Ich glaube, daß die meisten Menschen einfach nur ziemlich romantische Vorstellungen vom Ruhestand im (billigen) Ausland haben.
Ein Mandant von mir ist übrigens im Frühjahr aus Thailand wieder nach Deutschland gekommen, wegen der besseren ärztlichen Versorgung. Er hat sich Lungenkrebs eingefangen. So viel zur Gesundheit von Nichtrauchern und der medizinischen Versorgung in Thailand. Er lebt jetzt von Hartz IV und meint, die ärztliche Versorgung hier sei prima.
Für mich wäre das nähere Ausland in Betracht gekommen, namentlich Belgien. Auch da kommt es darauf an, wo man sich niederlassen will. "Besser" ist es nirgends; die EU, McDonalds und andere "Kulturträger" sorgen schon seit Jahren dafür, daß sich die Lebensumstände und auch die Mentalität der Menschen überall egalisieren. Es ist egal, ob ich an einem Frankfurter McDonalds Scheiße zu fressen kriege oder an einem in Brüssel. Es ist alles nichts, wenn die typisch belgischen Fritüren alle sterben wie die Ureinwohner von Feuerland an den Masern. Da ist bald nix typisch belgisches mehr, es ist überall bald nur noch derselbe Brei, und genauso wird es in allen anderen Ländern auch werden. Nicht, daß ich wegen der Fritten nach Belgien hätte gehen wollen, aber früher waren die Leute dort nicht so verrückt wie hier, oder wenigstens auf eine mir zuträglichere Art verrückt.
Es gibt mit Sicherheit in Deutschland Ecken, wo man sich halbwegs wohl fühlen kann. Mir hat das Schwäbische da unten in der Ludwigsburger Ecke enorm gut gefallen, auch wenn die Frauen hinter der Wurst- oder Brottheke dort eine so ekehlaft zuckersüße Freundlichkeit am Leib haben, die einen paranoiden Frankfurter Großstadtmenschen sofort in Hab-Acht-Stellung gehen läßt, weil man automatisch die Sauerei hinter der aufgesetzt wirkenden Freundlichkeit sucht. Und das Klima dort unten ist sehr verträglich. Vielleicht lernen die irgendwann sogar, richtigen Wein zu machen.
Vielleicht hab ich aber auch Glück und muß nicht alt werden. Dann hätte ich mir die ganzen Gedanken ums Auswandern völlig umsonst gemacht.