Mir scheint es aber so zu sein, dass, wenn Leute von einer "Deutungshoheit" reden, es den Begriff wohl gibt. Denn einige Leute hier haben ja verstanden, was damit gemeint ist.
Das es deswegen die "Sache" (also eine tatsächlich anerkannte Hoheit über eine Deutung als Vorrecht einer bestimmten Person, Personengruppe oder Institution) auch geben müsse, ist freilich ein Fehlschluss.
Sehr schön formuliert.
Allerdings haben in manchen Staaten "Deutungshoheiten" Gesetzesform erlangt, wenn etwa die Leugnung bestimmter historischer Erzählungen unter Strafe gestellt wird.
Recht kompliziert, das alles! Ich finde es unvorsichtig, den Diskurs um die "Deutungshoheit" mit "haha!" und "paradox!" abwürgen zu wollen.
Das tut mir leid.
Letztendlich hatte ich behauptet, dass die genannte Dame einfach nur sauer ist, dass nicht alle so denken wie sie und gerade sie "Deutungshoheit" deshalb nicht ablehnt sondern sie für sich beansprucht. Weiterhin habe ich behauptet, dass dieser Gedanke (sauer, dass nicht alle so denken wie sie) recht ... dämlich ist und sie dem Vorwurf der Doofheit nur dadurch entgeht, dass sie solche obskuren Begriffe wie Deutungshoheit verwendet.
Obskur deshalb, weil Deutungshoheit (alleinige Befugnis, etwas zu deuten; alleiniges Recht zu interpretieren, wie sich etwas verhält) keine Entsprechung in der Realität hat. Ein Diktator in Nordkorea darf sich gerne wünschen seinen Leuten zu vorschreiben zu können, was diese zu denken haben. In Realität hat er aber nicht die entsprechenden Mittel dazu, egal was Gesetzbuch etc zu diesem Thema zu sagen haben.
Dazu habe ich das Lied "Die Gedanken sind frei" zitiert, was das Fehlen entsprechender Mittel recht schön verdeutlicht.
Ich denke, was ich denke.
Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießenmit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!
2. Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still’
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!
3. Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles sind rein
vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!