Autor Thema: Quo vadis, Gesellschaft?  (Gelesen 49288 mal)

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Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #60 am: 27. April 2010, 17:39:38 »
Ich komm mit...

Back to topic: Ideale Gesellschaft - Gesellschaft mit Idealen. Aber bitte nicht Geld. Mehr Ethik statt falscher Moral. und ein mal die Woche Freibier. zum Bleistift...

Hmm, Gesellschaft mit Idealen und Ethik klingt immer gut. Wie sollen die aussehen und noch wichtiger,
wie willst Du die in die Köpfe bringen?

Ich stelle mal dagegen: Wir haben durchaus keinen Mangel an Idealen, wenn man sich mit anderen
so unterhält.
Das Problem ist mehr, daß die Ideale im Alltag so gut wie keine Rolle zu spielen scheinen.

Offline nigel48

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #61 am: 27. April 2010, 17:46:42 »
Zitat
Erschwerend kommt hinzu, dass ich der Meinung bin...

upps, 2 zentner meinung.. ;D

vorlage war zu gut...


nä, die haben ihren soll-zustand nie. der ist: mehr, mehr

wie der kleine häwelmann

http://www.zeno.org/Literatur/M/Storm,+Theodor/M%C3%A4rchen+und+Spukgeschichten/Der+kleine+H%C3%A4welmann
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

marple

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #62 am: 27. April 2010, 17:47:22 »
Das Problem ist mehr, daß die Ideale im Alltag so gut wie keine Rolle zu spielen scheinen.

Sie spielen eine Rolle, werden nur gut kaschiert oder in freiwilliger Selbstkontrolle unterdrückt. Warum?

An erster Stelle, weil es in unserer Zeit als besonders dämlich gilt, idealistisch zu handeln.

Und weil sie durch penetrante Beschwörung durch Lügner und Manipulatoren ihren kommunikativen Wert verloren haben.
Es herrscht eine Inflation der AUSGESPROCHENEN Ideale.

Das bedeutet nicht, dass man sie nicht heimlich trotzdem - nun ja - wenigstens gut findet, wenn nicht gar befolgt. Wenn keiner hinsieht.
« Letzte Änderung: 27. April 2010, 17:49:01 von marple »

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #63 am: 27. April 2010, 17:51:32 »
Für den Soll-Zustand kann man aber nicht in die Vergangenheit blicken. Da herrschte der auch nicht. Es sei denn, man glaubte romantisch-verbrämte Historienromänchen.

Widerspruch. Es macht sogar sehr viel Sinn, sich an zu schauen, was wir schon probiert haben und
wie die Entwicklung lief. Die Aufzählung sollte den Trend zur Vereinzelung verdeutlichen.


Soll-Zustand nach meinem Geschmack wäre eine Vision, von der ich weiss, dass sie sich nicht vereinbaren lässt mit den gegebenen Macht-, Wirtschafts-, Umwelt- und Rohstoffgegebenheiten.

Und für Fiktionen bin ich zu realistisch. Träume sind nicht realisierbar. Nicht in meiner verbleibenden Erlebnisspanne. Das Einzige, was man selber tun kann, ist, den nächsten Generationen einen Kodex zu vermitteln, in der Hoffnung, dass er weitergegeben wird und irgendwann greift.

Es gibt auch realistische Träume und Fiktionen. Sonst würden wir noch in der Höhle hausen.
Wenn ich das richtig im Gedächtnis habe, hat Einstein auf die Frage, was seine wichtigste Gabe
wäre, geantwortet: Meine Phantasie.


Dieser Kodex könnte z.B. beinhalten, dass man lebt und leben lässt. Das man andere Meinungen, Kulturen, Religionen, Ansichten, Bildungsstände, Schichten, Geschlechter (!) nicht per se als bedrohlich empfinden muss. Dass man sich damit arrangieren und friedlich auseinandersetzen kann.

Das wird wohl bei den meisten von uns Zustimmung ernten. Wie setzen wir es um?

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #64 am: 27. April 2010, 17:54:57 »
Ihr bietet beide wenig Neues. Versucht doch mal wenigstens die afghanische Bevölkerung nicht als homogene Talibanunterstützer hinzustellen. Dann paßt nämlich so eine Aussage wie die oben plötzlich gar nicht mehr. Erschreckend, wie eindimensional sowas immer dargestellt wird.

