Es scheint, als sei ich jetzt in dem Alter, wo man daheim über den Friedhof gehen muß, um alte Bekannte zu treffen. Das Schöne daran ist, sie liegen still rum und labern einem nicht den Kopf voll. Das Blöde ist, sie antworten nicht, wenn man sie beschimpft.
Gestern auf der Beerdigung einer alten Dame gewesen. Mit 102 Jahren zuhause im eigenen Bett gestorben, die Glückliche. Sie war die Vermieterin meiner Eltern, bevor die ihr Haus gebaut hatten. Jede Menge frühkindliche Erinnerungen sind mir dabei wieder hochgekommen. Religionsfreie Trauerrednerin, die ihren Job sehr gut gemacht hat und sehr gut vorbereitet war. A schöne Leich, wie man so sagt. Die Anwesenden waren fast ausnahmslos alle deutlich älter als ich. Ist das jetzt ein Trost, wenn man selbst schon 66 ist? Die Meisten kannte ich nicht; die, die ich kannte, habe ich nicht erkannt. So ist das, wenn man Menschen 30 Jahre oder so nicht mehr gesehen hat.
Ehe man es sich versieht, hat man dann selbst eine Schippe Sand aufs Maul bekommen. πάντα ῥεῖ.