Autor Thema: Sprachverirrungen  (Gelesen 24196 mal)

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marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #60 am: 11. Juni 2015, 20:54:42 »
So, und jetzt mal richtig. Suche beim DWDS in 8 Korpora. Treffer nur bei der Zeit, und zwar erst ab 1999.

Soll ich jetzt ein Beweisfoto aus meinem 91er Duden schiessen, oder was?

Und was ist mit den mittelhochdeutschen Wörtern? Das war ein bisschen vor 1999.

Man kann nicht immer recht behalten, Araxes. Auch wenns weh tut.


marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #61 am: 11. Juni 2015, 21:24:07 »
So. Im 80er westdeutschen Duden wars auch schon drin. Als österreichisch/süddeutsch für manuell.

Offline Araxes

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #62 am: 11. Juni 2015, 23:49:57 »
Soll ich jetzt ein Beweisfoto aus meinem 91er Duden schiessen, oder was?

Ist das ein West-Duden? Meine Eltern als Germanisten ärgern sich schon immer über die Modegeilheit des Dudens und daß da jeder Quatsch gleich aufgenommen wird.

Zitat
Und was ist mit den mittelhochdeutschen Wörtern? Das war ein bisschen vor 1999.

Man kann nicht immer recht behalten, Araxes. Auch wenns weh tut.

Im mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke steht's auch nicht drin: http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Da gibt es "handec" mit der Erklärung: "handec adj.schneidend, scharf, bitter."

Übrigens: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=h%E4ndisch

Zitat
süddeutsch: mit der Hand (gefertigt, bewerkstelligt)

Pragmatikangaben:    gebr: österr. ugs.

umgangssprachlich Österreichisch!

Das sagt übrigens auch der Online-Duden: "besonders süddeutsch, österreichisch, EDV-Jargon"

Mag ja sein, daß das von da über Bayern nach Deutschland gekommen ist, aber Hochdeutsch ist das nicht. Da glaube ich eher an die Autorität des DWDS als an den kommerziellen Duden.
« Letzte Änderung: 12. Juni 2015, 00:01:03 von Araxes »

marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #63 am: 12. Juni 2015, 00:16:35 »
Ist das ein West-Duden?

Na rate doch mal bei einer 91er Ausgabe!

Meine Eltern als Germanisten ärgern sich schon immer über die Modegeilheit des Dudens und daß da jeder Quatsch gleich aufgenommen wird.

Das ist völlig irrelevant. Ich kenne das Wort schon ewig und ich bin 50 und auch Germanistin.

Da glaube ich eher an die Autorität des DWDS als an den kommerziellen Duden.

Irrelevant! Wenn das Wort in einem 73er Ostduden schon vorkommt, ist es scheissegal, ob du eher an DWDS glaubst oder nicht.

Manchmal nervst du mich einfach nur mit deiner Besserwissenwollerei. Ich habe Alt- und Mittelhochdeutsch studiert und arbeite mit den richtigen Büchern.

ein Beweisfoto von gerade eben:





Ich werde langsam richtig sauer. Im Prinzip unterstellst du mir, ich sei zu blöd, Duden oder Wörterbücher zu benutzen oder ich würde lügen.

Nur weil du eine Fehlinterpretation nicht zugeben kannst.

Offline Araxes

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #64 am: 12. Juni 2015, 00:33:23 »
Na rate doch mal bei einer 91er Ausgabe!

zeigt her. Steht das da auch als österreichisch drin?

Zitat
Manchmal nervst du mich einfach nur mit deiner Besserwissenwollerei.

Du bist doch genauso besserwisserisch. Ich rege mich nur nicht so künstlich darüber auf.

Zitat


Schön für dich, aber sprechen wir Mittelhochdeutsch? Mag ja sein, daß sich das ins moderne Österreichisch rübergerettet hat.

Zitat
Ich werde langsam richtig sauer. Im Prinzip unterstellst du mir, ich sei zu blöd, Duden oder Wörterbücher zu benutzen oder ich würde lügen.

Was soll denn das Rumgezeter? Ich unterstelle dir überhaupt nichts davon. Ich stelle nur fest, daß das DWDS das Wort nicht kennt und der Duden es als "süddeutsch, österreichisch" kennzeichnet, ebenso wie auch die Uni Leipzig mit dem Zusatz "umgangssprachlich".

Zitat
Nur weil du eine Fehlinterpretation nicht zugeben kannst.

Ich gebe zu, daß das Wort vielleicht kein verunglückter Anglizismus ist, obwohl es so klingt. Hochdeutsch ist es deshalb noch lange nicht. Ich glaube trotzdem, daß es als vermeintlicher Anglizismus jetzt erst populär wird.

Hier, noch einer für dich: https://dict.leo.org/#/search=h%C3%A4ndisch&searchLoc=0&resultOrder=basic&multiwordShowSingle=on

   händisch (Süddt.; Österr.) [ugs.]

Lies auch mal die Diskussion dazu


Noch ein Treffer: http://de.thefreedictionary.com/h%C3%A4ndisch

(umg. österr. schweiz.) mit der Hand; manuell eine Arbeit händisch tun
« Letzte Änderung: 12. Juni 2015, 00:57:30 von Araxes »

marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #65 am: 12. Juni 2015, 01:02:17 »
zeigt her. Steht das da auch als österreichisch drin?

