Es könnte sein, daß infolge der Pandemie-Maßnahmen oder anderer geänderter Umstände, die dir vordergründig nicht so tragisch erscheinen, eine zunehmend belastende Unzufriedenheit entstanden ist, die endlich wahrgenommen werden will. Um dem auf den Grund zu gehen, nimm dir einen Stapel Papier, einen Kugelschreiber und sorge dafür, daß du nicht abgelenkt werden kannst (Telefon aus, Radio/TV aus, Klingel abschalten). Und dann schreib auf, was dir gerade durch den Kopf geht. Es muß nicht gleich das Problem an sich sein. Vor allem, wenn du nicht weiß, wie du anfangen sollst, schreibst du halt "Ich sitze hier, aber weiß nicht, wie ich anfangen soll", und voila! ist der Anfang geschafft. Und dann kannst du ja dokumentieren, was du aktuell siehst, auch wenn du es schon kennst. "Ich schaue auf einen hellbraunen Schrank mit vier Schubladen, wovon die unterste doppelt so hoch ist wie die anderen." Die Wände, was auf dem Tisch herumliegt, das Wetter draußen. Was dir von den letzten Ereignissen in Erinnerung kommt und wie du die fandest, was dir aufgestoßen ist und was gut gelaufen ist. Als würdest du einem Außenstehenden um kompetenten Rat bitten wollen, und dazu muß der deine Situation auf den Punkt verstehen können. Und so wirst du allmählich von allein in dein eigentliches Thema kommen.
Versuche dabei, so genau wie möglich zu beschreiben. Bemühe dich, den genau passenden Begriff zu finden. Keine Sauklaue, sondern deutlich lesbar. Und keine schlunzige Sprache oder Abkürzungen, sondern ausformuliert. Erinnere dich, jemand Außenstehendes soll dich verstehen. Der kann nicht deine Gedanken lesen.
Handschrift und Kugelschreiber sind wichtig, weil du über den gespürten Widerdruck Zugang zu deinen eigenen Emotionen bekommst, falls du da blockiert wärest. Am Computer tippen hat es keine Auswirkung aufs Schriftbild, egal wie feste oder sachte du tippst.
Das Ding an diesem Aufschreiben ist, daß einem Details und Zusammenhänge auffallen, die sonst im Alltagstrubel schnell wieder untergehen. Die abweichend vom objektiven Blick auf eine Sache dir persönlich wichtig sind. Und daß du Gedanken, die dir die ganze Zeit in der Rübe rumschwirrten und du vielleicht nicht loslassen mochtest, um sie nicht zu verlieren, nun loslassen kannst, weil ja jederzeit nachzulesen. Das schafft Raum für neue Gedanken, neue Blickwinkel, neue Ideen.
Ansonsten beste allgemeine, vorbeugende Mittel:
- Spaziergänge (alleine ist ja möglich) am besten bei Tageslicht. Oder Sport (dazu brauchts kein Fitneßstudio). Ich ziehe zB ein tägliches Indoor-Programm aus Stretching, Zimmerrad, Rudergerät, Hanteln und Gymnastik durch. Kurze Einheiten à 5-15 Minuten je Station. Und bin trotz Homeoffice fit wie Turnschuh. Erst gestern wieder gemerkt, als ich in 2,50m Höhe mit ausgestreckten Armen eine Hecke beschnitten hab.
- Tageslicht
- Lächeln (wirkt auch umgekehrt, also nicht bloß auf Scherze hin, sondern die Gesichtsmuskeln zum Lächeln verziehen. Die Botschaft ans Hirn mit nachfolgender Stimmungsverbesserung bleibt die gleiche.)