Mißverständnis, das zielte genau auf dieses eindimensionale Denken. Auf beiden Seiten.

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #65 am: 27. April 2010, 17:57:17 »
Erschwerend kommt hinzu, dass ich der Meinung bin, dass diejenigen, die derzeit die Macht haben, die Gesellschaft zu formen, ihren Soll-Zustand bereits erreicht haben.

Jeder Versuch, sie davon zu "befreien" wird und muss auf Widerstand stoßen.

Da mache ich mir jetzt nicht in Hose. Widerstände zu überwinden ist Teil meines Alltages.

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #66 am: 27. April 2010, 18:03:50 »
Sie spielen eine Rolle, werden nur gut kaschiert oder in freiwilliger Selbstkontrolle unterdrückt.

Sie spielen im Inneren durchaus eine Rolle, ja. Aber wenn wenn sie nicht in die äußeren Handlungen einfließen,
spielen sie dann eine Rolle?


An erster Stelle, weil es in unserer Zeit als besonders dämlich gilt, idealistisch zu handeln.

Das meine ich. Können dann Ideale eine Abhilfe sein?

Das bedeutet nicht, dass man sie nicht heimlich trotzdem - nun ja - wenigstens gut findet, wenn nicht gar befolgt. Wenn keiner hinsieht.

Warum nicht einfach dazu stehen?

marple

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #67 am: 27. April 2010, 18:04:50 »
Widerspruch. Es macht sogar sehr viel Sinn, sich an zu schauen, was wir schon probiert haben und
wie die Entwicklung lief.

Nun gut, Ergebnis der Nabelschau: try and error. Wenn es tragfähige Modelle gewesen wären, hätten sie gehalten.


Die Aufzählung sollte den Trend zur Vereinzelung verdeutlichen.

Sehe ich nicht so. Vielleicht physische Vereinzelung. Psychisch sind wir weltweitweg ein Dorf. Ich hatte "vorher" nie eine so riesige Spielwiese zum Meinungsaustausch mit anderen intelligenten Individuen.
Trends, Ansichten, Meinungen und Ressentiments verbreiten sich in 0,nichts.

Das ist übrigens auch eine Chance für einen Kodex.

Wenn ich das richtig im Gedächtnis habe, hat Einstein auf die Frage, was seine wichtigste Gabe
wäre, geantwortet: Meine Phantasie.

Phantasie war zu seiner Zeit ja auch noch nicht denunziert als Ewiggestrigkeit und Traumtänzerei. Womit wir wieder bei den versteckten Idealen wären. Utopisten sollten sich als Untergrundkämpfer betrachten und tunlichst jede Öffentlichkeit vermeiden. Zu schnell wirst du in eine politische ecke verdammt, aus der du nicht rausgelassen wirst. Wie jeder, der verzweifelt darauf beharrt, nicht irre zu sein, erst recht ins Irrenhaus kommt.

Ich persönlich bin es leid, meine Träume zuzugeben. Es hat mir außer Häme noch nie was gebracht. Häme ist im Übrigen ein Hauptbestandteil der heutigen Gesellschaft. Gepaart mit Schadenfreude und Besserwissenwollerei. Man könnte es schon fast als Besserwissenwollust bezeichnen.


marple

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #68 am: 27. April 2010, 18:10:38 »
Sie spielen im Inneren durchaus eine Rolle, ja. Aber wenn wenn sie nicht in die äußeren Handlungen einfließen,
spielen sie dann eine Rolle?

Ja. Ich meinte nicht Handlungen, sondern Worte. Wenn du nicht drüber redest, ist es okay, deinen Idealen zu folgen. Nur versuche nie, nie, sie jemandem nahebringen zu wollen, den du nicht entweder geboren oder in Liebe erlebt hast.


Das meine ich. Können dann Ideale eine Abhilfe sein?

Kommt auf die Ideale an. Davon gibts wahrscheinlich ähnlich viele, wie Sand am Meer.


Warum nicht einfach dazu stehen?

Dazu stehen heisst nicht, darüber reden.