Nein. Sonst hätte ich das schon zugegeben.


Offline DieFrau

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #66 am: 12. Juni 2015, 01:17:01 »
ich habe noch nie drüber gedacht, wir sagen "Schäden etc. händisch reparieren" aber bei Ausschreibungen wird "von der Hand oder manuell" geschrieben.

immerhin wird "händisch" in Langenscheidt nicht erwähnt, das deutsche Wort für manual ist Handarbeit und umgekehrt.
Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat!...Einstein

Offline Araxes

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #67 am: 12. Juni 2015, 01:18:18 »
@marple

Schön, dein alter Duden kennt es. Das DWDS kennt es nicht, und die meisten anderen Quellen kennen es als umgangssprachlich Österreichisch. Ich kenne es erst seit einer Weile und meist von Leuten, die auch Wörter wie "belastbar" oder "committen" benutzen.

Hier noch der Pons für dich:



...mit der österreichischen Flagge dran.

Offline Nikibo

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #68 am: 12. Juni 2015, 06:09:00 »
Was ist an "belastbar" schon wieder falsch? Ist doch bei Stellenangeboten/Bewerbungen/Zeugnissen sehr gebräuchlich.

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Offline Stachelhaut

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #69 am: 12. Juni 2015, 07:46:45 »
Sinnlose Worthülse, Stellenausschreibungssprache. Genau wie der unsägliche Schlußsatz "Gute Kenntnisse in Suaheli und einschlägige, im Ausland erworbene Berufserfahrung runden Ihr Profil ab.".
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marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #70 am: 12. Juni 2015, 10:59:09 »
Ich finde es bedenklich, dass es überhaupt Diskussionen über einzelne Wörter gibt. Als würde der Sprachschatz nicht sowieso immer weiter abnehmen.

Belastbar ist ein normales Wort und im richtigen Kontext auch sinnvoll.

Wenn es in einem Zusammenhang gebraucht wird, der euch nicht gefällt, disqualifiziert das nicht das Wort, sondern den Nutzer.

Ich bin ein Freund von gelungenen Wortneuschöpfungen. Die Welt verändert sich und es kommt immer wieder zu Situationen, in denen der alte Wortschatz nicht mehr den genauen Punkt trifft.

Alt- und Mittelhochdeutsch war zu der jeweiligen Zeit gültiges Hochdeutsch. Heute würde es nicht mehr ausreichen. Wenn man sich schon damals gegen Neues gewandt hätte, hätten wir heute einige Probleme.

Offline Nikibo

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #71 am: 12. Juni 2015, 11:14:00 »
Nee, das meinte ich nicht, Stachelhaut, es ging ja um den nichtdeutschen Ursprung.
« Letzte Änderung: 12. Juni 2015, 11:18:22 von Nikibo »
Tiere sind die besseren Menschen.

marple

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #72 am: 12. Juni 2015, 11:23:45 »
Meine Eltern als Germanisten ärgern sich schon immer über die Modegeilheit des Dudens und daß da jeder Quatsch gleich aufgenommen wird.

Ich glaube, hier liegt einfach ein falsches Verständnis für die Aufgabe des Dudens vor. Der Duden ist nicht das Gesetzbuch für richtiges Hochdeutsch, sondern ein Nachschlagewerk für die richtige Schreibweise aller bekannten Wörter. Der durchschnittliche Nutzer wird gerade bei neuen Begriffen Fragen zur Schreibweise und Silbentrennung oder Bedeutung haben. Dafür ist der Duden da.

Und da ist es einfach irrelevant, ob sich Sprachwissenschaftler die Haare raufen oder nicht. Jedem steht es frei, Neusprech zu vermeiden.

Offline Stachelhaut

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #73 am: 12. Juni 2015, 11:44:54 »
Man kann sagen: Der Stahlträger ist mit bis zu 300 kg belastbar. Man kann auch sagen: Der Stahlträger ist belastbar. Letzteres heißt: Der Stahlträger bricht nicht unter dem eigenen Gewicht zusammen, wenn man ihn verbaut. Außerdem kann man noch eine unbestimmte Last draufpacken. So eine Aussage ist sinnlos.

"belastbar" ist ein relativer Begriff. Wer nur sehr eingeschränkt belastbar ist, ist auch belastbar. Nicht belastbar wäre nur ein Bewerber, der nicht bereit ist, überhaupt zur Arbeit zu erscheinen.
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Offline Araxes

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Re: Sprachverirrungen
« Antwort #74 am: 12. Juni 2015, 11:45:27 »
Was ist an "belastbar" schon wieder falsch? Ist doch bei Stellenangeboten/Bewerbungen/Zeugnissen sehr gebräuchlich.

Ist einfach ein einfallsloses Manager-Modewort als Ersatz für das jeweils bessere Adjektiv, das irgendwie hochgestochen klingen soll.

belastbare Zahlen => fundierte Zahlen
belastbare Aussage => begründete Aussage
belastbares Dokument => verlässliches Dokument

Interessant ist, was das Synonym-Wörterbuch dazu sagt:

"athletisch, baumstark, belastbar, belastungsfähig, bärenstark, derb, drahtig, kernig, kraftstrotzend, kraftvoll, männlich, massiv, robust, rüstig, stark"

"Belastbar" beschreibt also eine körperliche Fähigkeit. Insofern wird es meist nur noch falsch verwendet.