Dein Kapitalismus bedeutet auch Zwang und Fremdbestimmung. In erster Linie funktioniert das auf indirektem Wege - der einzelne Mensch hat i. d. R. keine andere Wahl, als sich einer Fremdbestimmung zu unterwerfen, wenn er seinen Lebensunterhalt sichern will. Hier regiert erst einmal das ausschließlich das Faustrecht, der Besitzlose ist dem Privateigentümer der Produktionsmittel schutzlos ausgeliefert, sein Lebensstandard und seine Entfaltungsmöglichkeiten hängen nur davon ab, wie gut seine Arbeitskraft wirtschaftlich verwertet werden kann und wie gut er verhandelt.
achherrjeh, ja, wer leben will, muß sich dem Zwang unterwerfen, etwas zu Essen ranzuschaffen. Dafür kann man das Angebot des Eigentümers der Produktionsmittel annehmen. Muß man aber nicht. Man kann sich auch selber was überlegen oder probieren. Gibt genug Leute, die das machen. Und das ist der Unterschied zur Planwirtschaft. Da muß man sich auch dem Eigentümer der Produktionsmittel unterwerfen, OHNE die Möglichkeit, sich sebständig zu machen. Die ist schlicht und einfach verboten, i.d.R. sogar, weil sie für das Scheitern das Planwirtschaft als Sündenbock dienen muß (Aktion Rose).
Und was hat das mit Faustrecht zu tun? wer wendet zur Durchsetzung seiner Rechte Gewalt an? Gibt's im Kapitalismus keine Gerichte? Faustrecht kenne ich aus dem Sozialismus. Diktatur des Proletariats. Du machst mit oder wirst mindestens ausgegrenzt, wenn nicht sogar eingesperrt oder abgeschoben.
Damit die Besitzlosen den Laden nicht kurz und kleinschlagen, damit die Kapitalisten sich nicht gegenseitig in den Abgrund konkurrieren und wohl auch zur Durchsetzung althergebrachter moralischer Mindeststandards (die dem Kapitalismus fremd sind, die aber aber m. E. aus dem natürlichen oder, wenn Du willst, gottgegebenen Menschsein resultieren) gibt es dann den Staat und die Gewerkschaften als Selbsthilfeorganisationen der Besitzlosen, die dem freien Handeln der Kapitalisten Grenzen setzen.
Ach Käse. Wie kommst du dazu, einem Menschen, nur weil er wirtschaftliche eigenverantwortlich handeln will, jede Moral abzusprechen? Kannst du bitte mal aufhören, immer die Moralkeule rauszuholen? Ich betrachte das nur noch als Versuch, Argumente durch Diskreditierung zu ersetzen. Wo ist die Moral in den Hungerlagern in Nordkorea? Wo war die Moral in Bautzen oder im Gulag? Erzähl mir mehr über die moralischen Mindeststandards der Herrschenden JEDER existierenden oder vergangenen Planwirtschaft. Nimm mal die Scheuklappen runter.
Für den Begriff "Sozialismus" gibt es keine klare Definition. Wenn Du damit meinst, daß man die Kapitalisten durch den Staat ersetzt und die Leute nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im Privatleben bevormundet und im Falle des Frechwerdens diszipliniert (=real existierender Sozialismus in Honeckers DDR, richtiger aber Spießbürgerdiktatur), dann stimme ich Dir zu, daß so ein System nicht wünschenswert und nicht auf Dauer überlebensfähig ist.
oh ja, wieder die alte Leiter, daß das alles kein richtiger Sozialismus war. Es ist aber nun mal so, daß sich jeder Versuch letztlich in die gleiche repressive Richtung bewegt hat. Man kann dessen Prinzipien, die auf er Einschränkung individueller Freiheit basieren, nun mal nur gegen den Willen eines großen Teils der Bevölkerung durchsetzen. Es will sich einfach nicht jeder unterwerfen. Vielleicht wäre diese Problematik weniger eklatant, wenn der Sozialismus zumindest mehr Wohlstand generieren würden, aber genau das tut er ja nun mal nicht. Er hat überall immer nur zu Gleichmacherei in Armut geführt. Der Plan kann nie die Kreativität und Ideen einzelner ersetzen, die man aber braucht. Und dazu braucht man auch Versuch und Fehler. Das ist eine der Stärken des Kapitalismus. Er erlaubt das Scheitern. Vielleicht wäre der Sozialismus aussichtsreicher, wenn dessen Vertreter nicht mit dem Anspruch antreten würden, die prinzipiell besseren Rezepte zu haben. Es ist ein Merkmal aller sozialistischer Gesellschaften gewesen, daß keine Fehler zugegeben wurden. Der Kapitalismus (die Marktwirtschaft) erlaubt eine offene Gesellschaft, weil sie nicht den Anspruch an Fehlerlosigkeit und perfektes Funktionieren hat. Der Sozialsmus als per Definition überlegene Gesellschaftsform kann sich das nicht erlauben. Sobald man dort die Repression abbaut und Fehler und Korrektive zuläßt, bewegt er sich doch wieder in Richtung Marktwirtschaft. Das ist bislang immer so gewesen.
Es ist aber Unsinn, den Kapitalismus als alternativlosen, natürlichen Zustand darzustellen.
Vielleicht wird sich irgendwann was anderes entwickeln. Die Piraten träumen ja vom Maker-Bot-Sozialismus. Was ich aber sicher weiß: es wird nie eine Alternative geben, die in irgendwelchen intellektuellen Zirkeln entwickelt und mit Gewalt durchgesetzt wird. Die wird immer am Widerstand der Menschen scheitern.