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #69 am: 27. April 2010, 18:24:20 »
Ja. Ich meinte nicht Handlungen, sondern Worte. Wenn du nicht drüber redest, ist es okay, deinen Idealen zu folgen. Nur versuche nie, nie, sie jemandem nahebringen zu wollen, den du nicht entweder geboren oder in Liebe erlebt hast.

Warum nicht reden, diskutieren, für seine Ansichten streiten?
Seine Meinung im Dialog mit anderen überprüfen, erweitern, nötigenfalls revidieren?
Ich möchte das nicht missen.

Verzeihung, wenn ich so direkt bin, aber für mich klingst Du nach jemand,
der mal heftige Verletzungen erlitt und immer noch leidet ...


Kommt auf die Ideale an. Davon gibts wahrscheinlich ähnlich viele, wie Sand am Meer.

Sicher gibt es da viele. Aber eines scheint alle anderen zu übertrumpfen:
Selbst möglichst gut da zu stehen.

marple

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #70 am: 27. April 2010, 18:36:31 »
Warum nicht reden, diskutieren, für seine Ansichten streiten?
Seine Meinung im Dialog mit anderen überprüfen, erweitern, nötigenfalls revidieren?
Ich möchte das nicht missen.

Kommt auf den Kreis an. Hier geht es manchmal, im meinem persönlichen Umfeld eher nicht.


für mich klingst Du nach jemand,
der mal heftige Verletzungen erlitt und immer noch leidet ...

Nein. Ich leide nicht. Ich bin auch nicht verwundet. Ich bin nur müde. Man könnte sagen, von Soziallegasthenikern umgeben. Macht aber nichts, normaler Weise mach ich schon mein Maul weit auf.

Aber eines scheint alle anderen zu übertrumpfen:
Selbst möglichst gut da zu stehen.

Das ist kein Ideal. Das ist Kleinbürgeralltag.




Offline nigel48

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #71 am: 27. April 2010, 18:37:30 »
Zitat
Sicher gibt es da viele. Aber eines scheint alle anderen zu übertrumpfen:
Selbst möglichst gut da zu stehen.

ist doch mein reden seit 48:

das füttern der eitelkeit ist der einzige beweggrund.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Dionarap

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #72 am: 27. April 2010, 18:38:46 »
Zitat
Hmm, Gesellschaft mit Idealen und Ethik klingt immer gut. Wie sollen die aussehen und noch wichtiger,
wie willst Du die in die Köpfe bringen?

Wenn ichs wüsste hätte ich schon die Weltherrschaft ;)

Nein im ernst - ich weiss es nicht. Ich glaube heutzutage sind Ideale ein schönes hobby dem man in seiner Freizeit nachgehen kann. Die Verhältnisse sind nicht so, als dass ich mit meinen gelebten Idealen hier zurechtkäme...die von der Gesellschaft propagierten Ideale sind zu stark und haben die größere Lobby.

marple

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #73 am: 27. April 2010, 18:43:32 »
Die Verhältnisse sind nicht so, als dass ich mit meinen gelebten Idealen hier zurechtkäme...die von der Gesellschaft propagierten Ideale sind zu stark und haben die größere Lobby.

Findest du das nicht auch denkwürdig? Ideale können nicht von Propaganda und Lobbyisten festgelegt werden. Ideale sind normalerweise etwas, was über solchen Dingen steht. Das heutzutage alles mögliche Ideal genannt werden darf, ist eben die Manipulation durch verbale Ermüdung.

Ich sag doch - machen und nicht drüber reden.

Eber

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Re:Quo vadis, Gesellschaft?
« Antwort #74 am: 27. April 2010, 18:45:50 »
... im meinem persönlichen Umfeld eher nicht.

Da tust Du mir leid. Ehrlich gemeint.


Nein. Ich leide nicht. Ich bin auch nicht verwundet. Ich bin nur müde. Man könnte sagen, von Soziallegasthenikern umgeben. Macht aber nichts, normaler Weise mach ich schon mein Maul weit auf.

Beruhigend. Aber nicht wirklich glaubhaft.

Das ist kein Ideal. Das ist Kleinbürgeralltag.

Eben. Es ist Alltag.