Nämlich was?
Ich habe versucht mich zurückzuhalten aber ich kann es nicht ertragen.
Rechtlich gesehen bin ich keine vereidigte Dolmetscherin und unterliege nur "moralisch" gesehen den Schweigepflicht.
Die ersten 2 Einsätze waren in einem relativ dünn befühlten Unterkunft, ruhig und ich habe schon über die Sorgen der Mutter, dass die Kinder in der Schule zurückgestuft werden und dass die Mädels Ehemänner finden, der Mann arbeiten kann,....berichtet.
Schon am ersten Tag folgte mir eine ältere Frau, bat mich unter 4 Augen zu reden und fing an zu heulen, sie sei mit dem Mann und Sohn geflüchtet aber die verheiratete Tochter mit einem 2 jährigen Kind blieb mit ihrem Mann in der Türkei, der Mann misshandelt und schlägt sie täglich, die Tochter schickt jeden Tag Hilferufe, sie kann es nicht mehr, der Tod wäre ihr lieber als das Leben mit ihm. Die Deutschen sollen ihre Tochter aus dieser Hölle retten und zu ihr holen. Am Anfang war ich kurz dafür mit zu heulen, habe ich es doch geschafft mich zusammen zu reißen in dem ich mit Frau weiter über die Tochter zu unterhalten versuchte, ob sie dem Mann überreden kann nach Syrien zurück und von dort versuchen zu fliehen.... nein das schafft sie nicht, na gut, sie soll ihm bei der Polizei anzeigen um den Missbrauch zu dokumentieren....geht auch nicht. Sie verfolgte mich die ganze Zeit und kann nicht akzeptieren, dass ihre Tochter nicht die einzige Frau auf der Welt, Opfer häuslicher Gewalt ist, sie glaubte im Ernst, dass die Deutschen Länder übergreifend eine missbrauchte Ehefrau mit Kind aus ihre "Familie " in der Türkei "drittes Land" holt, nur weil sie eine Syrerin ist
Danach hat das Rote Kreuz mich wegen einem Arztbesuch beim Frauenarzt gebraucht, der Termin war Vormittag, da musste ich erstmal klären ob ich raus darf. Unser Personaler antwortete: OBB hat es klar gesagt, alles mit Flüchtlinge zu tun hat ist Dienst und geht vor, einfach Dienstgang stempeln und gehen.
Mir wurde gesagt, es handelt sich um eine Schwangere Frau. In der Praxis angekommen, erfahre ich von den überforderten Arzthelferinnen, es seien 2 Frauen und baten mich die Zetteln für die Patientinnen auszufüllen.
Ich versuche es zusammen zu fassen:
1. Frau, wurde mit 14 zwangsverheiratet und somit die Schule verboten bekommen, der Mann hat nicht mal Abitur aber arbeitet gern als Installateur, 3 Jahre mit zwei Jungs, 7 und 10 auf der Flucht in denen die Kinder keine Schule besucht haben. Vor einem Jahr war sie schwanger aber auf Wünsch des Mannes musste sie abtreiben, weil sie eben auf der Flucht sind und fing an zu verhüten. Am Anfang beklagte sie sich wegen Schmerzen, nach und nach meinte sie, ein Mädchen wäre jetzt schön, und fragte immer wieder ob ein Kaiserschnitt von der Kasse übernommen wird(habe ich erwähnt, dass sie zwei Kaiserschnitt hinter sich hat und nur so entbinden kann?)....nach dem die Ärztin erstaunt den Wünsch ihrer Patientin erfüllt hat, antwortete die Frau auf meine Frage, wieso sie das ganze auf sich nimmt: ja, damit wir mehr Leistung bekommen können
(sie erzählte auch, dass der Neffe, der größte von 7 Kinder mitgebracht und nach Berlin zum anderen Onkel geschickt wurde, er ist jetzt 17, der Plan ist, wenn er 18 ist, kann dann die anderen Geschwister holen)
2. Frau wurde mit 13 zwangsverheiratet, hat 6 Kinder zur Welt gebracht, das ist ihr zweite Arztbesuch innerhalb von 3 Wochen...
ominöse Schmerzen vor allem während des Geschlechtsverkehrs, alle Tests und Untersuchungen waren bisher unauffällig, die Ärztin und ich waren mit unserem Latein am Ende. Sie lehnte jede Hilfe ab und füllte sich enttäuscht... bei weiterem Gespräch im Wartezimmer stellt sich daraus, die gute hat sich auf einen gratis kosmetischen Eingriff abgesehen.... tja die
vorgetäuschten Beschwerden konnten nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Ich bin gegangen, weil ich sehe wie die Verwaltung überfordert ist und weil ich dachte, jemand in einem fremden Land in Not ist. Nach 2 Tagen höre ich wie die Vorgesetzten stolz sind so eine "Ressource" zu haben... na und der Einsatz wird noch in der Beurteilung einfließen
.... was für eine Ehre
Ich befinde mich in einem Gewissenskonflikt und weiss ehrlich nicht wie ich persönlich damit umgehen kann, dies habe ich mit meinem SGL besprochen, er wusste auch nicht weiter.
Das andere wurden 2 Arbeitskollegen ohne Ankündigung zu einer Flüchtlingsunterkunft betreut von einer Stiftung abgeordnet, wir sind ohne hin unterbesetzt.....
Er besuchte uns nach einer Woche und war im Allgemein positiv überrascht, seine Worte "ich fülle mich von den Medien richtig verarscht, was sie über diese Länder für Lügen erzählen"
Die Betreuung in dieser Unterkunft scheint gut organisiert zu sein.