die laufenden Lebenshaltungskosten sind auch auf das europäische Niveau angewachsen, der Grieche braucht deshalb die normale Menge Euros, um seine Miete und den Strom und das Wasser zahlen zu können.
Dann müssen sie wieder runter. Man muß eben aus der Spirale steigender Löhne und Importe raus. Klar müssen die Löhne hoch sein, wenn Importwaren teuer sind und weil die Löhne hoch sind, ist die einheimische Produktion zu teuer und es wird stattdessen noch mehr importiert.
Klar kann man sagen, das gehe eben auf Dauer nicht auf Pump. Man übersieht dabei aber, daß der folgende Anpassungsprozeß Elend und Tod nach sich zieht, und daß man eben deshalb Griechenland nicht einfach so fallenlassen darf.
Griechenland würde jede Menge Hilfe bekommen. Man will aber sehen, daß Griechenland diesen Anpassungsprozeß beginnt und da passiert nicht viel. Da erklärt ein Journalist im Presseclub, daß man ein Kataster ja nicht mal eben so aufbaut und außerdem sei ja die Kirche der größte Landbesitzer. Soll das jetzt heißen, daß man lieber den Konflikt mit Europa sucht, statt sich mit der eigenen Kirche anzulegen?
Das Geld für das Kataster wurde schon vor mehr als 10 Jahren von Frits Bolkestein bereitgestellt, seinerzeit EU-Kommissar. Damit wollte man auch vermeiden, daß nicht wieder Landwirtschaftssubventionen für das 3-fache der Größe des Landes beantragt werden. Passiert ist nichts und Griechenland hat nur die Hälfte erstattet.
Man kann da viel diskutieren. Griechenland ist ein failed state. Da muß alles von unten nach oben gekehrt werden und die EU würde das vielleicht sogar finanzieren, wenn es die Bereitschaft dazu gäbe. Die gibt es aber nicht. Man will lieber einfach nur so Geld haben und sich sein Defizit dauerhaft finanzieren lassen.
Deshalb hinkt auch der oft gebrachte Vergleich mit dem deutschen Schuldenerlaß oder den Hilfen für die Ex-DDR. Das waren jeweils Länder, die dafür ihre Souveränität aufgegeben haben und das umsetzen mußten, was man ihnen vorgeschrieben hat. Dazu ist in Südeuropa niemand bereit.
Nun gibt es die fatale Situation, daß das Geld knapp ist und deshalb natürlich Gehälter und Leistungen gekürzt werden, aber die Reformen, die das auch mal wieder verbessern könnten, bleiben aus.
Ironie am Rande: die Troika hat schon vor Jahren eine griechische Sozialhilfe verlangt. Hielt man nicht für nötig.